Auf einen Blick
- YB dreht Spiel gegen FCZ, Athekames Tor bringt Wende
- Athekame feiert Premierentor ohne Jubel der Teamkollegen
- YB gewinnt 3:2 und zieht ins Halbfinale ein
Es läuft die 59. Minute im Cup-Thriller zwischen dem FCZ und YB. Die Gäste liegen mit 1:2 zurück und suchen in Überzahl verzweifelt nach einer Lücke. Dann kommt die Gelegenheit.
Joël Monteiro (25) flankt den Ball scharf und flach von links in den Strafraum. An Freund und Feind vorbei rutscht der Ball durch den Strafraum und landet plötzlich vor den Füssen von Zachary Athekame (20). Dieser hämmert den Ball mit einem perfekten Direktschuss über den Kopf von FCZ-Keeper Brecher (31) hinweg ins Netz.
Kein Jubel trotz Tor
Athekame hebt die Arme, sichtlich erfreut, und läuft Richtung Eckfahne. Es wirkt, als ob er für einen Moment auf das grosse Feiern wartet. Doch es kommt keiner. Ein müder Handshake von Mitspieler Alan Virginius (22) – mehr nicht. Keine Jubel-Traube um ihn herum, keine Umarmungen, kein Freudentaumel. Der Ausgleich ist nur ein Schritt auf dem Weg zum Sieg, wie Captain Loris Benito (33) erklärt: «Das Team steht über dem einzelnen Spieler. Natürlich freuen wir uns für ihn, aber der Sieg steht im Vordergrund.»
Nach einem kurzen Blick in die Runde senkt Athekame den Kopf, dreht sich um und rennt zurück in die eigene Hälfte. Sein erstes Tor für YB – und doch bleibt er in diesem Moment allein. Ein bittersüsser Moment für den jungen Verteidiger. Sein Premierentreffer in Gelb-Schwarz, ein Tor, das YB zurück ins Spiel bringt – doch ohne Applaus von seinen Teamkollegen.
Nach Abpfiff kümmert ihn das kaum: «Ich bin sehr glücklich über das Tor. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet, und jetzt in einem solchen Spiel zu treffen, bedeutet mir sehr viel.» Auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass niemand mit ihm feiert, lacht der Westschweizer und ergänzt: «Wir wollten unbedingt noch den Siegtreffer erzielen, daher bin ich dem Team nicht böse.»
Der Aufgang eines neuen Sterns?
Der Genfer mit nigerianischen Wurzeln durchläuft seine Jugendzeit bei Vereinen in der Region Genf. Im Dezember 2023 unterzeichnet Athekame einen Vertrag bis 2028 beim amtierenden Meister, bleibt aber bis im Sommer 2024 leihweise in Neuenburg. Nach seiner Ankunft in Bern arbeitet er sich Schritt für Schritt ins Team und sammelt wertvolle Spielpraxis – sowohl in der Super League als auch in der Champions League. Acht Einsätze auf europäischer Bühne, 18 in der Liga – diese Leistungen verhelfen ihm zu einem Aufgebot in der Schweizer U21-Nati. Und auch in diesem wegweisenden Cupspiel steht er auf dem Platz. Und dann kommt die Szene, die seinen bisherigen Weg krönt: sein erstes Tor für YB.
Athekames Tor ist der Moment, der die Wende einleitet, sodass die Berner am Ende jubeln können. Vielleicht würde er sich in einem anderen Spiel in die Arme seiner Mitspieler werfen, vielleicht würde man ihn auf Schultern tragen. Doch nicht an diesem Abend. Es bleibt ein Tor ohne Jubel, aber mit umso grösserer Bedeutung.