Dominik Schmid im Interview über schwierige Zeiten und den aktuellen Höhenflug
Warum er mit Basel abgeschlossen hatte – und als anderer Spieler zurückkam

Der FCB-Verteidiger erzählt, warum er nicht mehr an eine Rückkehr nach Basel geglaubt hat. Wie er den aktuellen Höhenflug einschätzt. Und welcher Spruch von YB-Trainer Contini ihm geblieben ist.
Foto: Pius Koller
FCB: Dominik Schmid über Shaqiri, schwierige Zeiten und Höhenflug

Darum gehts

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Florian RazReporter Fussball
Publiziert: 11:56 Uhr
|
Aktualisiert: 15:49 Uhr

Es läuft gerade beim FC Basel. In der Liga haben die Basler sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger Servette. Als SonntagsBlick Dominik Schmid (27) zum Interview trifft, ist trotzdem klar, dass man in Basel noch nicht so gerne über den möglichen Meistertitel Auskunft geben mag. Auf den Vorschlag, dass man stattdessen ein paar Tage vor dem Cup-Halbfinal gegen Lausanne über das Double reden könnte, lacht Schmid nur. 

Dominik Schmid, haben Sie schon einmal in einem Team gespielt, das dermassen im Flow ist wie der aktuelle FC Basel?
Ja, auch beim FCB. Es ist einfach rund acht Jahre her, als ich aus dem Nachwuchs hochgekommen bin. Das war für mich als junger Spieler schon eindrücklich. Wer da alles dabei war: Tauli (Taulant Xhaka, Anm. d. Red.), Steffen, Elyounoussi, Doumbia, Akanji, Suchy, Vaclik … Ich glaube, man kann unser Team noch nicht ganz mit damals vergleichen, weil wir nicht von Anfang an diese Konstanz gezeigt haben. Aber es ist … fast vergleichbar.

«Man sieht ja, was los ist, wenn das ins Rollen kommt.» Dominik Schmid über den aktuellen FC Basel.
Foto: Pius Koller

Der Unterschied zu 2017 ist ja, dass damals schon vor dem Saisonstart klar war, dass der FCB Meister wird.
Du wusstest: Du kommst ins Joggeli und die Frage lautet bloss: Wie hoch gewinnt Basel? Dort wollen wir irgendwann mal wieder sein. Wobei ich glaube, in den letzten zwei, drei Heimspielen hatten die Gegner auch wieder ein anderes Gefühl.

Hätten Sie in der Vorbereitung gedacht, dass es so eine gute Saison werden könnte?
Dass wir mit sechs Punkten Vorsprung in die Championship Group gehen werden, hätte ich nicht gedacht. Ich wusste, dass wir zu einigem fähig sind, weil unser Team über viel Qualität verfügt und uns auch der neue Staff noch einmal einen Push gegeben hat. Daniel Stucki macht als Sportchef auch einen überragenden Job. Und dann kam Shaq (Xherdan Shaqiri, Anm. d. Red.). Wir haben als Mannschaft etwas gebraucht, um uns zu finden. Aber man sieht ja, was los ist, wenn das ins Rollen kommt.

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Ich glaube alle, die in der Region aufgewachsen sind, sind Shaqiri-Fans. Das war ich auch. Ich bin es immer noch.
FCB-Star Dominik Schmid
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Zum Glück haben Sie Xherdan Shaqiri angesprochen. Sonst hätte ich vielleicht vergessen, nach ihm zu fragen.
Ich glaube nicht, dass Sie das vergessen hätten.

Dominik Schmid über die Ankunft von Xherdan Shaqiri: «Es hat mir gefallen, dass er auch nur ein Mensch ist, der diesen Druck spürt.»
Foto: Pius Koller

Es ist klar, dass die FCB-Fans gejubelt haben, als er zurückkam. Aber wie ist es, wenn man in der Kabine sitzt?
Ich glaube alle, die in der Region aufgewachsen sind, sind Shaqiri-Fans. Das war ich auch. Ich bin es immer noch. Seine Ankunft war sehr eindrücklich, wie er auf dem Balkon war und ihm die Leute zugejubelt haben. Ich glaube, er hat sich selber auch ein wenig Druck gemacht, obwohl er so viel erlebt hat. Das hat mir persönlich gefallen, dass er auch nur ein Mensch ist, der diesen Druck spürt. Aber es hat nicht lange gedauert, bis wir verstanden haben, was wir machen müssen, wenn er den Ball hat.

Dominik Schmid persönlich

Dominik Schmid stammt aus dem aargauischen Kaiseraugst und kam schon mit zehn Jahren in den Nachwuchs des FC Basel. Er durchlief beim FCB alle Nachwuchs-Stufen und absolvierte daneben eine Lehre als Maler. Der heute 27-Jährige wurde mit 19 nach Lausanne ausgeliehen, dann nach Wil. 2020 wechselte er schliesslich ganz zu den Grasshoppers. Mit Lausanne stieg er aus der Super League ab, mit GC gelang ihm der Aufstieg. Den FCB verlassen hatte er als offensiver Mittelfeldspieler, 2023 kehrte er als Linksverteidiger zurück. Schmid lebt mit seiner Frau in Kaiseraugst. Beim FCB hat er einen Vertrag bis 2027.

Dominik Schmid, FCB-Verteidiger.
Pius Koller

Dominik Schmid stammt aus dem aargauischen Kaiseraugst und kam schon mit zehn Jahren in den Nachwuchs des FC Basel. Er durchlief beim FCB alle Nachwuchs-Stufen und absolvierte daneben eine Lehre als Maler. Der heute 27-Jährige wurde mit 19 nach Lausanne ausgeliehen, dann nach Wil. 2020 wechselte er schliesslich ganz zu den Grasshoppers. Mit Lausanne stieg er aus der Super League ab, mit GC gelang ihm der Aufstieg. Den FCB verlassen hatte er als offensiver Mittelfeldspieler, 2023 kehrte er als Linksverteidiger zurück. Schmid lebt mit seiner Frau in Kaiseraugst. Beim FCB hat er einen Vertrag bis 2027.

Der FCB wird heute als FC Shaqiri wahrgenommen. Ist das gegenüber den anderen zehn auf dem Platz etwas respektlos?
Er ist mit Abstand der beste Spieler der Super League. Er ist der beste Skorer. Er macht die besten Sachen, er hat die besten Standards. Aber klar, er braucht auch ein Team, das ihm das alles ermöglicht. Ich glaube, jeder stellt sich in den Dienst der Mannschaft, auch er. Aber wenn die Medien so etwas schreiben, ist es okay für mich. Er hat sich das einfach verdient.

Shaqiri ist heute das Gesicht des FCB. Sie waren das auch einmal.
Wann denn?

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Ich dachte, alles würde gegen mich laufen – oder ich mache alles falsch. Ich rufe beim FCB an, frage, wann ich zurückdarf und bekomme keine Antwort. Da fühlst du dich dann im Stich gelassen.
Dominik Schmid über seine schwierige FCB-Zeit
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Im Juli 2017. Sie sassen neben dem damaligen Präsidenten Bernhard Burgener, Sportchef Marco Streller und Klubikone Matias Delgado.
Das war eine schöne Momentaufnahme. Und ich habe es auch genossen, dass ich als nächster Delgado betitelt worden bin. Ich habe mir als 19-Jähriger natürlich viel erhofft. Aber dann war ich ein paar Monate später in Lausanne. Und mein Gesicht war schnell weg und vergessen.

Dominik Schmid hatte mit dem FCB bereits abgeschlossen.
Foto: Pius Koller

Sie waren der Posterboy des neuen, jungen FCB. Und wurden gleich darauf nach Lausanne geschickt. Haben Sie sich je verarscht gefühlt?
Verarscht ist das falsche Wort, aber das Fussballbusiness ist knallhart. Ich wusste zunächst nicht, dass das einfach der Lauf der Dinge ist. Ich dachte, alles würde gegen mich laufen – oder ich mache alles falsch. Ich rufe beim FCB an, frage, wann ich zurück darf und bekomme keine Antwort. Da fühlst du dich dann im Stich gelassen. Aber jeder Fussballer, der es nicht im ersten Anlauf schafft, kann dieselbe Geschichte erzählen. Ich bin froh, konnte ich das lernen. Ich kann mit meinem Wissen jetzt auch jüngeren Spielern beim FCB helfen, damit sie nicht gleich aufgeben.

Tunnel, Tor, Traumassist – Shaqiri-Show vom Feinsten
3:06
FC Basel – Yverdon 5:0:Tunnel, Traumassist – Shaqiri-Show im Joggeli

Trotzdem: Hätten Sie es gerne anders erlebt?
Heute würde ich etwas länger beim FCB bleiben, um zu schauen, ob ich es wirklich nicht schaffe. Ich bin damals einfach beim erstbesten Angebot gegangen. Und das kam ja von Fabio Celestini.

Genau – Ihr heutiger Trainer hat Sie damals nach Lausanne geholt. Wie hat er sich in den Jahren verändert?
So sehr erinnere ich mich an damals gar nicht. Aber eine grosse Veränderung gab es von der letzten zu dieser Saison. Als er hier ankam, musste er uns aus dem Dreck ziehen, wir brauchten Punkte gegen den Abstieg. Jetzt siehst du schon, was er aufbauen kann, wenn er bei null starten darf und nicht im Minus. Persönlich finde ich, dass noch eine engere Beziehung zu den Spielern entstanden ist als letzte Saison. Nicht zu eng, der Mix passt.

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Und für mich hatte es wieder keinen Platz auf dem Feld. Da hat Ciri gesagt: ‹Hinten links habe ich gar niemanden. Probier du es mal.› Dann habe ich es versucht und es war recht okay.
Dominik Schmid erklärt, wie er unter Sforza Linksverteidiger wurde
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Nach Ihrer Leihe nach Lausanne dauerte es fünf Jahre bis zu Ihrer Rückkehr nach Basel. Haben Sie irgendwann mit dem Kapitel FCB abgeschlossen?
Als ich in Wil war. Ciriaco Sforza war unser Trainer und wurde zum FCB geholt. Aber ich hatte vorher schon bei GC unterschrieben. Da habe ich gedacht: ungünstiges Timing! Aber es war für mich irgendwie klar: Von Wil zurück zum FCB, das reicht einfach nicht. Darum habe ich meinen ersten fixen Transfer zu den Grasshoppers gemacht. Und mit diesem Schritt habe ich eigentlich mit Basel abgeschlossen.

Und trotzdem hat Ihnen Sforza irgendwie den Weg zurück ermöglicht. Indem er Sie als Linksverteidiger erfunden hat.
In Wil hatten wir ein gutes, junges Team: Bledian Krasniqi, Lindrit Kamberi, Fabian Rohner, Joël Schmied, Kwadwo Duah … Und für mich hatte es wieder keinen Platz auf dem Feld. Da hat Ciri gesagt: «Hinten links habe ich gar niemanden. Probier du es mal.» Dann habe ich es versucht und es war recht okay.

Ciriaco Sforza hat Dominik Schmid indirekt die Tür zum FCB aufgestossen, indem er ihn in Wil vom Mittelfeldspieler zum Linksverteidiger umfunktioniert hat.
Foto: Pius Koller

Der stolze Zehner, der nach hinten links geht. Mussten Sie über Ihren eigenen Schatten springen?
Ich glaube, den heutigen Jungen fällt so etwas schwerer. Da heisst es dann vielleicht schneller: «Nein, das will ich nicht.» Da schlage ich mir jedes Mal die Hand vor den Kopf. Das ist doch deine Chance! Vielleicht bist du der Lückenbüsser, mein Gott. Aber wenn du es gut machst, spielst du. Es ist eine Einstellungssache. Ich habe mir gedacht: Okay, dann werde ich halt ein offensiver Linksverteidiger.

Der heutige YB-Trainer Giorgio Contini hat in Ihrer gemeinsamen Zeit bei GC mal auf die Frage, was dieser Schmid besonders gut könne, gesagt: «Nun ja, eigentlich nichts.»
Das weiss ich noch. Ja, was soll ich sagen? Hat er noch etwas angefügt? (lacht)

Er hat einfach gelacht. Ich glaube, Sie sassen daneben.
So wie ich ihn kenne, war das ein Spass. Also ich finde die Aussage lustig und vielleicht können wir ihm die Frage nach Ende dieser Saison ja noch einmal stellen (schmunzelt).

«Wer mich kennt, weiss, dass ich mich immer etwas kleiner mache, als ich bin.» Dominik Schmid über seine bescheidene Ader.
Foto: Pius Koller

Sie können jetzt eine Lanze für sich selber brechen und sagen, dass Sie schon etwas können.
Wer mich kennt, weiss, dass ich mich immer etwas kleiner mache, als ich bin. Im Moment bin ich zufrieden mit meinen Leistungen. Sie sind konstanter als letzte Saison, als es aber auch schwierig war, als Einzelspieler gut dazustehen.

Sie stehen wenige Spieltage vor Saisonende auf Rang eins. Das haben Sie schon einmal erlebt, mit GC in der Challenge League. Aber dann wurde es hektisch – und zwei Spieltage vor Ende wurde der Trainer entlassen.
Das war eine andere Situation, es gab einen Wechsel der Inhaberschaft und das Team war eher zusammengewürfelt. Aber das ist Vergangenheit.

Spüren Sie derzeit ähnliche Schwingungen beim FCB?
Nein, überhaupt nicht! Wir haben ein tolles Team und einen guten Spirit.

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