Egal, ob Dreierkette oder Viererkette. Ob hinten links, in der Mitte oder hinten rechts. Es gibt keine Defensivposition, die Manuel Akanji (28) bei Manchester City noch nicht gespielt hat. In dieser Saison wurde der Nati-Star von Pep Guardiola (53) sogar regelmässig im defensiven Mittelfeld eingesetzt.
Doch wie sieht es in der Nati aus? Läuft Akanji an der EM plötzlich in der Schaltzentrale neben Captain Granit Xhaka auf? «Ich mache die Aufstellung nicht. Ich spiele dort, wo es mich braucht», sagt Akanji. «Aber in der Mitte der Dreierkette fühle ich mich wohl. Auch, weil ich die Möglichkeit habe, mich mal ins Mittelfeld fallenzulassen.»
Akanji will Stürmer-Rolle ausprobieren
Ernsthafte Überlegungen, den besten Nati-Verteidiger im defensiven Mittelfeld laufenzulassen, gibt es bislang keine. Im Training hat Murat Yakin (49) diese Woche auf Experimente verzichtet. Dabei hatte der Nati-Trainer bei der Kaderbekanntgabe im Mai noch davon gesprochen, Akanji im Notfall sogar im Sturm zu bringen.
Was aus Sicht von Yakin wohl halb als Scherz, halb ernst gemeint war, klingt für Akanji selbst gar nicht so abwegig. «Ich würde es gerne mal ausprobieren. Wenn es die letzte Möglichkeit ist und wir unbedingt noch ein Tor brauchen, warum nicht?», so der Wiesendanger.
Als Kind habe er zwar als Stürmer gespielt, in seiner Profi-Karriere allerdings noch nie. «Für 90 Minuten kann ich mir es darum eher weniger vorstellen», so Akanji mit einem Augenzwinkern. «Das sind ganz andere Laufwege, mit und ohne den Ball. Ich weiss darum auch ehrlich gesagt nicht, ob das fitnesstechnisch überhaupt möglich wäre.»
«War nach Saisonende kaputt»
Akanji hat in den letzten Monaten ein Monster-Programm absolviert. Premier League, Ligacup, Champions League, Klub-WM, FA Cup – insgesamt 48 Spiele für ManCity kommen so zusammen. Dazu noch acht Partien für die Nati. «Nach dem letzten Saisonspiel war ich kaputt», gesteht Akanji. Die wenigen freien Tage vor dem Einrücken ins Nati-Camp hätten aber richtig gutgetan. «Nach den ersten Trainings hatte ich schon wieder richtig Lust auf Fussball!»
Eine Pause im Testspiel gegen Estland sei für ihn darum kein Thema gewesen. «Granit und ich haben gemeinsam mit Murat entschieden, dass wir spielen werden», sagt Akanji. «Wir werden sehen, wie es gegen Österreich aussieht. Aber natürlich würde ich gerne wieder zum Einsatz kommen.»
Nati-Defensive plötzlich wieder sattelfest
Sollte Yakin am Samstag erneut auf seinen Abwehrchef setzen, wird dieser wie gewohnt das Zentrum der Dreierkette besetzen. Daneben dürften sich Nico Elvedi, Fabian Schär und Ricardo Rodriguez um die beiden anderen Plätze duellieren. Zuletzt funktionierte das neue System mit einer Dreierabwehr gut. In den Testspielen gegen Dänemark (0:0), Irland (1:0) und Estland (4:0) blieb die Nati dreimal hintereinander ohne Gegentor.
«Ich glaube, wir haben schon vorher ganz gut verteidigt», sagt Akanji. «Aber oft haben wir aus einer Chance immer gleich ein Gegentor kassiert.» Den Wechsel auf eine Dreierkette habe der Mannschaft dennoch gutgetan. Und in welchem System fühlt sich nun der Nati-Star am wohlsten? «Mir persönlich spielt das keine Rolle», so Akanji. Kein Wunder, bei einem Spieler, der offenbar fast jede Position spielen kann.