Turbulente 17 Monate
Von Xhakas Rundumschlag zum neuen Vertrag

Die Nati steigt mit Murat Yakin auch in die Zukunft. Der neue Vertrag ist auch das letzte Kapitel von 17 turbulenten Monaten im Verhältnis des Nati-Trainers mit dem SFV.
Publiziert: 12.07.2024 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2024 um 14:12 Uhr
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Murat Yakin hat gut lachen: Er bleibt Nati-Trainer.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Die Vertragsverlängerung mit Murat Yakin kostet den Verband eine Menge Geld. Der Basler dürfte rund ein Drittel mehr kassieren als die bisher rund 750’000 Franken (inkl. Prämien) pro Jahr. Yakins Poker ging damit auf, als er im Frühjahr das Angebot des SFV ausgeschlagen hat und ohne neues Vertragspapier in die EM steigen wollte.

Der SFV hätte Yakin günstiger haben können, verpasste es aber, teils aus verständlichen Gründen, den Nati-Trainer frühzeitig bis zur WM 2026 zu binden. Ein Rückblick auf turbulente 17 Monate:

Im Frühjahr 2023 vor Beginn der EM-Qualifikation zeigt sich Yakin offen, seinen bis Ende 2023 befristeten Vertrag zu verlängern – zu vergleichbaren Konditionen wie bisher. Der SFV steigt darauf nicht ein, womöglich hat das krachende Aus an der WM in Katar gegen Portugal beim einen oder anderen Entscheidungsträger Zweifel gesät, ob Yakin auch langfristig der richtige Mann ist.

Die Nati startet als haushoher Favorit in ihre EM-Quali-Gruppe und legt einen überzeugenden Start hin. Gegen Rumänien gibts zwar nur ein 2:2 nach zwei späten Gegentoren, die Nati dominiert aber 70 Minuten lang das Spiel. Es ist alles im Lot.

Xhakas Rundumschlag

Es ist September, die Nati bereitet sich im Wallis auf die Quali-Spiele im Kosovo und gegen Andorra vor. Die Trainingsplätze entsprechen nicht den Standards, die sich die Spieler aus den europäischen Top-Klubs gewohnt sind. Und die Intensität im Training ist überschaubar, gleichzeitig macht der SFV noch Werbung für den lokalen Tourismus und zelebriert einen Teamevent in den Walliser Weinbergen. Nach einem miesen Auftritt in Pristina und dem Last-Minute-Gegentor zum 2:2 bricht es aus Granit Xhaka heraus. Der Captain sorgt mit seinem Rundumschlag gegen Yakin und den Verband für ein kleines Erdbeben. Es ist der Startschuss in einen Herbst, in dem es drunter und drüber geht.

Captain Xhaka schäumt nach Kosovo-Remis
2:31
Kritik an Nati-Trainings:Xhaka schäumt und teilt mächtig aus

Es ist Oktober, als die Nati hautnah erlebt, dass es Wichtigeres als Fussball gibt. Drei Tage vor der geplanten Abreise nach Tel Aviv bricht in Israel der Gaza-Krieg aus. Derweil durchlebt Yakin auch persönlich eine schwierige Zeit, seine Mutter Emine ist schwer krank, ihr Tod absehbar. Die Nati-Spieler geniessen unverhofft eine kurze Pause in ihrem durchgetakteten Kalender und bereiten sich dann auf das Heimspiel gegen Belarus vor. Nach einem 20-minütigen Blackout mit drei Gegentoren schrammt die Nati an einer monumentalen Blamage vorbei. Das 3:3 zeigt, irgendetwas stimmt nicht. Yakin wird erstmals seit der WM 2022 gefragt, ob er seinen Job in Gefahr sehe.

Schlechte Stimmung

Nun ist Feuer im Dach. Das Verhältnis zwischen Yakin und Captain Xhaka gilt als angespannt, auch die Stimmung im Team ist nicht die beste, für viele ist die Nati mehr Pflichtprogramm als Kür während des intensiven Herbsts mit ihren Klubs. Im SFV laufen im Hintergrund verschiedene Gespräche, vor allem die lateinische Fraktion im Verband scheint einer Alternative zu Yakin nicht abgeneigt zu sein. Auch wenn Nati-Direktor Pierluigi Tami später mehrmals betont, nie mit anderen Trainern in Kontakt gewesen zu sein. Immer wieder fällt der Name von Lucien Favre. Seit seinem Rausschmiss in Nizza ist der Waadtländer ohne Job.

Im November kommts zum Showdown in der EM-Quali mit drei Spielen innerhalb von sieben Tagen, nachdem das Israel-Spiel von der Uefa im ungarischen Felcsut angesetzt wird. Yakin trauert um den Tod seiner Mutter Emine, die Anfang November im Alter von 89 Jahren stirbt. Trotzdem nimmt der Nati-Trainer seine Pflichten wahr und verzichtet sogar auf eine Teilnahme an der Beerdigung. Intern ist er angezählt, denn die Nati befindet sich im Abwärtsstrudel.

Gegen Israel, das zu Beginn auf seine besten Kräfte verzichtet, kommt die Nati im aufgrund der Umstände bizarren Spiel nur zu einem 1:1. Drei Tage später im ausverkauften Joggeli bietet sich dasselbe Szenario gegen den ersatzgeschwächten Kosovo, als die Schweiz eine Führung aus der Hand gibt. Nur dank der Schützenhilfe Rumäniens hat die Nati das EM-Ticket gesichert – und muss nicht für ein Endspiel nach Bukarest reisen. Xherdan Shaqiri, der Dienstälteste im Nati-Dress, sagt, dass es offensichtlich sei, dass etwas in der Mannschaft nicht stimme.

Tami zählt Yakin an

In Bukarest herrscht dicke Luft, nicht nur wegen des 0:1, der ersten Niederlage des Jahres. Statt den von Xhaka vor Kampagnen-Start geforderten zehn Siegen, sind es nur vier geworden. Tami zählt seinen Trainer im Interview mit SRF öffentlich an und untermauert seine Aussagen danach in den Katakomben des Stadions, als er der schreibenden Presse 25 Minuten Red und Antwort steht. Kommt es zum grossen Knall? Oder darf Yakin bleiben, dessen Vertrag sich dank der Quali automatisch bis zum Turnier verlängert hat. Zumindest SFV-Präsident Dominique Blanc hatte diesem schon vor dem Zusammenzug den Rücken gestärkt, in dem er in einem Interview sagte, Yakin bleibe im Fall einer Quali bis zur EM Nati-Trainer.

Die gross angekündigte Auslegeordnung muss in einem Schnellverfahren gemacht werden, schliesslich steht zehn Tage später bereits die EM-Auslosung in Hamburg an, dann muss geregelt sein, ob es mit Yakin weitergeht. Wenige Tage später ist klar: Er darf bleiben. Der Zentralvorstand entscheidet sich trotz interner Matchkämpfe und harscher medialer Kritik dafür, dass dieser seinen Vertrag erfüllen darf. Eine mögliche Verlängerung – im Normalfall wäre nach einer Quali dafür der richtige Zeitpunkt – ist kein Thema, auch wenn die Konditionen für den SFV günstig wären.

Die Verantwortlichen verabschieden sich in die Ferien, trotzdem werden erste Retuschen vorgenommen. Für Assistent Vincent Cavin, ein Vertreter der welschen Fraktion, gibt es keine Zukunft mehr, wenige Tage später unterschreibt er einen Vertrag beim amerikanischen Verband. Die Suche nach einem neuen Assistenten beginnt.

Mit Contini gehts aufwärts

Die Suche zieht sich hin, der SFV kassiert eine Reihe von Absagen, dann ist der neue Assistent endlich gefunden: Mit Giorgio Contini holt Yakin einen alten Bekannten ins Boot, der sich im Nachhinein als Glücksfall erweist. Zudem intensiviert der Nati-Trainer seine Beziehung mit Captain Granit Xhaka. Mehrmals besucht er diesen in Düsseldorf, bezieht ihn in seine Überlegungen mit ein. Dabei reift auch die Erkenntnis, von einer Vierer- auf eine Dreierkette umzustellen, so wie sie der Bundesliga-Leader Leverkusen fabriziert.

Erste Früchte trägt die neue Konstellation im Zusammenzug im Frühjahr in La Manga. In den Testspielen in Kopenhagen und Dublin kassiert die Nati kein Tor und findet zur defensiven Stabilität zurück. Für Tami ist Yakin «Plan A», wenn es um die Zukunft der Nati geht. Und er sagt: «Wenn er an der EM Erfolg hat, wird es für den Verband teuer.»

Yakins Poker geht auf

Im April startet der SFV den Versuch, mit Yakin zu verlängern, damit die Situation auch ab August geklärt ist. Die Verantwortlichen spüren, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat, ganz sicher sind sie sich aber nicht, weswegen sie ihm ein Angebot machen, bei dem der Verband bei einer missglückten EM mit relativ geringem finanziellen Schaden aus dem Vertrag aussteigen könnte. Denn klar ist: Geht die EM in die Hose, ist Yakin nicht mehr zu halten.

Doch er dreht den Spiess um, schlägt das Angebot aus und sagt, dass er ohne Vertrag an die EM fahren werde. Yakin, so scheint es, ist wieder der Alte. Er pokert. Und gewinnt.

«Das ist nicht das Ende dieser Mannschaft»
9:05
Nati-Hoffnung nach EM-Aus:«Das ist nicht das Ende dieser Mannschaft»
Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Luxemburg
Luxemburg
0
0
0
1
Nordirland
Nordirland
0
0
0
1
Slowakei
Slowakei
0
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Winner Ger/Ita
Winner Ger/Ita
0
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Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
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1
Kosovo
Kosovo
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1
Slowenien
Slowenien
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1
Schweden
Schweden
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Schweiz
Schweiz
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Gruppe C
Mannschaft
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Belarus
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Griechenland
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Loser Por/Den
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Schottland
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Gruppe D
Mannschaft
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Aserbaidschan
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Island
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Ukraine
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Winer Fra/Cro
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Gruppe E
Mannschaft
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Bulgarien
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Georgien
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Türkei
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1
Winner Esp/Ned
Winner Esp/Ned
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Gruppe F
Mannschaft
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Armenien
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Ungarn
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Irland
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Winner Por/Den
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Gruppe G
Mannschaft
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Finnland
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Litauen
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Malta
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Polen
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Gruppe H
Mannschaft
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Österreich
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Bosnien und Herzegowina
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1
Zypern
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1
Rumänien
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San Marino
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Gruppe I
Mannschaft
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1
Estland
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1
Israel
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Moldawien
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Norwegen
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Kasachstan
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Liechtenstein
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Nordmazedonien
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Wales
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Gruppe K
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Albanien
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Serbien
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Tschechien
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Färöer
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Gibraltar
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