Was gab es Hohn und Spott für Ciro Immobile nach dem Viertelfinal-Spiel Italiens gegen Belgien (2:1)! Der Stürmerstar der Azzurri wird kurz vor dem 1:0 durch Barella im Strafraum getroffen, windet sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden und hält sich das Bein.
Doch so schlimm scheint alles nicht zu sein. Denn als Sekunden später Barella das Führungstor erzielt, steht Immobile plötzlich auf, um mit seinen Teamkollegen jubeln zu können.
Wunderheilung binnen Sekunden? Natürlich nicht … Immobile ist wohl noch ein letztes Überbleibsel der früher viel gescholtenen italienischen Fussballer-Generation, wo die grosse Schauspielkunst dazugehörte wie der Sugo zur Pasta.
«Ciro ist ein super Typ»
Immobile musste sich indes auch von den eigenen Teamkollegen etwas anhören. Innenverteidiger Bonucci erzählt an der Pressekonferenz vor dem Halbfinal gegen Spanien: «Das sind Sachen, die auf dem Platz passieren. Die Emotionen und die Freude über ein Tor, besonders in solchen Spielen, können so gross sein, dass es dir jeden Schmerz vertreibt. Ciro ist ein super Typ und sehr korrekt. Nochmals: Das passiert auf dem Platz. Auch wir haben gelacht und uns über ihn lustig gemacht – aber das wars.»
Konsequenzen hat das ganze Theater für Immobile nicht. Fussball-Romantiker und -Romantikerinnen hoffen nun für heute Abend, dass er doch gegen Spanien darauf verzichten möge.
Das Büchsenwurfspiel vom Bökelberg
Der Vorwurf, die Italiener liessen sich besonders leicht fallen und würden häufiger den sterbenden Schwan mimen, ist in den letzten Jahren – auch dank dem neuen Spielstil der Squadra Azzurra – immer mehr verloren gegangen.
Getragen wird der schlechte Ruf von der Vergangenheit. Am Ursprung steht Roberto Boninsegna, der bei einem Europacup-Spiel 1971 zwischen Inter Mailand und Gladbach von einer Getränkedose getroffen wurde. Boninsegna brach zusammen und liess sich mit der Bahre vom Feld tragen.
Deutsche Fans und Medien tobten, warfen dem Inter-Stürmer Schauspielerei vor. Die Uefa griff ein und annullierte den 7:1-Sensationssieg der Gladbacher. Die Borussia schied dann aus.
Die Ironie der Geschichte: Beim 0:0 im Wiederholungsspiel foulte Boninsegna einen Gegenspieler derart hart, dass der sich Schien- und Wadenbein brach. Auch er wurde vom Feld getragen … (rae/leo)