Die besten Anekdoten zu 60 Jahren «Sportstudio»
Kaputte Kamera und Streit zwischen Hoeness und Daum

Am Donnerstag feiert das «Aktuelle Sportstudio» des ZDF seinen 60. Geburtstag. Die besten Anekdoten aus sechs Jahrzehnten.
Publiziert: 24.08.2023 um 20:27 Uhr
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Das ZDF-«Sportstudio» wird 60 Jahre alt.
Foto: imago images/Martin Hoffmann

Streitgespräch zwischen Hoeness und Daum

In der Saison 1988/89 war der 1. FC Köln mit dem aufstrebenden Trainer Christoph Daum (69) der grosse Herausforderer von Bayern München. Wochenlang griff Daum via Medien seinen Kontrahenten Jupp Heynckes (78) unter der Gürtellinie an. Unter anderem sagte er: «Heynckes könnte auch Werbung für Schlaftabletten machen» und «Jede Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes». Am 20. Mai 1989, vier Runden vor Schluss der Bundesliga und fünf Tage vor dem Gipfeltreffen zwischen Köln und Bayern, kam es zum Showdown zwischen den drei Exponenten im «Sportstudio». In einem knapp halbstündigen Streitgespräch, moderiert von Bernd Heller, warfen sich die drei gegenseitig Vorwürfe an den Kopf. Das Publikum hatte seinen Spass. «Um das Mass deiner Überschätzung zu erreichen, muss ich 100 Jahre alt werden», blaffte Daum Bayerns Manager Uli Hoeness (71) an. Und weiter: «Auch du wirst es nicht schaffen, mich von meinem Weg abzubringen.» Hoeness konterte: «Am Donnerstag wird dein Weg zu Ende sein.» Das Spitzenspiel gewannen die Bayern in Köln 3:1 und sicherten sich später die Meisterschaft.

Fringer/Grings: 5 Treffer an der Torwand

Zu den Klassikern des «Sportstudios» gehört seit 1966 das Torwandschiessen. Erfunden hat es Heinrich Klein (1919–2011). Sechs Versuche aus sieben Metern. Drei unten, drei oben. Der Durchmesser beider Löcher beträgt 55 Zentimeter. Sechs Treffer schaffte niemand. Neun trafen fünfmal, als erster 1974 Günter Netzer (78). Dasselbe gelang 1995 dem damaligen Stuttgart-Trainer Rolf Fringer (66). «Dieser Auftritt war wichtig für mich und meine Reputation. Hätte ich dreimal an der Wand vorbeigeschossen, hätten alle gesagt: ‹Was will dieser kleine Schweizer hier? Wie soll der den Spielern etwas beibringen?›», so Fringer zu Blick. Als einzige Frau traf die Nati-Trainerin Inka Grings (44) 2019 fünfmal. «Klar, das sind Dinge, die nimmt mir keiner mehr, und da kann auch ein Mann nicht sagen, dass es Zufall war», so die Deutsche, die als bislang Einzige seit der Jahrtausendwende fünfmal traf.

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Beckenbauers Treffer vom Bierglas

Fünf Treffer an der Torwand blieben Franz Beckenbauer (77) verwehrt. Dem «Kaiser» gelangen maximal vier Treffer, allerdings schaffte er es, von einem Weissbier-Glas zu treffen. 1994, Bayern München war soeben unter Beckenbauer mit einem Punkt vor Kaiserslautern Meister geworden, schaffte die Lichtgestalt des deutschen Fussballs das Kunststück. «Dem Mann glückt alles», sagte Moderator Dieter Kürten (88). 2017 versuchte Thomas Müller (33), in die Fussstapfen des «Kaisers» zu treten – und scheiterte. Sein Schuss von einem Masskrug kullerte nicht in das Loch rechts unten.

Maurice Greene zertrümmert die Kamera

Schnell sprinten konnte er, gut zielen eher weniger. 1999 versuchte sich der US-Amerikaner Maurice Greene (49) beim Torwandschiessen. Bei seinem ersten Versuch verfehlte der ehemalige Leichtathletik-Star das Ziel überdeutlich und zerstörte stattdessen eine TV-Kamera. Bekanntlich bringen Scherben Glück – im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen im australischen Sydney gewann Greene Gold über 100 Meter.

Carmen Thomas' Versprecher «Schalke 05»

Carmen Thomas (77) gilt als Pionierin im deutschen Fernsehen: Am 3. Februar 1973 moderierte die damals 26-Jährige als erste Frau eine Sportsendung. Zwei Jahre war sie Gastgeberin des «Aktuellen Sportstudios», in Erinnerung bleibt sie bis heute vor allem wegen ihres Versprechers in der Sendung vom 21. Juli 1973. «Schalke 05 gegen – jetzt hab ich es vergessen – Standard Lüttich», sagte Thomas, als sie eine Reportage zum Intertoto-Cup (ab 1995 UI-Cup) anmoderieren wollte, an dem der Gelsenkirchener Fussballklub teilnahm. Kurz darauf wandte sie sich ans TV-Publikum und entschuldigte sich für ihren Fauxpas, den sie «sofort» bemerkt habe und deshalb «wohl auch über Standard Lüttich gestolpert» sei.

Für die deutsche Presse war dieser Versprecher jedoch ein gefundenes Fressen. Die «Bild» griff das Malheur auf und platzierte die Geschichte dazu gross auf der Titelseite – allerdings erst 18 Tage später. Dazu behauptete die Zeitung, dass Thomas entlassen worden sei. Dem war nicht so, die Journalistin moderierte die ZDF-Sendung noch eineinhalb Jahre weiter.

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Der schweigende Boxer

Am 21. Juni 1969 war der Schwergewichtsboxer Norbert Grupe (1940–2004) Gast im ZDF-«Sportstudio». Viel Bock auf diesen Auftritt hat der damals 29-Jährige allerdings nicht verspürt. Denn auf alle Fragen, die der Moderator Rainer Günzler (1927–1977) ihm stellte, sagte Grupe nichts. Er lächelte, leckte mit der Zunge über seine Oberlippe und kratzte sich an der Nase. Nur Worte gingen ihm nicht über die Lippen.

Grund für sein Schweigen ist ein Auftritt bei ZDF ein Jahr zuvor. Damals sprach er über einen seiner Kämpfe, während Moderator Günzler Szenen zeigte, in denen der Boxer diverse Schläge kassierte. Das machte Grupe so sauer, dass er sich vornahm, dem Moderator bei nächster Gelegenheit eins auszuwischen. Das hat er schliesslich in die Tat umgesetzt. Ein paar Worte sagte Grupe schliesslich doch. Er bedankte sich für das Nicht-Interview, um noch anzufügen: «Es war sehr aufschlussreich!»

Affe reisst Frau Weissmüller Perücke vom Kopf

1971 trat Schauspieler und Schwimmolympiasieger Johnny Weissmüller (1904–1984) mit seiner deutschen Gattin Maria Baumann auf. Sie trug eine Perücke. Warum darüber jeder Bescheid wusste? Nun, der US-amerikanische «Tarzan»-Darsteller Weissmüller sass mit einem Affen vor der Kamera und dieser riss kurzerhand Baumann die lose Haarpracht vom Kopf. «Da waren 500 Menschen im Publikum, vor allem die Frauen lagen flach auf dem Boden und konnten sich vor Lachen nicht mehr einkriegen», erinnerte sich Moderator Dieter Kürten. Er nahm die Perücke vom Boden weg und gab sie Baumann, die selbst lachen musste. Weissmüller erhob sich daraufhin, zog sich selbst an den Haaren und schrie: «Bei mir ist alles in Ordnung.»

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