«Hallo zusammen», begrüsst uns der Winterthur-Kicker Anas Mahamid und lächelt, als er mit seinem Auto einfährt. «Wollt ihr mir hinterherfahren?» Mahamid lotst uns zu einem Italiener in der Nähe der Schützenwiese. Einen, den er bestens zu kennen scheint. Das Personal begrüsst ihn auf Arabisch. Es klingt, als ob sie ihn länger nicht gesehen hätten, er aber ein sehr gern gesehener Gast ist.
So selbstsicher hat sich der Israeli, der auch fliessend Hebräisch und Englisch spricht, hier in der Schweiz nicht immer bewegt. Zu Beginn habe ihm in der Schweiz nichts gefallen. Was allerdings nicht an unserem Land gelegen hat, sondern an der Tatsache, dass er als 21-Jähriger erstmals ausserhalb seiner Heimat lebte. Ausserhalb der zweitgrössten arabischen Stadt Israels Umm al-Fahm, in der er mit fünf Brüdern und einer Schwester in einer religiösen muslimischen Familie aufwuchs.
Mahamid betet fünf Mal am Tag, wenn nicht gerade ein Spiel dazwischenkommt. «Halt so viel, wie es für einen Profifussballer möglich ist. Aber am Schluss bin ich Fussballer und will und muss meinen Job machen.» Schliesslich hat der U19-Nationalspieler noch einiges vor in seiner Karriere. Doch dazu später.
«Lockdown-Exit»
Umm al-Fahm liegt im Osten Israels, in der Nähe der Stadt Haifa, und sorgt in den letzten Wochen aufgrund seiner hohen Anzahl Corona-Erkrankter für Aufsehen. Als eines der ersten Länder ging Israel vor drei Wochen in den zweiten Lockdown. Mittlerweile hat der sogenannte «Lockdown-Exit» begonnen. Seine Familie und Freunde seien «zum Glück» gesund und hätten die Zeit gut überstanden. Doch «viele nehmen das Virus nach wie vor nicht ernst genug», nervt sich Mahamid. «Die Leute verstehen nicht, dass das Virus gefährlich sein kann.»
Gut möglich, dass der 22-Jährige die letzten Wochen auch im Lockdown verbracht hätte, wäre er vergangenen Sommer nicht über seinen Schatten gesprungen. Doch wie landet ein Israeli aus Umm al-Fahm ausgerechnet in Winterthur?
Sein Berater habe Wintis Sportchef Oliver Kaiser gekannt «und als er mir dann sagte, ‹ich schicke dich nach Winterthur für Prüfungen›, meinte ich: wohin? Was oder wo ist das?», erzählt Mahamid und lacht. Aus der Schweiz kannte er zuvor nur den FCB, YB und die Grasshoppers. «Dort spielte einst Munas Dabbur, eines meiner Vorbilder.» Dabbur spielt heute für Hoffenheim. Mahamids Traum: einmal in einer der grössten Ligen Europas spielen zu dürfen.
Arabische und jüdische Israelis
Zu Mahamids Stationen gehören Klubs aus der «Ligat ha’Al», Israels höchster Liga, und auch aus der 2. Liga. Dort spielt er gemischt mit arabischen und jüdischen Israelis. Etwas, das allen Vorurteilen zum Trotz nicht aussergewöhnlich ist. «Das Politische bleibt auf der Seite», erklärt Mahamid. Nach einem Sieg werde zusammen gefeiert und nach einer Niederlage zusammen geweint.
Dazu fällt ihm eine lustige Anekdote ein: «Als ich noch in der Nationalmannschaft spielte, teilte ich mit einigen jüdischen Spielern das Zimmer. Da habe ich sie um fünf Uhr morgens geweckt, da ich beten musste. Sie riefen mir im Halbschlaf zu, ich solle sie schlafen lassen, wir hätten doch so früh Training. Am Schluss betete ich auf der einen Seite und die anderen montierten ihre Tefilin (Gebetsriemen, d. Red.) und beteten auf der anderen.»
Aufstieg in die Super League
Ein Exot ist der Mittelstürmer in Winterthur. Als Israeli habe man ihn hier mit Fragen gelöchert. Wie das Leben in Israel sei, ob dort vor allem Krieg herrsche. Denn dieser Ansicht seien viele. «Leute denken, wenn ein Araber auf der Strasse einen Juden sieht, dann parkiert er sein Auto, steigt aus und beginnt zu streiten. Aber bei uns gibt es auch Regeln, da kann man nicht einfach solche Dinge tun», erzählt der langjährige Bayern-München-Fan.
Apropos Bayern: Wäre das Fussball-Business ein Wunschkonzert, hätte Mahamid beim deutschen Rekordmeister längst unterschrieben. Doch der 22-Jährige ist Realist. Deshalb möchte er sich vorerst beim FCW durchsetzen und im Frühling mit Winti in die Super League aufsteigen.
Nach über einem Jahr in Winterthur weiss Mahamid seine neue Heimat zu schätzen. Und es sind die kleinen Dinge, die den bescheidenen, aber äusserst ehrgeizigen Mann beeindrucken. «Es gibt hier weder Hass noch Eifersucht.» Niemand schaue ihn auf der Strasse komisch an, «aber wenn mich jemand anlächelt, lächle ich zurück».
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 18 | 13 | 33 | |
2 | FC Etoile Carouge | 18 | 5 | 30 | |
3 | FC Aarau | 18 | 8 | 29 | |
4 | FC Vaduz | 18 | 0 | 28 | |
5 | FC Wil | 18 | 5 | 25 | |
6 | Neuchatel Xamax FCS | 18 | -6 | 25 | |
7 | AC Bellinzona | 18 | -6 | 21 | |
8 | FC Stade Nyonnais | 18 | -16 | 18 | |
9 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 17 | 4 | 17 | |
10 | FC Schaffhausen | 17 | -7 | 16 |