Nati-Gruppengegner Deutschland kommt am Montagabend gegen die Ukraine nicht über eine Nullnummer hinaus. Nicht das Resultat, das sich der Gastgeber anderthalb Wochen vor Beginn der Europameisterschaft erhofft hat.
Entsprechend selbstkritisch äussern sich die Spieler nach Schlusspfiff. «Es war nicht so, dass wir leichtfertig Chancen verspielt haben», sagt Thomas Müller (34) gegenüber der ARD. 27-mal schossen die Deutschen in Richtung des ukrainischen Tores, nur fünfmal musste Goalie Trubin allerdings eingreifen. «Wir wollten das Beste draus machen, aber es gibt manchmal so Tage.» Er hadert vor allem damit, dass ihnen das Quäntchen Glück für den Torerfolg gefehlt hat.
Keinen Grund für Nervosität
Konkret meint er etwa die Szene von Maxi Beier (21), der mit seinem Lattenschuss die grösste Chance vergibt. Beier begeistert bei seinem Debüt. «Wir brauchen die Frische, den Witz von den Jungen», sagt Müller. Man könne zwar jeden verstehen, der vor seinem ersten Spiel «vielleicht bisschen ins Hemd machen würde». Aber das könne die Mannschaft nicht brauchen. «Es gibt keinen Grund für irgendeinen, hier nervös zu sein», findet der Routinier klare Worte. Und wenn einer nicht nervös war, dann Beier. Zur Grosschance kommt er schon kurz nach seiner Einwechslung.
Joshua Kimmich (29) trauert ebenfalls den vielen guten, aber ungenutzten Chancen hinterher. Allerdings will er dem Resultat nicht zu viel Gewicht geben. Denn es war «schon viel da, was wir brauchen». Das sieht auch Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) so. «Natürlich hätten wir lieber 2:0, 3:0 gewonnen», sagt er. «Aber wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht.»
Das sehen auch die Fans so. Pfiffe für die Mannschaft? Fehlanzeige. Die gibts nur für einen: Olaf Scholz (65). Als der Bundeskanzler vor der Partie vom Stadionsprecher begrüsst wird, gehen die Worte in einem Pfeifkonzert unter.
Gute defensive Leistung
Für einen ist das Spiel vor allem aus einem Grund wichtig: Manuel Neuer (38) steht erstmals seit der WM 2022 wieder im Tor der Deutschen. Gegenüber der ARD betont er, dass die Mannschaft eine gute defensive Leistung gezeigt hat. Zu den fehlenden Toren sagt er: «Ich hoffe, dass das in der Gruppenphase anders aussieht.»
Bevor diese für Deutschland mit dem Spiel gegen Schottland (14. Juni, 21 Uhr) beginnt, steht ein letzter Test an. Am Freitag empfängt man Griechenland. Spätestens dann will man die EM-Euphorie so richtig entfachen.