Allzu viele Details kriegt Lars Lunde (57) nicht mit, als er am Samstag davon hört, was Christian Eriksen widerfahren ist. Lunde sitzt als Assistenztrainer der zweiten Mannschaft von Münsingen BE in Bolligen BE auf der Bank, als ihn erste Nachrichten erreichen. «Ich bin zwar voll auf das Spiel fokussiert, aber das Handy habe ich dennoch dabei. Und danach habe ich schon geschaut, was da los war.»
Mehr News gibts in der Pause des Münsingen-Matches. Und danach sieht sich Lunde auch die Bilder an. «Die Fernsehanstalten bleiben da viel zu lange drauf. Einmal sah man Eriksens Gesicht in Grossaufnahme, als er bewusstlos war. Bewusstlose sehen immer schockierend aus. Das hätte nicht sein müssen. Da hätte sofort ein Zelt hingehört. Aber die waren in Kopenhagen wohl nicht darauf vorbereitet.»
«Ein Restrisiko bleibt im Leben immer»
Und Lunde kann sehr wohl beurteilen, was es heisst, bewusstlos zu sein. Er ist Lagerungspfleger in der Hirslanden-Klinik Beau-Site in der Stadt Bern. «Aber ein Arzt bin ich natürlich auch nicht. Deshalb kann ich nichts dazu sagen, was genau vorgefallen ist. Was die Gründe sein könnten. Die Spieler werden ja heutzutage auf Herz und Nieren gecheckt. Bei uns haben sie damals nur geschaut, ob Knochen und Bänder heil sind. Aber alles sieht man bei keinem Check. Ein Restrisiko bleibt im Leben immer.»
Im ersten Moment verstand der zweifache dänische Nationalspieler nicht, dass das Spiel später wieder aufgenommen wurde. Doch nach ein paar Stunden findet auch er: «Nachdem Christian eine Videobotschaft geschickt hat, dass die Jungs spielen sollen und beide Teams das auch wollten, war das okay. Aber die dänischen Spieler waren dann nicht mehr in der Lage, eine vernünftige Leistung zu bringen. Speziell Eriksens bester Kumpel Simon Kjaer. Unter normalen Umständen hätten wir das Spiel gegen Finnland niemals verloren und den Penalty so kläglich verschossen. Jetzt wirds eng. Aber wir können immer noch weiterkommen. Dänemark kann sowohl Belgien wie auch Russland schlagen.»
Erinnerungen an Lundes eigenen Unfall
Doch das Wichtigste sei im Moment ohnehin was anderes: «Nämlich dass Christian keine Folgeschäden davonträgt und wieder vollständig gesund wird.» Lunde selber hatte ja auch einen schrecklichen Unfall, allerdings mit dem Auto. Da hing sein Leben auch an einem seidenen Faden. Hat er an diesen Moment gedacht, als er sah, wie Eriksen wiederbelebt werden musste? «Eine Parallele gibts. Nämlich die, dass ich bei mir immer das Schlimmste ausgeblendet habe und nur vom Positiven ausging. Das tue ich bei Christian nun auch.»