Der Transfer-Sommer 2023 ist in der Schweiz seit wenigen Stunden passé. Seit Donnerstagabend 18 Uhr dürfen die Klubs keine Spieler mehr auf dem internationalen Markt verpflichten und seit Mitternacht auch nicht mehr auf dem nationalen.
Gemäss Transfermarkt haben die Super-League-Vereine gut 46 Millionen Euro in diesem Sommer ausgegeben. In Wahrheit dürfte dieser Betrag noch höher sein, da nicht alle Ablösesummen bekannt sind. Trotzdem bleibt er im Vergleich zu den Top-5-Ligen auch dann Peanuts. Der Trend zeigt allerdings – trotz der zwischenzeitlichen Coronakrise – auch hierzulande, dass kontinuierlich mehr Geld für Spieler ausgegeben wird.
Spielerei mit Beratern
Dabei wird in den Augen der Laien und genauso von Experten immer wieder ein mittelmässiger Spieler überteuert transferiert. Deshalb ist auf der Blick-Redaktion die Frage aufgetaucht, wie teuer eigentlich die Transfers unserer Nati-Stars hauptsächlich aus den 1990ern in der heutigen Zeit gewesen wären.
Für diese Zahlenspielerei hat sich Blick bei einigen Spielerberatern unabhängig voneinander umgehört. Konkret sind ihnen folgende sechs Namen samt den Transfers sowie den damals bezahlten Ablösesummen vorgelegt worden:
Heinz Hermann, von GC zu Xamax (1986/87) – 480 Tsd. €
Stéphane Chapuisat, von Bayer 05 zum BVB (1991/92) – 1,35 Mio. €
Alain Sutter, von Nürnberg zu Bayern (1994/95) – 1,40 Mio. €
Ciriaco Sforza, von Kaiserslautern zu Bayern (1995/96) – 3,30 Mio. €
Stephane Henchoz, von Blackburn zu Liverpool (1999/00) – 5,40 Mio. €
David Sesa, von Lecce zu Napoli (2000/01) – 7,25 Mio. €
Xhaka müsste seinen Rekord abgeben
Eins ist klar: Alle wären um ein x-faches teurer und sie würden in der Liste der Schweizer Rekordtransfers zur absoluten Spitze gehören. Angeführt würde die Liste neu von Sforza. Die befragten Berater gehen davon aus, dass Bayern München heute bis zu 65 Millionen Euro in die Kassen von Kaiserslautern überweisen müsste.
Schon deutlich weniger müsste der BVB für Chapuisat an Bayer 05 – heute: KFC Uerdingen – ausgeben. Von bis zu 45 Millionen Euro ist die Rede. Damit würde er gleich viel kosten, wie der tatsächliche Schweizer Rekordtransfer Granit Xhaka, der zu Beginn der Saison 2016/17 für 45 Millionen von Borussia Mönchengladbach zu Arsenal wechselte. Einer dürfte mit dieser Schätzung der Berater aber nicht einverstanden sein: Ottmar Hitzfeld (74). Die Trainerlegende schätzte 2018 im Blick-Interview den Marktwert von Chapuisat. «Sicher 100 Millionen. Gut möglich, dass englische Klubs auch 150 für ihn hinlegen würden.»
Definitiv nichts mit diesen Sphären hat allerdings Sesa zu tun. «Würde er heute zu Napoli wechseln, müsste der italienische Meister 35 Millionen hinblättern», meint ein befragter Berater. Noch billiger wären Henchoz und Sutter weggekommen. Ihnen hängen die Spieleragenten ein Preisschild von 25 Millionen Euro um. Der Wechsel von Hermann von GC zu Xamax wäre derweil immer noch der günstigste, von den für die Zahlenspielerei ausgewählten Transfers. Die Berater schätzen, dass die Neuenburger heute weniger als 10 Millionen Euro nach Zürich schicken müssten. Damit wäre der frühere Mittelfeldspieler innerhalb der Super League aber immer noch einer der teuersten Transfers.
Neymar nur noch auf Platz 8
Der allerteuerste Transfer der Fussballgeschichte wäre übrigens der brasilianische Ronaldo. Demnach müsste Inter heute rund 430 Millionen Euro – statt 28 Millionen Euro – an Barcelona zahlen. Das ergibt allerdings nicht die Zahlenspielerei dieser Zeitung mit den Spielerberatern, sondern Berechnungen von Standard-Football.
Das italienische Statistikbüro hat frühere Top-Transfers neu berechnet. Dafür haben die Analysten mittels eines Algorithmus die Ablösesummen ins Verhältnis der Inflation gesetzt. Als Referenzwert haben sie dabei den Wechsel von Neymar für 222 Millionen von Barcelona zu PSG gewählt. Der Brasilianer wird in der «neuen» Rangliste weit nach hinten gespült.
So wären neben Ronaldo auch Gabriel Omar Batistuta (281 Mio. Euro), Marco van Basten (328 Mio. Euro), Christian Vieri (335 Mio. Euro), Michel Platini (335 Mio. Euro) und Maradona (340 Millionen Euro) deutlich teurer. Werte, mit denen unsere Stars nicht mithalten können.