Die Schiedsrichter-Leistungen an der EM sind eine Wohltat
Starke Schiris, offene-Sohle-Irrsinn ist abgeschafft

Mit ganz wenigen Ausnahmen wie der Rumäne Kovacs bei Türkei vs. Tschechien waren die Schiris an dieser EM kaum ein Thema. Dank dem Debattierverbot und der Abschaffung der Offene-Sohle-Auslegung. Stark, sagt Alain Kunz.
Publiziert: 27.06.2024 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 10:51 Uhr
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Die Kartenorgie von Ref Istvan Kovacs im letzten Gruppenspiel dieser EM kann den Eindruck nicht trüben. Die Refs waren stark.
Foto: keystone-sda.ch
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Alain KunzReporter Fussball

Es ist vielleicht eine Laune des Schicksals, dass ausgerechnet im allerletzten Gruppenspiel der Schiedsrichter im Fokus stand wie in keinem der 35 Spiele zuvor nicht. Mit 19 Karten (17x Gelb, je einmal Gelb-Rot und Rot) stellt Schiedsrichter Istvan Kovacs bei Türkei gegen Tschechien einen neuen EM-Rekord auf. Bislang lag dieser bei zehn Karten.

Kovacs' irrsinniger Rekord als Ausnahme

Das Verrückte dabei: Der Rumäne machte in seinen Regelentscheidungen nicht viel falsch. Okay, ganz falsch war: beim 2:1 der Tschechien abzupfeifen, bevor die Aktion zu Ende war. So nahm er dem VAR die Interventionsmöglichkeit. Der hätte festgestellt, dass da kein Foul vorlag.

Übers Ganze gesehen waren die Schiedsrichterleistungen gut bis sehr gut. Die Refs boten wenig Angriffsfläche. Das lag primär an ihnen, zu denen auch Sandro Schärer gehörte, der eigentlich ein K.-o.-Spiel verdient. Aber auch an Regelanpassungen. Und an Ref-Boss Roberto Rosetti, der ganz offensichtlich die richtigen Vorgaben machte.

Das Debattierverbot unbedingt bei uns einführen

So hat das Debattierverbot mit dem Schiedsrichter für alle Spieler, die nicht die Captainbinde tragen oder mit diesem Amt betraut sind, wenn der Goalie Spielführer ist, voll eingeschlagen! Diskussionen gab es in der Tat wohltuend weniger. Also: Unbedingt auch bei uns einführen.

Und: Die automatischen Offene-Sohle-Karten gehören der Vergangenheit an. Auch das ist eine Wohltat, denn dieser Automatismus war für die Schiedsrichter einerseits Alibi und andrerseits eine von ihnen contre cœur anzuwendende, stumpfsinnige Auslegung – und damit vollständig abzulehnen. Was an dieser Stelle schon immer bemängelt worden war. Nun ist also die Einsicht gereift, für das «Stempeln» des Fusses, Knöchels oder Schuhs wegen fahrlässigen Einsteigens Gelb zu geben. Wie es sein soll! Wunderbar.

Die verbliebenen Problempunkte: Halten und Hands

Blödsinn sind Beanstandungen in deutschen Medien, gewisse VAR-Entscheide würden zu lange dauern. Lieber Gewissenhaftigkeit bis zur richtigen Entscheidung als schnell eine falsche. Keine Diskussion!

Und so werden einzig Halten im Strafraum (auch am Trikot) sowie Handspiel nach wie vor kontrovers gepfiffen. Aber das liegt in der Natur der Sache. Beim ersten Fall setzen die Schiedsrichter die Grenze, wann sie pfeifen und wann nicht, unterschiedlich hoch an. Und bei Fall zwei werden die Diskussionen ewig und nie schwarz-weiss sein, solange die Handspielregel so ist, wie sie ist.

Unter dem Strich: Man darf sich ohne Spielleitungs-Vorbehalte auf die K.o.-Phase freuen. Sheriff Kovacs wird dann längst zurück in Rumänien sein.

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