Es geht um Sekunden. Und auch Glück ist mit im Spiel im Sommer vor acht Jahren, als Schreinerlehrling Basil Stillhart notfallmässig in ein Spital eingeliefert wird. Es droht die Amputation des rechten Arms. Bei einem Arbeitsunfall ist ihm eine Glaswand auf den rechten Unterarm gefallen. Alle Sehnen sind durchtrennt. Wie durch ein Wunder ist die Hauptschlagader nicht durchtrennt. Im OP traut sich keiner der anwesenden vier Ärzte, Stillharts Wunde zu nähen.
Stillhart im Glück
«Zum Glück war dann zufälligerweise ein Handchirurg zur Stelle. Ein St. Galler», sagte Stillhart im Oktober 2020 zu Blick und lächelt.
Ohne die perfekten Handgriffe des St. Galler Chirurgen hätte die Schweiz den St. Galler Held des Cup-Halbfinals vom Mittwoch gar nie kennengelernt. Jetzt hält der FCSG am Pfingstmontag im Cupfinal gegen Luzern schon eine Hand am Pokal.
Stillhart, aufgewachsen in der Thurgauer 7800-Einwohner-Gemeinde Sirnach, spielte damals in der 2. Mannschaft des benachbarten FC Wil in der 2. Liga regional. Als 19-jähriger erhält er erstmals einen Profi-Vertrag und beendet gleichzeitig seine Lehre als Schreiner.
Stillhart spielt auf jeder Position – auch Goalie
Acht Jahre später ist der Thurgauer, der von 2018 bis zum Abstieg im letzten Sommer beim FC Thun spielt, St. Gallens Allzweckwaffe. Der Allrounder mit dem Oberlippenbart und den gebleichten Haaren spielt unter Trainer Peter Zeidler auf jeder Position. Defensives Mittelfeld, Innenverteidiger, Aussenverteidiger, Flügel. Auch hinter den Spitzen gefällts Stillhart. Und wenn Not am Mann ist und Goalie Zigi mal ausgespielt wird, dann spielt Stillhart auch den Ausputzer auf der Linie.
Nach dem goldenen 1:0 im Cup-Halbfinal gegen Servette titelt Blick: «Schreiner Stillhart zimmert Espen ins Glück».
Gold-Tipp kommt von Goalie-Trainer Razzetti
Nach einem Doppelpass mit Adamu läuft Stillhart von der rechten Seite Richtung Servette-Tor. Er sagt: «Normalerweise flankt man da.» Doch Stillhart erkennt, dass Servette-Hüter Frick spekuliert und schon ein paar Meter vor dem Tor steht. Sein Blick geht zu Duah, den er eigentlich anspielen will. Und dann? «Dann habe ich in die nahe Ecke geschossen. Es ist aufgegangen.»
Den Tipp für die überraschende Variante erhalten die St. Galler vor dem Spiel von ihrem Goalie-Trainer Stefano Razzetti. Stillhart will davon nichts gewusst haben. «Lukas Görtler hat mir nach meinem Tor davon erzählt.»