Vor Heimrennen in Monza und Mugello
Ferrari am Boden – muss Binotto gehen?

Etwas ist klar: der Absturz von Ferrari ist für die Formel 1 eine Katastrophe. Aber solange das rote Panikorchester so wütet wie zuletzt in Spa, ist keine Besserung in Sicht. Da hagelt es nur Mitleid, Kritik und Wut.
Publiziert: 01.09.2020 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2020 um 14:28 Uhr
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Ferrari ist am Boden. Beim GP von Belgien belegen sie nur die Plätze 13 und 14.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Spa

Im Fussball wäre die Lage nach solchen Auftritten um einiges einfacher: Da wäre der Trainer schon längst weg. Doch bei Ferrari, seit Jahrzehnten ein Haus der 1000 Lügen und Wahrheiten, ist eben alles ein wenig anders.

«Bin ich noch der richtige Mann?»

Mattia Binotto (50) klammert sich seit dem gewonnenen Machtkampf gegen Maurizio Arrivabene (63) am Chefsessel. Auch wenn die Qualitäten des «Harry Potter» eigentlich nur im technischen Bereich liegen.

Und seit der unwürdigen Vettel-Entlassung am 12. Mai (also vor der Saison) hat Binotto das interne Chaos selbst ausgelöst. Da fehlt dem Italiener einfach die Klasse. Sein Satz nach den 13. und 14. Plätzen am Sonntag sagt alles: «Ob ich noch der richtige Mann bin, kann ich nicht beantworten!»

Noch schweigen die roten Bosse

Ob der Mann mit 27 Ferrari-Dienstjahren in Maranello noch das Vertrauen seiner Mitarbeiter und Fahrer hat, muss bezweifelt werden.

Noch schweigt die oberste Chefetage. Und das ausgerechnet vor den beiden Italo-Rennen in Monza und Mugello an den zwei nächsten Sonntagen.

2019 siegte Leclerc in Monza

«Ich glaube nicht, dass wir in Monza ausgepfiffen worden wären», sagt Vettel (33). Auch er darf dankbar sein, dass dort (wo Teamkollege Leclerc 2019 die Pole holte und siegte) keine Fans zugelassen werden.

Dafür in Mugello, wo Ferrari seinen 1000. GP-Auftritt «feiern» will. Unter den Zuschauern in der Toskana sollen auch 800 Ferrari-Händler aus aller Welt sein...

«Enttäuscht und wütend»

Binotto: «Natürlich sind wir enttäuscht und wütend wie unsere Fans. Aber wir müssen jetzt zusammenhalten und nach vorne schauen, um über diese schwere Zeit zu kommen! Es ist der einzige Weg, um uns aus dieser Situation zu befreien!» Es tönt wie eine Abschiedsrede.

Kimi ein ernsthafter Gegner

Die Medien machen Druck. «La Repubblica»: «Langsam, schäbig, unzuverlässig!» Aber was soll man tun? Seitdem man die Motoren mit einem zu grossen Benzinfluss nicht mehr «dopen» kann (oder eben darf) und sich der SF1000 als Gurke herausstellt, ist selbst der C39 mit dem dauermotivierten Kimi Räikkönen (40) im Alfa-Sauber ein ernsthafter Gegner.

Wolff: «Ferrari liess uns leiden!»

So gibt man sich auch noch der Lächerlichkeit preis. Und lockt die Gegner nicht nur mit Mitleid auf die Bühne. So sagt Mercedes-Wolff diplomatisch: «Wir mussten 2019 wegen Ferrari leiden!» Und Red Bull-Boss Horner: «Im letzten Jahr gab es Rennen bei denen es gute Argumente gibt, dass wir sie gewonnen hätten, wären sie mit einem Motor gefahren, der in Sachen Leistung jetzt ziemlich anders aussieht!»

Ferrari gab Trickserei zu

Die FIA stellte fest, dass da getrickst wurde (was Ferrari auch offen zugab), konnte aber keinen klaren Beweis liefern. So einigte man sich mit Ferrari auf einen Deal, der bis heute geheim geblieben ist. Und die Formel-1-Rivalen weiter verärgert. Ein Teamchef: «Wenn der Ferrari plötzlich wieder raketenhaft schnell ist, wissen wir alle, dass etwas wieder nicht stimmen kann!»

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