Ciriaco Sforza spricht laut. Sehr laut. So laut, als wolle er seinen Worten Nachdruck verleihen. «Etwas Grossartiges» sei das hier in Basel. «Es geht um Emotionen, um Herz, um Power», sagt der neue FCB-Trainer. Und: «Das sind positive Menschen hier.»
Worte, die konträr zu den Vorkomnissen der vergangenen Tage stehen. Mit Sportchef Ruedi Zbinden und U21-Trainer Alex Frei haben zwei FCB-Legenden entnervt ihren Rücktritt eingereicht. Vor allem Frei geht, soviel steht fest, im Streit. Rechnet in seinem Kündigungsbrief knallhart mit der FCB-Führung ab. «Das Verhalten und Vorgehen der zuständigen Personen widerspiegeln die seit längerem vorherrschenden, nicht mehr dem FC Basel entsprechenden Werte und Haltungen sowie den fehlenden Respekt gegenüber den Mitarbeitern.»
Burgener sieht keinen Tiefpunkt
Bernhard Burgener, der zusammen mit Sforza zur Pressekonferenz erscheint, wischt diese Kritik kurz und knapp vom Tisch. Von BLICK auf das Schreiben angesprochen, antwortet der FCB-Präsident: «Herr Frei hat einen Entscheid gefällt, das Thema ist für mich erledigt.»
Allgemein reagiert Burgener gelassen auf das nicht enden wollende Chaos beim FCB. Dass die Muttenzerkurve jüngst seinen Kopf gefordert hat, dass der Klub an allen Ecken und Enden brennt? Scheint Burgener nicht zu interessieren. Er sehe keinen Tiefpunkt, so der FCB-Boss. «Wenn der Tiefpunkt der dritte Platz und der Europa-League-Viertelfinal und der Einzug in den Cupfinal ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.» Auf die ständige Kritik an seiner Person angesprochen, antwortet der Unternehmer: «Die Kritik verstummt, wenn wir wieder Meister werden. Sie finden immer ein Haar in der Suppe. Ich wusste, dass es ein schwerer Ritt wird, als ich vor drei Jahren übernommen habe, aber ich halte an meinem Konzept fest. Das Ziel muss es sein, dass wir wieder auf den Erfolgsweg zurückkommen.» Die Rücktrittsforderungen seien «unangenehm», «aber mir gehört der Klub, ich habe eine Verantwortung für diesen Verein, ich gehöre ans Ruder – Kritik allein machts nicht besser».
«Sforza ist perfekt»
Auf den Erfolgsweg zurückkommen? Dieses Ziel soll der FCB in Zukunft vermehrt mit jungen Spielern schaffen. Deshalb sei Sforza als Trainer geholt worden. «Das Wichtigste ist, dass mehr Junge in der Mannschaft spielen. Und wir müssen das Kader verkleinern. Einen gesunden Mix finden. Die Jungen müssen ihre Chancen bekommen.» Sforza sei ein Vorbild für die Nachwuchstalente. «Er ging ins Ausland. Inter. Kaiserslautern, Bayern. Er hat die Champions League gewonnen. Wieviele Spieler haben das erreicht? Er ist eine einzigartige Persönlichkeit. Das wollten wir. Und darum ist er perfekt», so Burgener.
Sforza sagt, er wolle Erfolg haben und gleichzeitig junge Spieler weiterentwickeln. Burgener definiert, was das heisst, Erfolg: «Hier in Basel gilt nur der Meistertitel. Das erwarten die Fans und die Stadt. Und auch international wollen wir erfolgreich sein. Und wir wollen wieder in den Cupfinal kommen. Nur der Cupsieg wie in der vergangenen Saison reicht nicht.» Um die Ziele zu erreichen, werde man «Wert auf die Qualität der Mannschaft legen», sagt Burgener. Angebote für die Top-Spieler Cabral, Alderete, Cömert und Widmer seien bislang keine eingetroffen.
Bis im März reicht das Geld sicher
Gleichwohl bleibt die finanzielle Lage der Basler in der Corona-Krise prekär. Was die Liquidität angehe, sei man bis im Februar oder März sicher, so Burgener. Der Transfer von Jonas Omlin zu Montpellier habe dem Klub Luft gegeben. Entscheidend sei, dass der Klub keine Schulden habe. Über allem aber stehe, dass man so schnell wie möglich wieder Zuschauer ins Stadion lassen dürfe.
Ob die dann aber auch wirklich kommen? Oder ist in den letzten Monaten zu viel Geschirr zerschlagen worden? Die Antwort dürfte, wie immer im Fussball, auf dem Platz liegen. Gelingt Sforza zwei Wochen nach dem Cupfinal ein überzeugender Start in die Saison, dann spricht bald niemand mehr über die Chaos-Wochen von Basel. Wenn nicht, dann schiessen die Flammen noch höher als jetzt.