Wahrer VAR-Wahnsinn letzte Woche beim Champions-League-Spiel zwischen Borussia Dortmund und Sevilla. Es beginnt nach 46 Minuten und 23 Sekunden. Dortmunds Hazard flankt, Sevilla-Spieler Koundé zupft BVB-Tormaschine Haaland am Trikot. Spiel geht weiter.
47:22 Minuten. Haaland pflügt sich durch den Strafraum und trifft zum (vermeintlichen) 2:2.
48:35. Schiri Cakir hat Kontakt zum VAR. Und geht zum Bildschirm. Erst sieht er Haalands Rempler vor dem vermeintlichen 2:2, dann aber auch den Leibchenzupfer aus der schon fast wieder vergessenen Szene zuvor.
49:54. Cakir entscheidet auf Penalty. Wegen dem Trikot-Zupfer. Goalie Bono hält Haalands Elfer. Das Spiel geht weiter.
52:06. Cakir unterbricht, ordnet eine Wiederholung des Penalties an. Der Goalie hat sich zu früh bewegt. Haaland tritt nochmals an. Und trifft nach 53 Minuten und 32 Sekunden. Oder über sieben (!) Minuten nach der ersten Szene…
«Es gleicht sich alles am Ende wieder aus»
In der Sendung «BLICK Kick» sieht auch der ehemalige Bayern-Profi und spätere FCB-Meistertrainer Thorsten Fink (53) diese Szenen nochmals. Und schüttelt den Kopf.
Fink sagt: «Und jetzt stellen wir uns mal vor, die Zuschauer kommen wieder ins Stadion. Die springen schon gar nicht mehr auf, wenn ein Tor fällt. Die warten erst, bis der Anstoss kommt – und dann springen alle auf. Ich finde das nicht mehr das Richtige für unseren Fussball. Ich war mich gewöhnt: Wenn das Tor fällt, springe ich auf und juble.»
Würde Fink den VAR wieder abschaffen? «Ja.» Der Deutsche, der zuletzt Vissel Kobe in Japan gecoacht hat: «Es gleicht sich alles am Ende wieder aus. Das haben wir schon früher immer gesagt: Bayern wird wieder Meister am Ende. Da gehe ich jetzt auch mal davon aus. Weil sie die beste Mannschaft haben, weil sie am besten gespielt haben. Ob die jetzt einmal ein Tor bekommen oder nicht bekommen haben, das ungerecht war. Aber am Schluss wird sich in der Tabelle nichts ändern. Ob mit VAR oder ohne VAR.»
«Da sollte man sich was überlegen»
Kann sich Fink vorstellen, dass bei der Fifa in Sachen VAR ein Umdenken stattfinden könnte? «Es gibt immer noch Dinge, die man verbessern könnte. Solche Szenen, bei denen drei Minuten zuvor ein Foul war und man dann das Tor deswegen nicht gegeben hat, das ist einfach grenzwertig. Da sollte man sich was überlegen: Wie kann man das wieder optimieren?»
War’s früher generell besser mit der Regel «Im Zweifel für den Angreifer»? Fink: «Arsène Wenger (der langjährige Arsenal-Coach, die Red.) hat ja mal gesagt: ‘Wenn ein Stürmer einen oder zwei Zentimeter im Abseits ist, dann wird das gar nicht mehr untersucht. Dann ist es ein Tor.’ Also im Zweifel für den Angreifer. Es kann ja mal sein, dass einer drei Meter im Abseits ist und der Schiedsrichter das nicht gesehen hat. Dann kann man ja eingreifen. Aber sonst bringt das ja nur vieles durcheinander.» Also, weg mit dem VAR, findet Fink. Und zwar flink.