Es ist der perfekte Moment, um in der Klamottenkiste zu wühlen und die legendäre Wutrede von Rudi Völler hervorzukramen. Der damalige Bundestrainer spricht davon, dass die Journalisten von einem Tiefpunkt, einem noch tieferen Tiefpunkt und einem noch tieferen Tiefpunkt als dem tiefsten Tiefpunkt schreiben würden. Oder so. Und das zu Unrecht. Die legendäre Wutrede feiert heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum.
Der FC Basel hingegen hat den tiefsten Tiefpunkt diskussionslos erreicht. Seit – nicht gerade Menschengedenken – aber fast, es dürfte sich um das Jahr 1987 handeln, ist er wieder alleiniger Letzter. Nicht punktgleich mit GC und Lausanne, wie vor dem Gang ins Wankdorf. Allein.
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Taulant Xhaka gibt unumwunden zu: «Ich habe mir nie vorstellen können zu erleben, dass der FCB im Oktober auf dem letzten Platz liegt. Ich bin es gewohnt, mit dem FCB Titel zu sammeln.» Aber vielleicht brauche es halt diese Situation, um in die Realität zurückzukehren. «Klar beschäftigt einen der Blick auf die Tabelle. Aber die Saison geht noch lange. Ich habe keine Panik.»
Vogel sieht Fortschritt
Und doch: Der Cut, mit dem man die Champions Group und damit das internationale Geschäft verpasst, ist nun bereits zehn Punkte vor Basel. Wenn man davon ausgeht, dass Servette Yverdon noch überholt, sind es acht Punkte auf die Genfer. Das ist kein Pappenstiel. Erst recht nicht für einen Klub auf Selbstfindungstrip. Und dieser wird sich in den beiden Nati-Wochen auch nicht ganz einfach gestalten, wenn gleich acht Nationalspieler unterwegs sind …
Das weiss auch Bis-auf-Weiteres-Trainer und Sportchef Heiko Vogel, der an der Linie zum zweiten Mal eine 0:3-Klatsche kassiert: «Klar. Es ist dasselbe Ergebnis. Aber das waren komplett andere Spiele. Wir haben hier viel angedeutet. Aber es fehlt uns die Wucht von YB. Und die Effizienz. Aber das war ein Schritt in die richtige Richtung.» Basel hat dort 0:3 verloren, wo es seit sieben Jahren nicht mehr gewonnen hat. Das ist also durchaus Normalität geworden, seit YB die Hegemonie im Schweizer Fussball übernommen hat. Kein Beinbruch also. Aber gleichwohl leuchtet die rote Laterne nun am Rheinknie.
Die Tabelle ist hässlich für Rotblau. «Auch wenn sie das ist – ich schaue sie an», sagt ein schmerzfreier Vogel. «Das ist eine Momentaufnahme. Gleichzeitig die Realität. Und dieser müssen wir uns stellen.» Er bemühe gerne das Wort «Leidensweg». Denn diesen gehe Basel jetzt. «Da gibt es weder eine Abkürzung noch einen Beschleunigungsstreifen.»
Doch mit welchem Trainer soll dieser Kreuzweg begangen werden? Xhaka outet sich als Vogel-Fan: «Jeder Spieler würde Heiko gerne als Trainer sehen. Aber die Führung weiss am besten, was zu tun ist. Heiko ist mit Herzblut dabei. Jeder Spieler ist zufrieden mit ihm. Er hat uns auch super auf das Spiel in Bern eingestellt.»
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Und der Sportchef? Der denkt, dass er bis Ende Nati-Pause im Amt bleibe. «Doch jetzt ist erst mal nur die Mannschaft wichtig. Trainingseinheit um Trainingseinheit, um aus diesem Schlamassel herauszukommen.» Und er selber? «Ich bin mit ganzem Herzen dabei – und das bleibt auch so.»
Itten trifft auch als Joker gegen Basel
Fakt ist: Die Entlassung von Timo Schultz (dessen Namen übrigens auf der ersten Version der Mannschaftsaufstellungen des Spiels stand …) hat null Wirkung gezeigt. Zuerst ein blamables Spiel gegen SLO. 0:3. Dann ein akzeptables beim Meister. 0:3. War der Wechsel-Zeitpunkt also falsch? Vogel: «Wir können das hinterfragen. Wars zu früh? Wars zu spät? Beide Fragestellungen sind berechtigt. Und ich habe auch mit dem Wissen von heute keine Antwort. Und doch: Ich hätte vielleicht früher eingreifen sollen. Diesen Vorwurf mache ich mir.»
Während bei Basel also niemand so genau weiss, was die Zukunft bringt, ist das in Bern ganz anders. Da ist man locker drauf und geht mit Stolz in die Nati-Pause. YB bleibt Leader nach Verlustpunkten. Und gewinnt Spiele mit einer Effizienz, die furchterregend ist. Drei Schüsse aufs Tor des bemitleidenswerten Marwin Hitz. Drei Tore. Und der Basler FCB-Schreck Cedric Itten macht sein obligates Tor gegen seinen Stammklub auch mit einem Joker-Kurzeinsatz – es ist sein elftes.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |