«Franz will nicht, dass jetzt alle um ihn trauern»
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Abschied von Franz Beckenbauer:«Franz will nicht, dass jetzt alle um ihn trauern»

Abschied von Franz Beckenbauer (†78)
So emotional war die Gedenkfeier

Spieler, Mensch, Kaiser: Unter diesem Motto nahmen in München 30'000 Menschen Abschied von Franz Beckenbauer. Eine Gedenkfeier, die berührt.
Publiziert: 19.01.2024 um 21:08 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2024 um 21:12 Uhr
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Danke Franz! In der Münchner Allianz-Arena nehmen 30'000 Menschen Abschied von Beckenbauer.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel LeuStv. Sportchef

Ist es bloss ein kitschiger Zufall oder hat der Kaiser mittlerweile bereits im Himmel die Regie übernommen? Noch zwei Stunden vor Beginn der Gedenkfeier in München (De) ist es garstig. Es schneit, es windet, es ist eiskalt. Doch pünktlich zum Start des grossen Beckenbauer-Abschieds setzt sich die Sonne gegen die Wolken durch und der Himmel über der Allianz-Arena erstrahlt in Blau. Echtes Kaiserwetter halt.

30’000 Menschen sind an diesem Freitagnachmittag nach München-Fröttmaning gepilgert, um ihrem Idol Servus zu sagen. Einer davon ist Metin vom FC-Bayern-Fanclub Zürich. Er ist frühmorgens um 6 Uhr aufgestanden, um pünktlich in München anzukommen. Für den 46-Jährigen eine Selbstverständlichkeit. «Beckenbauer war es, der den FC Bayern sportlich vorangebracht und mit aufgebaut hat. Er hat unglaublich viel Herzblut in diesen Verein gesteckt. Doch er war mehr als nur eine Bayern-Legende. Deshalb ist nicht nur in München, sondern auch in Deutschland und der ganzen Welt die Trauer sehr gross. Er hat uns so viele schöne Momente beschert, nun wollen wir ihm die letzte Ehre erweisen.»

«Wenn er in den Raum kam, ging das Licht an»

Was Metin und Co. während der 75-minütigen Gedenkfeier zu sehen bekommen, ist beeindruckend. Immer wieder erheben sich die Menschen und spenden dem Kaiser minutenlangen Applaus, um dann wieder zu schweigen und ohne Worte seiner zu gedenken.

Warum Beckenbauer schon zeit seines Lebens so verehrt wurde, bringt FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer (69) auf den Punkt: «Die Menschen haben zu ihm hochgeschaut, aber er hat nie auf die Menschen runtergeschaut.» Beckenbauer war eben nicht nur ein grossartiger Spieler, sondern auch ein grossartiger Mensch. Oder wie es Karl-Heinz Rummenigge (68) sagt: «Wenn er in den Raum kam, ging das Licht an.»

«Der Franz in Unterhosen»

Besonders emotional wird es an der Gedenkfeier, als FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeness (72) seine Rede hält. Normalerweise kennt man ihn ja eher als polternden und angriffslustigen Redner. Nicht so an diesem Freitag. Sichtlich ergriffen erzählt er, wie er «den Franz» vor 58 Jahren das erste Mal hat spielen sehen und sofort angetan von ihm war. Und dann gibt Hoeness noch zwei Anekdoten zum Besten.

Die erste aus dem Mai 2000, als die Bayern dank Unterhaching doch noch an Bayer Leverkusen vorbeigezogen waren und mal wieder Meister wurden. Der Kaiser sei damals gerade auf den Fidschi-Inseln gewesen, um für die Fussball-WM 2006 in Deutschland zu werben. Als er vom Meistertitel erfahren habe, sei er um vier Uhr in der Nacht im Hotelflur in Unterhosen vor der Tür des damaligen Fifa-Chefs Sepp Blatter (87) gestanden und habe laut «Steht auf, wenn ihr für Bayern seid» gesungen.

Die zweite Anekdote handelt von einem Treffen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Allianz-Versicherung. Damals ging es um einen Namensgeber für das neue Bayern-Stadion. Am Ende des Gesprächs habe Beckenbauer auch noch etwas sagen wollen, erzählt Hoeness: «Sie alle können froh sein, dass ich damals als Lehrling bei der Allianz aufgehört habe. Sonst wäre ich jetzt vielleicht hier und Sie nicht.» Die Folgen der kaiserlichen Worte: schallendes Gelächter und selbstverständlich ein unterschriebener Vertrag.

Am Ende seiner beeindruckenden und bewegenden Rede wird Hoeness noch einmal persönlich: «Lieber Franz, jetzt bist du zwölf Tage tot. Um ehrlich zu sein, du fehlst mir sehr. Ruhe in Frieden.»

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (57) trifft mit seinen Worten den richtigen Ton: «Franz Beckenbauer sang einst: ‹Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein.› Franz Beckenbauer wird nie allein sein.»

Der Wunsch von Kult-Kicker Hartwig

Was bleibt von dieser Gedenkfeier? Ein volles, lautes Stadion ist beeindruckend. Ein volles, leises aber noch viel mehr. Und in Zeiten, in denen sich der milliardenschwere Fussball und ihre abgehobenen Kicker immer mehr von den Menschen, den Fans und der Basis entfremden, zeigt diese Gedenkfeier aber auch eindrücklich, wie viel Kraft noch immer im Fussball steckt.

«Franz würde diesen Trubel nicht wollen»
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Ob dem Kaiser selber diese Gedenkfeier gefallen hätte? «Ja», sagt Uli Köhler (73), Münchner Fussballreporter-Legende und seit Jahrzehnten Beckenbauer-Intimus. «Eine Trauerfeier hätte ihm nicht gefallen, eine Gedenkfeier aber schon, denn der Franz wollte nicht, dass um ihn getrauert wird. Dass sie seiner aber gedenken, findet er schon ganz gut.»

Das Schlusswort gebührt Jimmy Hartwig (69). Der deutsche Kult-Kicker hat zu Beginn der 80er-Jahre beim Hamburger SV zwei Jahre zusammen mit Beckenbauer gespielt und ihn in der Zeit «lieben gelernt». Augenzwinkernd sagt er zu Blick: «Ich bin mir nicht sicher, ob ich dereinst in den Himmel kommen werde. Aber wenn ja, hätte ich einen grossen Wunsch: Wenn ich bei dieser grossartigen Truppe um Franz Beckenbauer, Pelé, Johan Cruyff und Gerd Müller nur Ersatzspieler sein dürfte, wäre ich schon ein glücklicher Mensch.»

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