Sein Trainer-Büro ist zwar noch nicht fertig eingerichtet, Uli Forte (47) wünscht sich noch ein grosses Bild an der Wand. Doch sonst ist der Trainer längst mitten im neuen Job in Yverdon angekommen. Forte hat den Challenge-League-Aufsteiger sportlich stabilisiert und die ersten Siege eingefahren. Aber er weiss auch bestens Bescheid, was im Klub sonst so läuft.
Als der Zürcher beim Blick-Besuch auf dem Balkon des brandneuen VIP- und Restaurant-Gebäude steht, deutet er zur alten Gegentribüne und sagt: «Dort und auch hinter dem einen Tor werden auch noch neue Stadionteile gebaut. Das wird richtig schmuck.»
Forte zeigt vor dem Cup-Hit gegen seinen Ex-Klub FCZ sein neues Reich in Yverdon. Er ist seit August der neue Trainer beim Waadtländer Klub, der nach einem Fast-Konkurs zurück im Profifussball ist.
Bau-Millionär investiert massiv
In Steinwurfdistanz vom Neuenburgersee-Ufer investiert Yverdon-Präsident und Bauunternehmer Mario Di Pietrantonio Millionen in sein in der Deutschschweiz praktisch unbekanntes Fussballprojekt. Fernziel: Der vierte Super-League-Aufstieg der Grün-Weissen nach 1993, 1999 (mit Trainer Lucien Favre) und 2005.
Das vielleicht Überraschendste: Der reiche Boss aus dem Baugewerbe hat zwar einiges in die Infrastruktur investiert, ist aber nicht mit der Abrissbirne ans Werk gegangen. Die altehrwürdige Tribüne steht noch immer.
Sie wurde innwändig renoviert und mit einem kleinen, aber feinen Neubau ummantelt. Nun gibts Garderoben auch für die Junioren, Materialräume, Büros für Forte und Geschäftsführer Marco Degennaro (Ex-Sion), ein öffentliches Restaurant und die VIP-Räume, die unter der Woche Forte und die Mannschaft fürs Essen und Teamsitzungen nutzt.
«Job-Suche schwieriger als gedacht»
Forte: «Ich bin ohne Erwartungen zu den Gesprächen gekommen. Doch ich habe rasch gemerkt, dass dieses Projekt Hand und Fuss hat.» Der Ex-St. Gallen-, YB-, Zürich- und GC-Coach, der sich auch als Nati-Trainer beworben hatte, unterschreibt beim damaligen Schlusslicht.
Das Yverdoner Projekt in Ehren: Warum geht Forte als zweifacher Cup-Sieger, zweifacher Vize-Meister und zweifacher Aufstiegstrainer zum kleinen Aufsteiger? «Ich habe das Kribbeln und die Arbeit auf dem Platz vermisst», sagt er, «deshalb wollte ich ab Sommer wieder arbeiten. Aber es war schwieriger als gedacht.»
Doch dann entlässt Yverdon Aufstiegscoach Jean-Michel Aeby. Forte sagt zu – und trifft nun im Cup auf seinen Ex-Klub FCZ, den er im Februar 2018 trotz Rang 3 und Cup-Halbfinal-Quali verlassen musste. «Natürlich ist das ein spezielles Spiel. Ich habe sehr positive Erinnerungen an die Zeit mit dem FCZ und auch mit den Canepas. Einfach schade, dass es so abrupt zu Ende gegangen ist», sagt Forte. Mehr nicht. Aber ein vielsagendes Lächeln spricht Bände, wie gerne er einen Cup-Coup landen würde.