Quizfrage: Wie viele Penaltytore hat Xherdan Shaqiri für die Schweizer Nati erzielt? Das Gefühl sagt: Das müssen in der 14-jährigen Länderspiel-Karriere mit 122 Einsätzen einige gewesen sein. Bei einem Entscheidungsspieler, wie es der 32-Jährige in der Nati-Offensive ist. Der Blick in die Statistik aber verrät: Im Testspiel gegen Estland verdoppelt Shaqiri seine Quote – von 1 auf 2.
Das erste Mal vom Punkt trifft er im Nati-Dress im vergangenen Herbst beim 3:0 gegen Andorra, als er den Endstand besorgt. Und nun gegen die Balten: Den ersten Versuch versemmelt er sogar, darf dann aber nochmals ran, weil der VAR einen zu früh in den Sechzehner startenden Esten ausgemacht hat. Den zweiten Schuss versenkt Shaqiri dann problemlos.
Gutes Gefühl für die EM
An seinen 31. Länderspieltreffer dürfte sich Shaqiri kaum ewig erinnern, da gab es wichtigere und spektakulärere in der Vergangenheit. Und da dürfte die Umarmung mit Kick-off-Stargast Marco Odermatt länger Bestand halten.
Aber kurzfristig wird das Erfolgserlebnis Gold wert sein: Weil das Tor dem wichtigsten Schweizer Offensivspieler ein gutes Gefühl für die EM vermittelt.
Die Testspiele im März gegen Dänemark (0:0) und Irland (1:0) haben einmal mehr offenbart, wie abhängig wir in der Disziplin «Tore schiessen» von Shaqiri sind. Sei es als Vorbereiter oder Torschütze – Letzteres war er mit einem frech getretenen Freistoss gegen die Iren. Ein genialer Moment war das, wie es ihn auch in den EM-Gruppenspielen gegen die Ungarn und die vermutlich massiv stehenden Schotten brauchen wird.
Seit Anfang Jahr nur zwölf Einsätze
Hinter Shaqiris Form steht zeit seines Wechsels in die USA im Winter 2022 ein Fragezeichen. Wie fit ist er noch? Verliert er durch das mittelmässige MLS-Niveau an Qualität? Seit Anfang Jahr hat er nur 745 Ligaminuten (12 Einsätze) mit Chicago in den Beinen. Negativ gesehen: Ihm fehlt Rhythmus. Positiv gesehen: Shaq ist frischer als die anderen Nati-Leithammel, die seit Saisonbeginn 50 oder mehr Spiele absolviert haben.
Die Laufwege mögen, auch wegen des Alters, kürzer geworden sein, die Künstlerpausen länger. Aber unverzichtbar ist die Nummer 23 weiterhin. Klar, Estland ist ein inferiorer Gegner. Von «glänzen» zu sprechen, wäre übertrieben. Aber Shaqiri ist beim Startfurioso in der Luzerner Swissporarena einer der Auffälligsten, hat die erste Topchance (vergibt sie aber fahrlässig), steckt zweimal herrlich auf seine Mitspieler durch und schlägt dann auch die punktgenaue Flanke auf den Kopf von Fabian Schär. Den Abstauber versenkt Nico Elvedi zum 3:0.