«Als Trainer wünscht man sich einen Spieler wie Xhaka»
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Rahmen über Ex-U21-Spieler:«Als Trainer wünscht man sich einen Spieler wie Xhaka»

«Genau das, was Tuchel sucht»
Warum Xhaka Bayerns Transfer-Probleme hätte lösen können

Die «Holding Six» ist in diesem Jahr der «heisse Scheiss» auf dem Transfermarkt. Die Bayern hofften vergeblich auf eine – und schauen nun etwas neidisch auf Bayer Leverkusen mit Granit Xhaka.
Publiziert: 07.09.2023 um 15:15 Uhr
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Hätte Granit Xhaka die Transferprobleme von Bayern München lösen können?
Foto: DUKAS
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Oliver GörzBlattmacher Sport

Heute schliesst in der Schweiz das Sommer-Transferfenster. Ab 18 Uhr dürfen die Klubs keine Spieler mehr auf dem internationalen Markt verpflichten und ab Mitternacht auch nicht mehr auf dem nationalen. Damit endet hier wie zuvor schon in fast allen grossen europäischen Ligen ein Spektakel, das uns Fussball-Fans jeden Sommer in seinen Bann zieht – und uns irgendwo zwischen Faszination und Schaudern zurücklässt. Mit wilden Gerüchten, zähen Pokerspielchen, irrwitzigen Millionen-Summen und dramatischen Deadline-Days.

Viermal wurde in den zurückliegenden Wochen die 100-Millionen-Grenze erreicht oder überschritten – jedenfalls wenn man in Euro rechnet. Am teuersten waren die beiden defensiven Mittelfeldspieler Declan Rice (von West Ham zu Arsenal) und Moisés Caicedo (von Brighton zu Chelsea), die jeweils für rund 115 Millionen innerhalb der Premier League wechselten. Ein paar prall gefüllte Geldkoffer dahinter: Jude Bellingham und Harry Kane, für die je 100 Millionen aufgerufen wurden.

Auf den ersten Blick mag es erstaunen, dass die Defensivstrategen bei der Ablöse die offensiven Ballzauberer abgehängt haben. Doch wie überall bestimmen auch hier Angebot und Nachfrage den Preis, und der Transferhit des Sommers hiess nun mal «Holding Six».

Tuchel und das Warten auf die «Holding Six»

Was nach einem Fachbegriff aus dem Kegeln klingt, ist in Wirklichkeit der «heisse Scheiss» von unterhalb der Transfer-Ladentheke, der sozusagen nur auf dem Schwarzmarkt zu völlig überhöhten Preisen gehandelt wird. Wer’s nicht glaubt, sollte mal Bayern-Coach Thomas Tuchel fragen. Der wartet noch immer darauf, dass ein Agent mit hochgeschlagenem Mantelkragen und tief ins Gesicht gezogenem Hut an der Säbener Strasse auftaucht und ihm seinen Wunschspieler verkauft.

Vom Portugiesen João Palhinha sollen sie in München ja angeblich schon Fotos im Bayern-Trikot gemacht haben. Dessen Klub Fulham hatte man signalisiert, dass Geld keine Rolle spielt. Aber weil eben Ersatz so schwer zu kriegen ist, machten die Engländer trotz der weit über Marktwert gebotenen 65 Millionen im letzten Moment einen Rückzieher.

Dass Tuchel nun schmollt, ist beim Blick auf sein Kader schwer nachzuvollziehen. Schliesslich hat er ja mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka zwei erstklassige Spieler, die oft genug auf der Sechser-Position ihren Mann gestanden haben. Aber nach Tuchels Rechnung ist 6 eben nicht gleich 6. Denn während Kimmich und Co. Wanderer zwischen den defensiven und offensiven Fussball-Welten sind, macht eine echte «Holding Six» niemals auch nur einen Schritt zu viel nach vorne. Sie ist besonders für spielbestimmende Teams mit grossem Offensivdrang, die den Ball möglichst in der gegnerischen Hälfte halten wollen, eine unverzichtbare Lebensversicherung.

Casemiro ist «bester Leibwächter der Welt»

Als Paradebeispiel gilt da der Brasilianer Casemiro, der mit Real Madrid in den vergangenen zehn Jahren fünfmal die Champions League gewann. Nur dank seiner Kompromisslosigkeit hatten Künstler wie Luka Modric, Isco und Cristiano Ronaldo den Freiraum für ihre Geniestreiche. So wurde Casemiro von Modric vor Jahren einmal mit dem Titel «bester Leibwächter der Welt» geadelt.

Wobei die Meinungen – je nachdem, wen und wann man fragt – natürlich auseinandergehen. Heute ist für viele der Spanier Rodri das Nonplusultra der defensiven Mittelfeldspieler. Wer weiss, ob Manchester City ohne ihn im Juni die Champions League gewonnen hätte ...

Neeskens, Souness und vor allem Matthäus

Doch auch in früheren Jahrzehnten gab es stilprägende Abräumer, die den Spielmachern den Rücken freihielten und heute in keiner Hitliste der besten Sechser aller Zeiten fehlen dürfen. In den 70ern war das vor allem Johan Neeskens, der «Prinz» hinter «König Johan» Cruyff. Für den damaligen Holland-Trainer Rinus Michels stellten die beiden die ultimative Mischung aus «Kreativität und Zerstörung» dar. Ein paar Jahre später kam das schottische Raubein Graeme Souness, das sie in Liverpool bis heute als Ikone verehren. Zwischen 1978 und 1984 führte der Mittelfeldstratege die Reds zu fünf englischen Meisterschaften und drei Europapokal-Titeln in der Königsklasse – nicht ohne auf dem Weg dorthin so manchem gegnerischen «Zehner» schmerzhaft in die Parade zu fahren.

Einer, der weniger für seine Grätschen bekannt war, stattdessen eher für seine herausragende Spielübersicht, ist Lothar Matthäus. Wohl deshalb thront der Weltmeister von 1990 in vielen Sechser-Rankings des modernen Fussballs zuoberst.

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«Granit Xhaka wäre vielleicht genau das gewesen, was Tuchel bei Bayern sucht.»
Fussball-Legende Lothar Matthäus
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Die Rückennummer 6 trug er dabei allerdings nur zu Beginn seiner Karriere, bei Borussia Mönchengladbach. Bei Bayern, Inter Mailand und der deutschen Nationalmannschaft waren es später die 8 und die 10 – und doch kam bei ihm die defensive Pflicht stets vor der offensiven Kür.

Da Matthäus’ Meinung bis heute Gewicht hat, lässt es aufhorchen, wenn er vor ein paar Tagen als TV-Experte zum Thema Sechser sagt: «Granit Xhaka wäre vielleicht genau das gewesen, was Tuchel bei Bayern sucht.» Doch der Schweizer Nati-Captain wechselte bekanntlich von Arsenal zu Leverkusen – und das für vergleichsweise bescheidene 15 Millionen Euro.

Macht Königstransfer Xhaka Leverkusen zum Titelanwärter?

Wie sehr der neue Chef im Leverkusener Mittelfeld das Team von Trainer Xabi Alonso schon an den ersten drei Spieltagen geprägt hat, ist an seinen Spitzenwerten für Pässe, Assists und Balleroberungen, die die Statistikplattform Okta veröffentlicht hat, eindrucksvoll abzulesen. Und während Xhaka sich in diesen Tagen auf seine Nati-Einsätze gegen den Kosovo (Samstag) und Andorra (Dienstag) konzentriert, grüsst sein neuer Klub in der Bundesliga von der Tabellenspitze.

Ob dies nur eine Momentaufnahme ist oder der Königstransfer Xhaka Leverkusen zu einem echten Titelanwärter macht, dürfte sich schon am Freitag in einer Woche zeigen. Dann gastiert Bayer bei den Bayern – und Tuchel kann sich im Spitzenspiel aus nächster Nähe ein Bild davon machen, ob andere in der zurückliegenden Transferphase ihre Hausaufgaben womöglich besser gemacht haben.

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