Und genau das zeichnete den Superstar aus Baar ZG aus. Er ging in einem Sport voller Skandale und Intrigen immer seinen eigenen Weg. Die Politik hat ihn nie interessiert.
«Lasst mich in Ruhe…»
Am 12. Dezember wird Kimi in Abu Dhabi zum letzten Mal in den Alfa-Sauber klettern. Nach über 350 Rennen, 21 Siegen und 103 Podestplätzen. Es wird für viele Fans ein Abschied des «Iceman» mit feuchten Augen. Kein Fahrer war in den letzten Jahren so beliebt wie Kimi.
Und vor zehn Jahren machte ein Spruch den Finnen zu seinem Renault-Ingenieur am TV weltweit bekannt. «Lasst mich in Ruhe, ich weiss, was ich tue!» Er hasste nichts mehr als Anweisungen am Boxenfunk.
Erstes Interview in Wetzikon
Das erste Blick-Interview mit Räikkönen fand im Winter 2000 in einer Pizzeria in Wetzikon statt. Man musste Kimi, der vor dem GP-Start 2001, nur 27 Autorennen bestritt, fast zu jeder Aussage überreden. Nur beim Thema Eishockey war er hellwach. Das interessierte ihn fast mehr als die Boliden.
Und so überraschten jetzt zwei Aussagen von ihm nicht mehr: «Die 19 Jahre in der Formel 1 waren nie mein Leben. Schon mit 30 Jahren wollte ich aufhören.» Am 17. Oktober wird der Nordländer 42 Jahre alt…
Freunde bleiben ewig
«Jetzt zählt nur noch meine Familie. Ich werde die Formel 1 kaum vermissen, aber sicher die wenigen Freunde, die ich in diesem Sport kennenlernen durfte!» Dazu gehört auch Alfa-Sauber-Sportdirektor Beat Zehnder.
«Im Cockpit war Kimi ein fairer Gegner. Mit ihm konntest du problemlos mit Tempo 300 Rad an Rad fighten. Der Rennsport war sein Blut», sagte jetzt Sir Lewis Hamilton (36) und sagte noch mit einem Lächeln: «2007 hat er mir um einen Punkt den WM-Titel weggeschnappt!»
Chefs an Weihnachten informiert
Räikkönens Rücktritt war für die Teambesitzer keine Überraschung mehr: «Vor den letzten Weihnachten habe ich die Chefs informiert, dass 2021 zu 95 Prozent meine letzte Saison sein würde!»
Die fünf Prozent setzt er wohl in eine tolle Saison, die bis jetzt mit zwei zehnten Plätzen in Baku und Budapest unter allen Erwartungen für ihn, das Team und die Fans blieb. Die Kritik selbst liess ihn kalt.
Denn Kimi hatte mit dem Sport, der ihn zum vielfachen Millionär machte, eigentlich schon abgeschlossen. Aber er kämpfte weiter, liess sich von der Schönrederei anstecken, obwohl er wusste. Da geht mit dem C42 nicht mehr viel.
Nachfolger Bottas? «Keine Ahnung!»
Ob sein Nachfolger Landsmann Valtteri Bottas (32) wird, interessiert Kimi wenig. «Das ist jetzt Sache meiner Chefs!» Dass er in der Formel 1 fünfmal mit Bottas crashte, ist längst vergessen.
Und Bottas nach bisher fünf Mercedes-Jahren: «Vielleicht weiss ich, was 2022 passiert, vielleicht auch nicht!» Da wird wohl keine Stimmungskanone nach Hinwil kommen…
Bald nur noch Papi
Für Kimi sind jetzt die ewigen Zukunftsfragen vorbei: «Ich werde jetzt mit meiner Familie noch glücklicher. Meine Kinder kommen in den Kindergarten. Das wird eine tolle Zeit. Es wird eine Erleichterung sein, keinen Druck mehr zu spüren. Keine Tests mehr, keine Flüge mehr und keine Verpflichtungen wie Interviews mehr. Ich werde ein freier Mann sein.»
Danke Kimi!
Ab Freitag läuft mit dem ersten Training in Zandvoort der Countdown für Kimi Räikkönen. Wird der Finne auf der Zielgeraden noch einmal mit guten Resultaten glücklich?
Seine Fans hoffen es. Und mit Blick sagen sie jetzt einfach: Danke, Kimi!