Neo-Trainer Grosso über Sion-Boss CC
«Ich weiss auch, dass der Präsident die Trainer oft gewechselt hat»

Das heisse Pflaster Sion ist für Fabio Grosso ebenso Neuland wie das Wallis. Da war er zuvor noch nie. Und er will lange Zeit hierbleiben. «Weil das bedeutet, dass ich Erfolg hatte.»
Publiziert: 26.08.2020 um 17:58 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2020 um 18:35 Uhr
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2006 wurde Fabio Grosso mit Italien Weltmeister.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

BLICK: Hallo Signor Grosso. Führen wir das Interview auf Französisch?
Fabio Grosso: Französisch, klar. Aber langsam, weil ich Ihr Gesicht nicht sehe.

Wir können es auch auf Italienisch machen.
Nein, nein. Im Wallis wird Französisch gesprochen.

Haben Sie schon mit ihrem Weltmeister-Kumpel Gennaro Gattuso gesprochen, der hier vor acht Jahren mal Coach war?
Nein. Klar weiss, ich, dass Rino hier vorbeigekommen ist. Aber ich habe mit niemandem geredet. Ich wollte einen freien Kopf haben. Es wird hier schwierigere und weniger schwierige Momente geben, wie überall. Mir ist wichtig, gehobenen Hauptes und mit Leidenschaft arbeiten zu können. So wie ich es als Spieler und später als Trainer immer getan habe. Ich brauche da keine Ratschläge von anderen, die mich ja oder nein sagen lassen.

Wann hat Präsident Christian Constantin sie erstmals kontaktiert?
Er hat mich vor ein paar Tagen angerufen. Danach ist alles sehr schnell gegangen. Wir haben uns getroffen. Und gesprochen. Ausser über Geld. Das ist nicht sehr wichtig. Wir haben dann schnell Einigkeit erzielt, weil wir dieselben Werte und Ambitionen teilen.

Worin, liegt der Reiz den FC Sion zu trainieren?
Den Job mit viel Leidenschaft zu machen. Ich bin ein ambitionierter Typ mit klaren Zielen im Kopf.

Es gibt Präsidenten, die als Trainerfresser bekannt sind. Der Ruf von CC hat sich auch bis Italien rumgesprochen, oder?
Ja. Aber ich habe Vertrauen in meine Qualitäten und bin zuversichtlich. Ich gebe jeden Tag alles für den Klub, für den ich arbeite. Und ich bereu nie etwas. Ich hatte in meiner Karriere wunderbare, aber auch schwierige Momente. Diese nützen mir, um mich zu verbessern.

Kennen Sie den Ausdruck «Totomat» in Italien?
Nein, nie gehört. Was bedeutet er?

Das ist die Resultattafel in alten Stadien. Im Wallis geht das von CC kreierte geflügelte Wort um, dass der Totomat darüber entscheidet, wie lange ein Trainer im Amt bleibt.
Aber das ist doch überall so! Und es ist für mich überhaupt kein Problem. Ich weiss doch auch, dass der Präsident die Trainer oft gewechselt hat. Mein Ziel ist es, lange Zeit mit diesem Klub und diesem Präsidenten zu arbeiten. Denn wenn ich lange Zeit hier bin, heisst das automatisch, dass der Klub seine Ziele erreicht hat. Ich will meine Spieler besser machen. Dem, was ausserhalb des Platzes passiert, schenke ich ebenso wenig grosse Beachtung wie meinem Vertrag.

Hat Ihnen CC schon Ziele mit auf den Weg gegeben?
Noch nicht. Wir sind beide sehr ambitioniert. Um das sein zu dürfen, braucht man Qualität. Der Klub kommt aus einem sehr schwierigen Jahr. Wir haben sehr gute Junge hier, arbeitsame nicht mehr so Junge. Ich denke, der Präsident weiss, dass es auch Verstärkungen braucht.

Welche?
Das müssen Sie den Präsidenten fragen. Ich arbeite dann mit den Spielern, die mir zur Verfügung gestellt werden.

Sind sie zuvor schon mal im Wallis gewesen?
Nein, noch nie. Es ist ein wunderschöner Flecken Erde. Und ich hoffe, dass ich lange hierbleiben kann, um möglichst viel von der Region zu sehen.

Sie sind in Rom geboren, haben in Mailand bei Inter und in Turin bei Juventus gespielt und dort auch die Junioren trainiert. Als was fühlen Sie sich?
Ich bin wohl in Rom geboren. Aber wir zogen weg, als ich dreijährig war. Danach bin ich in den Abruzzen aufgewachsen, in Pescara, gewissermassen vis-à-vis von Rom, auf der anderen Meerseite. Das ist meine Heimat. Ich hatte wohl schöne Erfolge in Mailand und Turin. Aber meine Freunde sind in Pescara. Ich bin immer derselbe geblieben, der Junge aus Pescara. Auch als ich in Turin oder Mailand gespielt habe, bin ich den Sommer über immer nach Pescara gegangen. Alles, was ich in meiner Karriere erlebt habe, hat den Menschen Fabio Grosso nie beeinflusst. Ich habe enorm hart für meinen Parcours und meinen Erfolg gearbeitet. Das wird immer so bleiben. Auch in meinem neuen Abenteuer, in das ich mich nun stürze.

Der Präsident hat gesagt, Grosso könne einer wie Weltmeister-Coach Marcello Lippi werden. Schmeichelt Ihnen das?
Solche Dinge werden immer auf dem Spielfeld entschieden. Ich bin kein Freund von grossen Worten. Denn Worte verlieren sich, sobald sie im Wind stehen. Auch grosse. Was zählt, ist die Arbeit. Ich kenne meine Stärken, aber vor allem meine Schwächen. So versuche ich jeden Tag besser zu werden als zuvor.

Überlassen wir die markigen Worte dem Präsidenten. Der hat Erfahrung darin.
Machen wir so, lassen wir ihm die.

Was ist Ihr Credo als Trainer?
Das Wichtigste ist es, die Spieler richtig in Szene zu setzen. Eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, in welcher sich die Spieler so ausdrücken können, dass ihre Qualitäten voll zur Entfaltung kommen. Das Spielsystem ist nicht wichtig. Sondern, dass die Spieler dieselben Ziele und Werte haben.

Aber was schwebt ihnen vor: Tiki-Taka oder Catenaccio?
Ich versuche meine Teams zum Spielen zu bringen. Das habe ich immer so getan. Doch dazu muss man zuerst mal gut verteidigen. Denn man hat den Ball nicht permanent in seinen Reihen. Aber ich mag Ballbesitz-Fussball.

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