Wie der SFV am Freitagvormittag bekannt gibt, hat Murat Yakin (49) seinen Vertrag als Nati-Trainer verlängert. Bis wann genau lässt der Verband in einer ersten Mitteilung offen. Am Montag wollen die Verantwortlichen über die weiteren Details informieren. Bereits jetzt ist aber klar: Auf Yakin wartet viel Arbeit. Blick nennt die dringendsten Aufgaben:
Goalie-Wechsel managen
Die dringendste und wohl auch heikelste Aufgabe von Yakin. Falls Yann Sommer (35) nicht von sich aus zurücktritt oder ins zweite Glied rücken möchte, muss der Nati-Trainer durchgreifen. Lässt er den Schweizer Rekord-Goalie bis zur WM 2026 im Tor, dürfte er die bisherige Nummer 2, Gregor Kobel (26), verlieren. Dieser wird auf keinen Fall weiter hinter Sommer anstehen wollen. Darum ist klar, wie Yakins Entscheid ausfallen muss. Bis Herbst muss die Rochade auf der Goalie-Position vollzogen sein. Und zwar so, dass Sommers Verdienste um das Nationalteam in den vergangenen zehn Jahren gewürdigt werden.
Generationswechsel vorantreiben
Mit einem Durchschnittsalter von 27,7 Jahren stellen die Schweizer eines der ältesten EM-Teams. Im Hinblick auf die WM 2026 ist zumindest ein kleiner Generationenwechsel nötig. Diesen hat Yakin bereits sanft angeschoben. Mit Ruben Vargas (25), Dan Ndoye (23) Noah Okafor (24) und Zeki Amdouni (23) hat der Nati-Trainer in seiner dreijährigen Amtszeit aber nur vier U25-Spieler regelmässig eingesetzt. Fabian Rieder (22) und Leonidas Stergiou (22) dürften nun die Nächsten sein. Ardon Jashari (21) wartet dagegen seit der WM 2022 auf eine Einsatzminute. Auch Becir Omeragic (22) und Aurèle Amenda (20) sind Kandidaten, die in den kommenden Monaten eigentlich zwingend eine Chance bekommen müssen.
Beziehung zu Xhaka weiter stärken
Einer der Hauptgründe für die starke EM ist die gestärkte Beziehung zwischen Yakin und Granit Xhaka (31). Auch wenn beide stets das Gegenteil bekräftigten, waren besonders im vergangenen Herbst Spannungen zu spüren. Doch der Nati-Trainer scheint verstanden zu haben, wie er mit seinem Captain umgehen muss. Xhaka kann bei vielen Themen mitreden. Es ist kein Zufall, dass die Nati seit diesem Jahr in einem System aufläuft, das jenem von Xhaka-Klub Leverkusen ähnelt. «Ich bin ein Spieler, der das Vertrauen vom Trainer extrem braucht, der diese Wärme auch braucht. Ich glaube, das ist mittlerweile mit Muri sehr, sehr gut. Wir reden über sehr viele Sachen, wir sind sehr offen zueinander», sagte Xhaka während der EM.
Umgang mit verdienten Spielern
Wie man es nicht machen sollte, hat Vorgänger Vladimir Petkovic (60) gezeigt. Dieser hatte langjährigen Nati-Stützen wie Blerim Dzemaili oder Valon Behrami in einem Kurz-Telefonat mitgeteilt, künftig nicht mehr auf sie zu setzen. Sollte Yakin in den kommenden Jahren nicht mehr mit gestandenen Nati-Spielern wie Fabian Schär (32), Remo Freuler (32), Steven Zuber (32) oder Ricardo Rodriguez (31) planen, muss er direkt kommunizieren und Lösungen für einen würdigen Abschied finden.
Problemfälle verhindern
Noah Okafor (24) hat eine ganz bittere EM hinter sich. Der Milan-Stürmer ist in Deutschland ohne eine einzige Spielminute geblieben. Dabei zählte der Baselbieter in der Vergangenheit eigentlich zu Yakins Lieblingsspielern. Allerdings kritisierte Yakin Okafor bereits nach dem März-Zusammenzug öffentlich, die Quittung bekam dieser an der EM. Aus dem Umfeld der Nati war zu hören, dass Okafor mit seiner neuen Rolle ganz und gar nicht zufrieden ist, was man auch gelegentlich seiner Körpersprache angemerkt hat. Auch Xherdan Shaqiri (32) dürfte mit seiner Joker-Rolle nicht vollkommen zufrieden gewesen sein. Aber auch der Noch-Chicago-Star hat seinen Unmut noch nicht öffentlich kundgetan. Darum ist es wichtig, dass Yakin solche Spieler bei Laune halten kann.
Kommunikationsfehler beheben
Vielleicht Yakins grösste Schwäche. Immer wieder erlaubt sich der Nati-Trainer kommunikative Fehltritte. Zum Beispiel vor der EM, als er mit Uran Bislimi (24) und Albian Hajdari (21) zwei Lugano-Profis für das Pre-Camp in St. Gallen nominierte, obwohl diese aufgrund des Cupfinals erst eine Woche später einrücken konnten. Kurz bevor die beiden dann zur Nati stiessen, teilte Yakin den beiden am Telefon mit, dass sie gar nicht mehr einzurücken brauchten. Und das, obwohl der Nati-Trainer Bislimi und Hajdari in Aussicht gestellt hatte, sich in der Vorbereitung für ein EM-Ticket aufdrängen zu können.
WM-Quali eintüten
Vier Siege aus zehn Spielen haben der Nati für die EM-Quali gereicht. Doch wollen die Schweizer 2026 zum siebten Mal nacheinander bei einem grossen Turnier dabei sein, muss in der WM-Quali deutlich mehr kommen. Dort werden die 54 Uefa-Nationalteams in zwölf Gruppen mit je vier oder fünf Teams eingeteilt. Nur die Gruppensieger qualifizieren sich direkt für die WM, die Gruppenzweiten müssen zwei Playoff-Runden überstehen. Umso wichtiger ist es, im ersten Lostopf zu landen, um den ganz grossen Brocken in der Quali aus dem Weg zu gehen. Ausschlaggebend dafür ist die Fifa-Weltrangliste. Dort ist die Nati aktuell das zehntbeste europäische Team. Um diesen Platz zu halten, muss die Nati schon ab September in der Nations League ordentliche Resultate liefern.