Mit der 0:2-Niederlage gegen England kracht Deutschland aus der EM. Seinen Abschied hat sich Jogi Löw sicherlich anders vorgestellt. Geknickt ergibt er sich dem Interviewmarathon nach der Partie. Danach sitzt er mit gesenktem Kopf im Bus, der aus dem Wembley-Stadion fährt.
Was wurde nicht alles geschrieben nach den Peinlich-Auftritten der DFB-Elf gegen Spanien (0:6) und Nordmazedonien (1:2). Der 61-Jährige stand heftigst in der Kritik, bekam aber das Vertrauen für die EM-Endrunde. Alle rauften sich zusammen, schürten Hoffnungen, träumten gar vom Titel. Und jetzt das. Die nächste Riesenenttäuschung. Und wer trägt die Hauptschuld? Natürlich der Trainer. Wieder wird Löw in Deutschland zum Prügel-Jogi.
«Das ist ein bisschen ernüchternd. Man fühlt sich ohnmächtig. Ich verstehe nicht, warum der Bundestrainer so lange wartet mit Umstellungen», sagt Ex-DFB-Captain Michael Ballack bei MagentaTV. Auch für die späten Wechsel findet der 44-Jährige keine Erklärung.
«Das war Alibi»
Jamal Musiala (18), der gegen Ungarn mit seinem Kurz-Einsatz überzeugt hat, kommt erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit – beim Stand von 0:2. «Das war Alibi, das bringt gar nichts», so Hertha-Manager Fredi Bobic, «das muss sich der Bundestrainer vorwerfen lassen. Auch in der Vergangenheit waren seine Wechsel schon fragwürdig.»
«Ausgerechnet im 198. und letzten Spiel der Ära Joachim Löw lernen wir den Bundestrainer als Angsthasen kennen, der verzagten und passiven Fussball spielen lässt», schreibt das Online-Portal Spox.
Lehren nicht gezogen
Ohnehin wird das Konzept von Löw in Frage gestellt – aber auch der Verband wird in die Mangel genommen. Es sei die «Strafe für drei Jahre Stümpern», schreibt Sport1. Niemand habe seine Lehren aus dem WM-Blamage 2018 gezogen und Löw selbst den Moment des Absprungs verpasst.
«Der Bundestrainer war schon lange vor seinem letzten Spiel in der Verantwortung für die Nationalmannschaft kein Mann mehr, der noch einmal etwas hätte bewegen können», so die «Frankfurter Allgemeine».
Hin und Her mit Müller und Hummels
Sein angestrebter Umbruch gipfelte im Hin und Her bei Thomas Müller (31) und Mats Hummels (32) – nach der Endrunde in Russland mit Jérôme Boateng (32) aussortiert und für die EM wieder berufen. Wie gehts für die beiden weiter? «Ich glaube, das war das letzte Länderspiel von Müller und Hummels», so Ex-Profi und Experte Bastian Schweinsteiger gegenüber der ARD. Wie «Sport Bild» schreibt, würden sich auch Toni Kroos (31) und Ilkay Gündogan (30) mit einem Rücktritt befassen.
Hummels lässt seine Zukunft noch offen. Der BVB-Star werde sich mit dem Thema erst in ein paar Wochen befassen. Dann ist ein neuer Mann an der Seitenlinie der Deutschen. Hansi Flick (56) wird bekanntlich die Position des Bundestrainers übernehmen. In die Karten seiner Personalplanung lässt sich der Ex-Bayern-Trainer nicht schauen. (smi)