Logisch ist es eigentlich nicht, dass England und Spanien sich im Final begegnen. Zumindest, wenn man alle EM-Teilnehmer nach ihren geschätzten Marktwerten betrachtet und sortiert. Dann hätten die Spanier ihr Ticket für den Flug nach Berlin den Franzosen überlassen müssen. Selbst die portugiesische Seleção wird noch teurer eingestuft.
Doch glücklicherweise entscheiden immer noch Tore über Sieg und Niederlage. Über Freud und Leid. Und da behielt «La Furia Roja» im Halbfinal gegen «Les Bleus» die Oberhand. Und die Portugiesen scheiterten eine Runde davor ausgerechnet an den Franzosen. So oder so, es ändert nichts an der Tatsache, dass uns im Berliner Olympiastadion ein Final der Superlative erwartet.
Regulierung? Langweilig!
Noch nie gab es ein EM-Endspiel, das so teuer war. Zusammengerechnet sind Spanien und England, laut Transfermarkt, 2,5 Milliarden Euro wert. Das sind zwar geschätzte Zahlen. Astronomisch sind sie trotzdem. Und belegen eines: In diesem so simplen und wunderbaren Sport steckt immer mehr Geld drin.
Ein Ende von diesem Wahnsinn ist nicht in Sicht. Wirkliche Sorgen scheint sich niemand zu machen. Denn statt Regulierung wird munter weiteres Geld reingesteckt. Ob sich das irgendwann rächt und das ganze System platzt? Es scheint eine Frage der Zeit. Dass man anfangs der Coronakrise – und das ist erst vier Jahre her – von aufkommender Demut im Fussball sprach, gleicht heute jedenfalls einem schlechten Witz.
Beim EM-Final 2016 zwischen Portugal und Frankreich waren die beiden Nationen kumuliert nicht einmal eine Milliarde wert. 840,5 Millionen Euro, um exakt zu sein. Dabei waren die beiden Teams gespickt mit Stars. Auf der Seite des späteren Europameisters waren da Cristiano Ronaldo (39) und Renato Sanches (26), der in jenem Jahr zu den grössten Zukunftsversprechen der Welt gehörte. Bei den Franzosen spickten die Namen von Paul Pogba (31) und Antoine Griezmann (33) heraus.
Fällt bald die nächste Marke?
Acht Jahre später hat sich der Wert der beiden Nationen, die es in den Final geschafft haben, damit mehr als verdreifacht. Es ist aber nicht das erste Mal, dass der Wert zweier Mannschaften im letzten Turnierspiel die 2-Milliarden-Euro Marke knackt. Bereits an der Euro 2020, die wegen der Pandemie ein Jahr später ausgetragen wurde, war es so weit. Die Kader von Italien und England wurden damals auf 2,1 Milliarden Franken geschätzt.
Wagen wir einen Blick voraus: Entwickeln sich die Marktwerte ähnlich wie in der Periode 2021 bis 2024, dann kratzen die Finalisten an der EM 2028 im Vereinigten Königreich und Irland an der 3-Milliarden-Marke. Klingt utopisch? Ist es aber nicht. Da ausserdem Überraschungen, wie es Griechenland 2004 oder Dänemark 1992 waren, zunehmend ausbleiben.
Auch die Prämien steigen
Ein Final der Superlative ist es aber nicht nur wegen der Marktwerte. Auch was die Uefa an Prämien auszahlt, verdient diesen Begriff – auch wenn die jüngste Entwicklung nicht ganz so heftig wie bei den Marktwerten ausfällt. Insgesamt hat der Verband den 24 teilnehmenden Nationen eine Summe von 331 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zwar ist dieser Betrag ähnlich hoch wie vor drei Jahren. Doch es sind trotzdem gut 10 Prozent mehr als 2016 und zweihundert Millionen mehr als noch vor zwanzig Jahren an der EM in Portugal.
An dieser Europameisterschaft hat allein Spanien bisher 20,25 Millionen Euro verdient. Die Engländer wegen der zwei Unentschieden in der Gruppenphase eine Kiste weniger. Nun geht es im Final um weiteres Geld. Der neue Europameister bekommt weitere acht Millionen Euro. Der Verlierer geht – anders als in der restlichen K.-o.-Runde – nicht leer aus und darf sich immerhin mit 5 Millionen Euro trösten. Auch nicht schlecht.