Man könnte meinen, im Fussball gebe es keine Geheimnisse mehr. Es gibt Trainer, die lassen die Spieler sogar im Schlaf überwachen. Doch bei aller Datenerhebung und dem tonnenweise Videomaterial über Mannschaften aus aller Welt: Es gibt sie noch, die Geheimnisse, mit denen die Gegner überrascht werden können.
Dumm nur, wenn da der Trainingsplatz ausgerechnet unter einem 217 Meter hohen Turm mit Besucherplattform liegt. Für 10,50 Euro ist man nach 40 Sekunden Liftfahrt oben und hat eine prächtige Aussicht über Stuttgart und Umgebung. Und eben: Auf das Gazi-Stadion, in dem die Nati trainiert. Spionage-Alarm im Schweizer EM-Camp!
Eckball-Varianten, Standardschützen, Startelf vs. Reservisten – alles einsehbar aus luftiger Höhe. Scheinbar ein Leichtes also für ungarische, schottische und deutsche Spione, die letzten Nati-Geheimnisse aufzudecken und an ihre Cheftrainer weiterzugeben.
Der Turm bleibt offen, aber ...
Doch der Schweizerische Fussballverband hat vorgesorgt: Bei der Areal-Besichtigung vor einigen Monaten wurde der Schweizer Delegation zugesichert, dass während der Trainings die Sicht vom SWR-Fernsehturm auf den Trainingsplatz erschwert wird.
Der Turm bleibt jederzeit offen für Besucher. Doch in jenem Bereich auf der Plattform, von dem aus Spähen ins Gazi-Stadion möglich ist, verhindern während den Nati-Trainings Absperrungen, dass man bis an die Brüstung treten kann. Im Restaurant unter der Plattform werden im entsprechenden Bereich die Rollläden heruntergelassen. Und darauf, dass allfällige Spione auch nicht mit Teleskopstangen oder Ähnlichem zu Werke gehen, hat eigens aufgebotenes Sicherheitspersonal ein Auge.
Übrigens: Im Fernsehturm hat die SRF-Crew um Moderator Rainer Maria Salzgeber und Nati-Experte Beni Huggel ihr EM-Studio eingerichtet. Gesendet wird jedoch jeweils am Abend – dann also, wenn der Trainingsbetrieb der Nati längst schon ruht.