Der Mega-Auftritt des Ersatzpiloten Nyck de Vries (27) in Monza hat Williams keine andere Wahl gelassen. Der Holländer durfte beim Europa-Finale für den am Blinddarm operierten Stammfahrer Alex Albon im dritten Training ran. Und zerstörte Latifi mit der Stoppuhr.
Als einziger ohne WM-Punkte
Beim Start stand der Formel-E-Weltmeister 2021 in der vierten Reihe neben Landsmann Verstappen (kassierte fünf Strafplätze) – und holte als Neunter gleich zwei Punkte. Latifi blieb 2022 als einziger Fahrer ohne WM-Zähler.
Der kanadische Milliardärssohn schlug sich in seiner Karriere, die beim Corona-Doppelstart 2020 in Spielberg begann, mit vielen Crashes durch. In Spa schoss er gleich Alfa-Sauber-Pilot Bottas weg. Für geschätzte 20 Millionen Dollar im Jahr kann man ja auch mal was kaputt machen.
Königsmacher in Abu Dhabi
Sein berühmtester Crash stieg beim WM-Finale in Abu Dhabi. Es war jener 12. Dezember, bei dem Hamilton sechs Runden vor Schluss auf dem sicheren Weg zum achten Titel lag. Da knallte Latifi, von Schumi leicht berührt, in die Mauer.
Safety-Car. Und da machte Rennleiter Masi (inzwischen gefeuert) nur Fehler, missachtete die Regeln – und schaffte es, das nicht richtig formierte Feld noch für eine Runde auf die Reise zu schicken. Der Rest ist bekannt. Verstappen mit frischem Gummi schnappte sich Hamilton, der als Leader nicht zum Reifenwechsel an die Boxen fahren konnte.
Viele Morddrohungen
Die Folge: Masi und Latifi bekamen noch Monate danach Morddrohungen. Und vor Monaten gab selbst Red-Bull-Boss Horner zu: «In Abu Dhabi ist nicht alles korrekt verlaufen!» Schnee von gestern. Während Verstappen seinem verdienten zweiten WM-Titel entgegen rast, wird sich Latifi wohl mit einem Nuller verabschieden.
Aber wer ersetzt den Kanadier? De Vries wäre nach Monza die logische Wahl. Doch auch Alpine und Alpha Tauri sind scharf auf die Dienste des Formel-2-Meisters von 2019.
Will man Schumis Namen?
Sollte der Holländer den Sitz beim WM-Schlusslicht nicht bekommen, bleiben eigentlich nur zwei übrig: Logan Sargeant (21), der aktuelle Formel-2-Dritte (hinter Drugovich und Pourchaire) aus Amerika, und Mick Schumacher (23), der von Williams-Boss Jost Capito immer wieder gelobt wird.
Der Deutsche würde wenigstens mit seinem berühmten Namen das Williams-Team etwas ins Rampenlicht rücken. Wie er es seit zwei Jahren mit Haas-Ferrari tut. Und dort sagt Chef Steiner: «Die Chancen, dass Mick bleiben darf, stehen 50:50. Da wird mein Bauchgefühl mitreden!»