Gazzetta-Journalist über den Achtelfinal-Kracher
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«Es gibt noch viele Zweifel»:Gazzetta-Journalist über den Achtelfinal-Kracher

Gazzetta-Journalist Luigi Garlando warnt die Schweiz
«Gefährlich – vielleicht werdet ihr überheblich»

Die Schweiz ist Favorit, denkt Luigi Garlando, Starschreiber der renommierten «Gazzetta dello Sport». Sie müsse aber aufpassen, nicht überheblich zu werden und abzuheben.
Publiziert: 27.06.2024 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2024 um 18:27 Uhr
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Luigi Garlando, Starschreiber der renommierten «Gazzetta dello Sport» in Italien.
Luigi Garlando, «Gazzetta dello Sport»

Die Schweiz hat mir in den Gruppenspielen besser gefallen als Italien. Sie hat mehr Identität und mehr Gewissheit. Beides geht uns ab. Wir wissen heute noch nicht mal, ob wir mit zwei oder drei Stürmern spielen. Und wer Calafiori ersetzt. Bei uns herrscht grosse Ungewissheit. Und viel weniger Enthusiasmus, denn die Niederlage gegen Spanien hat Spuren hinterlassen. Ihr hingegen seid euphorisch. Eine Niederlage gegen die Schweiz, die zum ersten Mal in der Länderspiel-Geschichte beider Länder als Favorit ins Rennen steigt, ist durchaus denkbar.

Italien bleibt Italien ...

Vielleicht, so hat man den Eindruck, wenn man Freuler und Yakin so reden hört, werden die Schweizer gar etwas überheblich. Die Rolle des Favoriten ist gefährlich. Denn Italien bleibt Italien, hat mehr Erfahrung in K.o.-Runden. Die Schweiz muss auf der Hut sein, muss diesen Enthusiasmus bewahren und nicht übertreiben. Aber nochmals: Aufgrund der grossen Zweifel, die uns umtreiben, ist es gerechtfertigt, dass sich die Schweizer als Favoriten fühlen.

Ein grosser Zweifel ist zum Beispiel der Ersatz von Calafiori. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, als er noch bei Basel spielte. Manchmal schreibt der Fussball solche Fabeln. Calafiori ist förmlich explodiert. Wie 1978. Da ist ein gewisser Cabrini auch explodiert. Auch der hatte null Nationalmannschafts-Erfahrung.

... aber es bestehen einige Probleme

Trainer Luciano Spalletti ist nicht das einzige Problem, das zu diesen Zweifeln geführt hat. Aber er ist Teil davon. Er ist ambitiös und lässt einen schwierigen Fussball spielen. Und das in einem Jahr mit wenig Zeit und wenig Trainingseinheiten. Auch er ist Neuling an einem so grossen Event. Weshalb er unbedingt seine Nerven und Emotionen kontrollieren muss. Und er darf nicht Verwirrung stiften, in dem er zu viel wechselt.

Und natürlich auch die Fehde zwischen Journalisten einerseits und Verband sowie Mister (Trainer) auf der anderen. Aber das hat bei uns Tradition. Der schlimmste Zoff war ja jener von 1982, als Dino Zoff ein Silenzio Stampa verhängte. Das war heftig und das Klima so vergiftet, dass es sogar im Parlament zum Thema wurde und ein Senator sagte, dass nur Diebe weniger arbeiten und mehr verdienen würden als Nationalspieler …

Aufgezeichnet: Alain Kunz.  

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