Viel Wirbel beim FC Schaffhausen
Spieler fahren mit Privatautos ans Auswärtsspiel

Bei Challenge-League-Schlusslicht Schaffhausen ist nicht nur die sportliche Situation kritisch. Der neue Hauptsponsor hat dem FCS zwar vorerst die Saison gerettet, sieht sich aber selber auch Kritik ausgesetzt.
Publiziert: 19.10.2023 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2023 um 16:44 Uhr
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Wenig zu jubeln: Schaffhausen ist Schlusslicht und muss jeden Franken umdrehen.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es sieht aus wie beim Amateurfussball. Sonntagnachmittag, die Spieler fahren in ihren Privatautos zum Sportplatz. Doch an diesem 1. Oktober passiert genau das im Profifussball. Es sind die Schaffhausen-Spieler, die in ihren Autos zum Stadion Esp kommen, sich vom FC Baden 1:1 trennen und wieder nach Hause fahren.

Eine Profimannschaft ohne Teambus, dafür mit einer Anreise wie in der 5. Liga? Bald spukt das Gerücht herum, der FCS habe womöglich sein Busunternehmen nicht bezahlen können.

Das weisen der Klub und die Carfirma aus Braunau TG gegenüber Blick entschieden zurück. «Der Teambus musste wegen eines Motorschadens in die Werkstatt», heisst es übereinstimmend. Der Ersatzbus habe so mehr Aufträge als geplant fahren müssen, dann sei auch noch ein Fahrer ausgefallen. Also habe man sich zur Privatauto-Anreise entschieden.

Das Stadion steht schon wieder zum Verkauf

Doch warum tauchen sofort Gerüchte um die finanzielle Lage auf, wenn mal der FCS-Teambus nicht vorfährt? Weil sich zuletzt Hinweise häuften, dass Schaffhausen jeden Franken umdrehen muss.

Da ist Stürmer Helios Sessolo (30), der öffentlich sagte, dass er ein Schaffhausen-Angebot ablehnen musste: «Es war zu wenig zum Leben.» Er ging stattdessen zu Thun – in die 1.-Liga-Mannschaft.

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«In fünf Jahren wollen wir in der Super League sein.»
Christian Lux, Boss von Schaffhausen-Hauptsponsor Berformance
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Da ist die Stadion-Sache. Die Arena kam nach riesigem Zoff mit den Vorbesitzern erst 2021 in den Klubbesitz. Doch nun will Schaffhausen sein Stadion schon wieder abstossen. Nach Blick-Informationen wurde es einer deutschen Sportagentur angeboten, doch die winkte ab.

FCS-Präsident Roland Klein sagt zu den Verkaufsgerüchten, die auch den Klub selber betreffen: «Seit der Übernahme gibt es immer wieder Interessenten, welche selbstverständlich auch jeweils geprüft werden. News dazu gibt es jedoch nicht.»

Ein Ex-FCL-Profi arbeitet beim neuen Hauptsponsor

Neu beim Stadion ist hingegen der Name, es heisst seit dieser Saison «Berformance-Arena». Diese namengebende Firma tritt seit Sommer auch als Hauptsponsor auf und ist gemäss Boss Christian Lux ein internationaler «Vertriebsdienstleister für digitale Zukunftstechnologien».

Blick erreicht den Deutschen am Telefon in Dubai. Lux schildert, dass der Kontakt zum FCS nicht etwa durch Ex-Luzern-Profi Simon Grether (31) entstand, der bei Berformance als «Chief Sales Officer Switzerland» in der Zürcher Filiale sitzt.

Die Anfrage fürs FCS-Engagement sei aus dem Netzwerk um Nationaltrainer und Ex-FCS-Coach Murat Yakin gekommen. «Es war ein versteckter Hilferuf», sagt Lux, «ohne unseren Einstieg hätte der FCS nicht zur neuen Saison antreten können.» Im Klartext: Der neue Partner rettete Schaffhausen aus einer akuten Misere.

Doch mit welchem Geld? Was der wichtigste FCS-Partner geschäftlich macht, bleibt von aussen betrachtet mysteriös. Lux: «Wir stellen keine Produkte her, wir sind in der Vermarktung und Vermittlung tätig. Wir erhalten für unsere Akquisitionen Provisionen.» Es geht vornehmlich um die IT-Branche, um Bitcoins und Blockchain, Software und Rechenzentren in Skandinavien.

Der Hauptsponsor will in die Super League

Nun denn. Aber Lux will ein so grosses Netzwerk haben, dass er beim FCS mehr sein möchte als ein Hauptsponsor. «Wir wollen beispielsweise das Stadion digitalisieren, eine neue Klubwebsite gestalten, Events organisieren oder wenn, wie jetzt gerade nötig, auch helfen, einen neuen Athletiktrainer zu finden.»

Weil man mitbestimmen wolle, sei für ihn ein Challenge-League-Verein attraktiver als ein Super-League-Topklub gewesen, wo die Strukturen starr sind. Deshalb seien Gespräche mit dem FCZ nicht weiterverfolgt worden. Eine Rückfrage bei FCZ-Boss Ancillo Canepa ergibt derweil, dass er keine Firma namens Berformance kennt.

Zurück zum FCS. Eine kürzlich erschienene Recherche der «Schaffhauser AZ» über Berformance sorgte für zusätzlichen Wirbel. Der Inhalt? Es geht um absurd hohe Renditeversprechen und eine Schlussfolgerung der Stiftung Konsumentenschutz: «Betroffenen Personen raten wir, die involvierten Unternehmen der Bankenaufsicht Finma und der Polizei zu melden.»

Hoppla. Lux entgegnet der Kritik: «Das wurde falsch dargestellt. Es gibt viel Neid und Unwissenheit über unser Business. Wir wollen künftig aber sowieso transparenter werden.» Bei den Zielen mit dem FCS ist er schon jetzt ganz offen: «In fünf Jahren wollen wir in der Super League sein.»

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
18
13
33
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
18
5
30
3
FC Aarau
FC Aarau
18
8
29
4
FC Vaduz
FC Vaduz
18
0
28
5
FC Wil
FC Wil
18
5
25
6
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
18
-6
25
7
AC Bellinzona
AC Bellinzona
18
-6
21
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
18
-16
18
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
17
4
17
10
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
17
-7
16
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