Immer mehr Klubs zahlen immer höhere Ablösesummen für Trainer. Und immer mehr Trainer unterschreiben mittlerweile nur noch Verträge mit Ausstiegsklauseln, die es ihnen ermöglicht, den Klub vorzeitig für eine vorgeschriebene Ablösesumme zu verlassen.
Sportchefs müssen über die Bücher
Die hohen Ablösesummen stören Erich Vogel nicht. Die Klauseln dafür umso mehr. Die Schweizer Manager-Legende sagt: «Dass Trainer eine Ausstiegsklausel verlangen, ist völlig fehl am Platz und daneben. Man stelle sich mal vor, ein Mann sagt seiner Frau bei der Hochzeit: Schau, sollte ich irgendwann eine schönere und bessere finde, lässt du mich gehen. Da verliert man doch jede Glaubwürdigkeit!»
Als Beispiele nennt Vogel Gladbachs Marco Rose, der im Sommer zum BVB gehen wird. Adi Hütter, der von Frankfurt zu Gladbach wechselt. Und auch Julian Nagelsmann, der Leipzig in Richtung Bayern verlässt. Seit diese Transfers bekannt geworden sind, lassen die Klubs wichtige Punkte liegen. Für Vogel gibts nur eines: «Wenn ein Trainer mit seiner Ausstiegsklausel kommt und seinen Abgang bekannt gibt, muss man sagen: Du darfst gehen – aber sofort. Weg! Büroräumen!»
Vogel stört, dass Trainer von ihren Spielern verlangen, alles für den Klub zu geben, selbst aber eine Klausel haben, die es ihnen ermöglicht, den Verein bei der erstbesten Möglichkeit zu verlassen. «Das ist in höchstem Masse unanständig! Grosse Trainer machen das das nicht. Das hätte Hitzfeld oder Gross nie gemacht. Rose, Hütter und Nagelsmann haben alle gewaltige Fehler gemacht», so Vogel. Aber auch die Klubs seien Schuld. «Solche Sportchefs, die Ausstiegsklauseln erlauben, haben im Fussball nichts verloren!»
Nagelsmann wirds schwer haben
Des Weiteren glaubt Vogel nicht, dass Noch-Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann bei Bayern glücklich wird. «Ich finde seinen Mut gut. Aber ich denke, er macht einen riesigen Fehler. Bayern lebt von drei ganz starken Persönlichkeiten. Von Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski. Doch sie alle sind in einem gewissen Alter und vermutlich in zwei Jahren nicht mehr dabei. Ihnen so etwas klar zu machen, ist eine der schwierigsten Aufgaben, die es gibt. Für einen jungen Trainer könnten solche Personalentscheide das Ende sein», so Vogel. Auch andere Probleme sieht Vogel in München auf Nagelsmann zufliegen. «Hansi Flick hat mit Bayern alles gewonnen, Nagelsmann kann nur verlieren.»
Vogels Prognose: «Nagelsmann, Rose und Hütter. Zwei der drei werden ihre Verträge nicht erfüllen. Welche zwei weiss ich nicht.»
Dass YB-Trainer Gerry Seoane auf dem Trainerkarussell der Bundesligaklubs zumindest mitreitet, überrascht Vogel nicht. «Er hat eine interessante Entwicklung gemacht. Er ist ein guter Mann. Seine Interviews sind fantastisch. Ich traue ihm die Bundesliga zu.» Doch Seoane sollte wählerisch sein. «Er darf nur zu einem Klub, der Champions-League-Ambitionen hat. Wenn er sonst wohin geht, macht er einen grossen Fehler. Dann kann er ganz schnell wieder weg sein», so Vogel.