Als die Erde leicht bebte, weil ganz Italien vor Freude aufgesprungen war, als Gianluigi Donnarumma den entscheidenden Penalty von Saka im EM-Final pariert hatte, zeigte «Gigio» keine Regung. Er schlich aus dem Fünfmeterraum, cool und scheinbar unbeteiligt. Erst als ihn seine Mitspieler von hinten packten und ausser sich vor Freude zu Boden rissen, realisierte er, dass das Spiel zu Ende war, dass Italien Europameister ist und er, Gianluigi Donnarumma, plötzlich weltbekannt und ein Held.
Diese kuriose Szene wird bestimmt in Erinnerung bleiben von dieser EM. Wie auch das sympathische Auftreten der Italiener, ihre leidenschaftlichen Gesangskünste, ihre grossartigen Fussballkünste. Alle Siege, Tore, Gefühle, Paraden, die ganze Freude vereinigen sich symbolisch in diesem einen Pokal, den Captain Giorgio Chiellini als erster in die Höhe stemmen durfte nach geschlagener Schlacht.
Der versilberte EM-Pokal, benannt nach dem Franzosen Henri Delaunay, dem ersten Uefa-Generalsekretär und geistigem Vater der Fussball-Europameisterschaft. Ein Wanderpokal, den die Italiener jetzt geniessen, küssen und in den Händen halten dürfen, der aber weitergereicht werden muss, wenn ein neuer Europameister gekürt ist. Donnarumma allerdings muss sich nie mehr trennen von seinem Pokal. Er trägt ihn jetzt als farbiges Tattoo auf dem Unterarm. Ein bisschen musste er dafür auf die Zähne beissen wie man im Video erkennt. Aber es sieht toll aus und man fragt sich, was geschieht, wenn Donnarumma, der erst 22-jährig ist, noch weitere wichtige Pokale gewinnen wird? Mit seinem neuen Klub PSG die Champions League zum Beispiel, oder mit Italien den WM-Titel in Katar…