«Wir werden eine starke Mannschaft hinstellen»
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Murat Yakin über seine Ziele:«Wir werden eine starke Mannschaft hinstellen»

Nach Horror-Jahr in Schaffhausen
Jetzt redet Murat Yakin

Ciriaco Sforza (50) verlässt die Challenge League. Murat Yakin (45) bleibt in der Fussball-Provinz und will nach einem Horror-Jahr Schaffhausen nach oben bringen.
Publiziert: 28.08.2020 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2020 um 17:19 Uhr
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Schaffhausens Startrainer Murat Yakin beim Interview im Golfclub Unterengstringen.
Foto: TOTO MARTI
Matthias Dubach (Interview) und Toto Marti (Fotos)

BLICK: Ciriaco Sforza geht zu ihrem Ex-Klub Basel, jetzt sind Sie wieder mit Abstand der grösste Name in der Challenge League.
Murat Yakin:
Ich mag es Ciri von Herzen gönnen. Er gehört fachlich zu den Besten. Er hat bewiesen, dass er mit jungen Spielern arbeiten kann. Ob es goutiert wird vom Basler Publikum, wird sich zeigen.

Sie hingegen bleiben in Schaffhausen. Versauert ein Meister-Trainer in der Provinz?
Ich habe hier ein Projekt, das erst jetzt richtig los geht. Zudem mache ich keinen Unterschied zwischen der Arbeit in der Super League und in der Challenge League. Es geht überall um Fussball. Als FCS-Trainer kann ich Familie, Freunde und Fussball unter einen Hut bringen, was mir wichtig ist.

Was fasziniert sie am FCS-Job?
Dass ich hier «Trainer plus» sein kann. Ich bin in allen Bereichen des Vereins involviert, ich kann mich überall einbringen. Ich arbeite mit Roland Klein so eng zusammen wie noch nie mit einem Präsidenten. Für die Vertragsverlängerung war keine Unterschrift nötig. Ich schätze diese Freiheiten sehr.

Sie vermissen nicht volle Stadien und magische Europacup-Nächte?
(überlegt lange) Ich habe ja als Spieler und Trainer schon die Champions League und Meistertitel erlebt. Als Trainer der Aufstieg mit Thun, Vize-Meister mit Luzern. Das waren alles tolle Momente. Nur den Cup habe ich als Trainer bisher nie gewonnen, mit Luzern wurde uns der Sieg ja gestohlen. Ich mache nun so lange als Trainer weiter, bis ich den Cup gewinne (lacht).

Mit Schaffhausen?
Warum nicht? Aber ich nehme es, wie es kommt. Ich habe keine Karriereplanung.

Als FCB-Trainer gab es Anfragen aus der Bundesliga.
Es gab Gespräche. Aber ich habe aufs Bauchgefühl gehört. Ich wäre zu jedem Job bereit, wenn sich alles zu 100 Prozent um Fussball drehen würde. Doch es sind die Sachen daneben, die viel Energie kosten. Als Trainer dreht der Wind rasch gegen dich. Das gehört zum Geschäft, aber es macht müde.

Sie wollten sich den Stress, wie ihn etwa Lucien Favre erlebt, also nicht antun. Liegt das auch daran, dass Fussball für Sie nur ein Hobby ist, weil Sie gut verdient und gut investiert haben und gar nicht mehr arbeiten müssten?
Golf ist mein Hobby. Fussball nicht. Das wäre respektlos gegenüber meiner Arbeit. Sicher machen mir das Immobiliengeschäft und der Handel Spass, ich hatte auch das Glück eines guten Partners mit guten Projekten.

Aber ihr Anspruch dürfte höher sein, als wie letzte Saison mit dem FCS abgeschlagen auf Rang 9 zu landen.
Wenn man ambitioniert ist, will man nicht nochmals eine solche Saison erleben. Wir hatten viele junge Spieler, haben viele Eigenfehler gemacht und im Sturm keinen Goalgetter. Aber nach der Klubübernahme vor einem Jahr hatten wir in sehr kurzer Zeit eine Mannschaft zusammenstellen müssen. Jetzt hatten wir mehr Zeit und werden ein besseres Team haben. Auch wenn wir weiterhin nur Geld ausgeben können, das wir einnehmen. Wir werden auch offensiver spielen.

Werden weiterhin Spieler und ihr Bruder Hakan als Assistenztrainer mit Arbeitslosengeldern finanziert?
Dazu sage ich nur folgendes: Dieses Thema wurde damals so dargestellt, dass wir etwas Verbotenes machen. Aber alles war durch das RAV abgesegnet, wie es auch andere Vereine handhaben.

Zurück zum Sportlichen: Es sollen noch grosse Namen kommen. Ist es Raul Bobadilla?
Wir wurden angefragt, aber er war nicht realistisch. Wir sind aber dran, noch routinierte Leader-Typen zu holen. Das hat uns gefehlt. Doch wir müssen noch Abgänge abwarten.

Euer Herbst-Trainingsgast, Sekou Sanogo, wird es nicht sein.
Wir müssen realistisch bleiben. Wir hatten diese Woche auch Pajtim Kasami, Ermir Lenjani (Ex-Sion-Stars, d.Red.), Levent Gülen und Kerim Frei (Türkei-Profis mit Schweizer Wurzeln) bei uns. Aber einfach für Privattrainings bei unserem Athletiktrainer Harun Gülen.

Ist der Super-League-Aufstieg im Visier?
Wir wollen es probieren, aber der Aufstieg ist kein Muss und nicht planbar. Auch Lausanne hatte zwei Jahre gebraucht, GC ist auch ein zweites Jahr unten. Mittlerweile gibts in der Challenge League viele Klubs mit Super-League-Infrastruktur. Deshalb bin ich für eine 12er oder besser noch eine 16er Profi-Liga. Das System mit der Challenge League als Ausbildungsliga funktioniert nicht. Chiasso und wir hatten die jüngsten Teams und belegten die letzten Ränge.

Nestlé-Erbe Patrick Liotard-Vogt ist ein Bekannter von ihnen. Investiert er bald beim FCS?
Er ist dabei, sich alles anzuschauen. Grundsätzlich ist jeder willkommen, der uns im unternehmerischen Bereich unterstützen kann. Vor allem, wenn wir in Zukunft oben mitspielen wollen.

Wie eng ist die Partnerschaft mit dem schillernden Ex-Lugano-Mitbesitzer Pablo Betancur, der hinter den drei Neuzugängen aus Urugugay steht?
Er unterstützt unser Projekt und stellt uns drei Spieler zur Verfügung, für die er anderswo mehr Geld bekommen hätte.

In Lugano hatte er damals verlangt, dass seine Spieler immer spielen müssen.
Dort war er Aktionär, da willst du mitreden. Bei uns sind er und sein Sohn fordernd, aber sympathisch aufgetreten. Da ist viel Leidenschaft dabei, ich erlebe es positiv. Aber bei mir gibts keinen Einfluss von aussen auf die Aufstellung.

Das erste Jahr nach der Klub-Übernahme von der Familie Fontana war von viel Zoff begleitet.
Das war ein massiver Störfaktor und hat das Arbeiten erschwert. Ich hatte zunächst gewisses Verständnis. Geht eine Ära wie von Aniello Fontana zu Ende, der alles aufgebaut hat, muss das zuerst verdaut werden. Zudem waren wir, die Neuen, keine Einheimischen. Aber es gibt in Schaffhausen auch viele Sponsoren und Fans, die uns positiv gegenüber stehen.

Wird der Streit ums Stadion weitergehen?
Gewisse Sachen müssen noch geregelt werden. Aber es kommt gut, auch wenn uns immer wieder Hürden aufgestellt wurden wie Betreibungen und Anwaltsschreiben. Aber die Kinderkrankheiten der Übernahme sind nun ausgestanden, jetzt wollen wir angreifen.

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
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22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
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