Die Zeitzeugen Ceccaroni und Knup erinnern sich an 1988
Als der FCB im Abstiegsschlund verschwand

1988 stieg der FC Basel letztmals aus der Super League ab, die damals noch NLA hiess. Zeitzeugen erinnern sich. Und sind sich in einem Punkt einig. Vergleichbar mit damals sei der heutige Kriechgang nicht.
Publiziert: 10.10.2023 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 21:42 Uhr
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So sieht Abstieg aus! Der FC Basel im Mai 1988 in Malley. Am Ende sind die Bebbi in der Auf-/Abstiegsrunde hinter den Waadtländern Nobodys klassiert und müssen runter. V.l.: Thomann (Malley), der Basler Nadig und Salou (Malley).
Foto: Keystone
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Alain KunzReporter Fussball

Der stolze FC Basel auf dem letzten Platz! Und das nicht in Begleitung. Solo! Mit drei Punkten Rückstand. Okay, bei einem Spiel weniger. Dennoch: Das hat eine historische Dimension. Der Klub, der in diesem Jahrtausend nicht weniger als 12-mal Meister war, stand letztmals 1987 so schlecht da. Damals war man sowohl nach neun als auch nach zehn Runden Letzter. Am Ende stand der bittere Abstieg via Auf-/Abstiegsrunde.

Erfolglose Benthaus-Rückkehr

«Ich habe alle Erinnerungen gelöscht», sagt Adrian Knup (55), damals 19-jährig und in seiner zweiten Profi-Saison – und lacht laut. «Ich lebe in der Gegenwart … Nein, Spass beiseite. Was heute passiert, ist mit der Saison 1987/88 nicht vergleichbar. Das war eine komplett andere Zeit.» Zwei Jahre zuvor war Trainer-Ikone Helmut Benthaus mit hochtrabenden Zielen und einem qualitativ aufgemotzten Kader zum FCB zurückgekehrt, nachdem er zwei Jahre zuvor mit dem VfB Stuttgart sensationell deutscher Meister geworden war. «Man wollte da nochmals richtig angreifen. Aber das funktionierte nicht», sagt Knup, bis Sommer Chief Sports Officer der Swiss Football League.

Ceccaroni: «Da platzten all meine Träume»

So blieben einzig Schulden und als Hypothek für den neuen Trainer Urs Siegenthaler ein abgespecktes Kader mit vielen jungen Spielern. Schon mit Benthaus hatte man erst im letzten Spiel gegen Wettingen die Klasse halten können. FCB-Legende Massimo Ceccaroni (55) sagt im Rückblick: «Es kamen viele Junge wie Atze (Knup, d. Red.) und ich. Aber auch Peter Nadig, Dominique Herr oder Patrick Rahmen standen am Anfang ihrer Karrieren. Alles Basler. Diese Identität war das einzig Positive. Es war meine erste offizielle Saison und ich war voller Träume. Doch die zerplatzten dann. Das tat richtig weh.»

Man habe in der Not gar Spieler aus der zweiten Liga holen müssen, erinnert sich Ceccaroni. «Es kamen solche, die genau diese eine Saison da waren und dann in der Versenkung verschwanden. Klar: Wir machten vereinzelt sogar tolle Spiele. Aber uns ging die Konstanz wegen der fehlenden Substanz komplett ab.» Schon an Weihnachten sei absehbar gewesen, dass man die Auf-/Abstiegsrunde kaum werde überleben können.

Sogar Malley war besser als der FCB ...

So kam es. Nach einer 2:3-Niederlage in Wettingen war klar: Der FCB muss runter. Am Ende ist sogar Malley (!) vor Rotblau klassiert. Ein Drama! Oder doch nicht? Knup: «Es war eine grosse Enttäuschung, sagen wir es so. Andrerseits schlugen halt das kleine Budget und das fehlende Geld voll durch. Nicht, dass es ein Abstieg mit Ansage war. Aber es gab Gründe, weshalb wir zu wenig kompetitiv waren.» 

Sechs Saisons ziehen ins Land bis zur Rückkehr in die Elite. «Sechs elend lange Jahre», so Ceccaroni, der später FCB-Rekordspieler mit 452 Einsätzen werden sollte und erst vor gut einem Jahr von Fabian Frei abgelöst wurde. Womit wir bei der aktuellen Mannschaft sind. Eigentlich soll es hier ums Jahr 1988 gehen. Dennoch ist spannend, was Ceccaroni sagt.

Ceccaronis Analyse 2023

Es seien nur der Name des Klubs gleich und die unangenehme Situation ähnlich. «Die Ausgangslage heute mit dem zweithöchsten Budget ist eine komplett andere. Titel wolle man holen, hiess es. Vorne mitspielen. Und dann trifft einen der Misserfolg natürlich umso härter. Und die Findungsphase, in welcher der Klub mit diesen vielen neuen Spielern steckt, ist alles andere als einfach. Die kommen hierher und müssen sich in einer Mannschaft assimilieren, in der grad gar nichts geht. Da beginnt man zu hirnen. Und wenn Fussballer zu stark hirnen, ist das in der Regel nicht gut.»

Und was sagt der Mann, der am Ende den Abstieg 1988 zu verantworten hatte? Siegenthaler? Nur so viel: «Die Situationen sind überhaupt nicht vergleichbar.» Sagts, wünscht einen wunderschönen Tag – und hängt auf. So geht das.

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