Der Tod von Franz Beckenbauer geht einer Schweizer Fussball-Legende besonders nahe: Roger Wehrli (67), denn kaum zu glauben, aber wahr, die beiden waren einst Teamkollegen.
Rückblende. Anfang Januar 1983 fand im Zürcher Hallenstadion ein internationales Hallenfussball-Turnier statt. Die Hauptattraktion damals: der 37-jährige Franz Beckenbauer als GC-Spieler, verpflichtet für diesen einen Anlass.
Sein damaliger Mitspieler Wehrli: «Ich bin sehr traurig, dass er gestorben ist, und könnte weinen. Sein GC-Auftritt 1983 war einer der Höhepunkte meiner gesamten Karriere, denn Beckenbauer war als Libero mein grosses Vorbild. Es war sensationell, zusammen mit einem solchen Weltstar spielen zu dürfen. Er hat sich ganz normal mit uns unterhalten.»
Selbst Jahre später hätte sich Beckenbauer noch an ihn erinnert, erzählt Wehrli. «Ich habe ihn noch zwei-, dreimal am Fifa-Turnier von Sepp Blatter im Wallis gesehen und einmal noch in München, als ich mit meiner Frau am Robbie-Williams-Konzert war und ihm per Zufall am Flughafen begegnet bin. Wir haben jeweils ein paar Worte miteinander gewechselt.»
Er schlief in Niederrohrdorf AG
Als Beckenbauer 1983 für GC auflief, schlief er nicht etwa in einem Zürcher Nobelhotel, sondern im aargauischen Niederrohrdorf, im Haus von Raimondo Ponte (68). Die GC-Legende erinnert sich: «Beckenbauer war zwei Nächte bei mir und meiner Frau. Er hätte ob all seiner Erfolge Star-Allüren haben können, hatte er aber nicht. Er war ein bescheidener, liebenswerter Typ.»
Ponte war aber nicht nur von Beckenbauers Menschlichkeit beeindruckt, sondern auch von seiner spielerischen Eleganz. «Wenn er den Ball berührt hat, war das schon etwas ganz Besonderes. Das konnte man auch beim Turnier im Hallenstadion sehen.»
Rekordeinnahmen dank Kaiser Franz
Auch GC-Spieler Charly In-Albon (66) gerät ins Schwärmen, wenn er 41 Jahre zurückdenkt. «Mit Beckenbauer aufzulaufen, war für mich ein Highlight meiner Laufbahn. Er hatte damals natürlich das ganze Turnier extrem aufgewertet. Viele Zuschauer kamen extra seinetwegen. Sie wollten ihn einmal spielen sehen.»
Der Plan damals, Beckenbauer für ein Turnier zu verpflichten, ging übrigens auch finanziell auf. Weil das Hallenstadion an beiden Tagen ausverkauft war und alle 30'000 Lose verkauft wurden, nahm GC als Organisator eine Viertelmillion Franken ein.