Aktuell in der Haut von Michael Masi (42) zu stecken? Lieber nicht. Der Australier mit italienischen Wurzeln hat wohl den längsten Tag seines Lebens hinter sich. Auch durch seine kontroversen Entscheidungen während dem GP von Abu Dhabi hat Max Verstappen seinen ersten WM-Titel eingefahren.
«Man muss Mitleid mit ihm haben», meint Nico Rosberg. «Die ganze Welt schaut ihm zu und er muss innerhalb von 15 Sekunden entscheiden, was er tut», so der Weltmeister von 2016. Auch die meisten aktuellen Fahrer teilen die Meinung, dass der Job Masis ein undankbarer ist.
Ins kalte Wasser geworfen
Nach Charlie Whitings überraschendem Tod hat Masi dessen Nachfolge als Rennleiter übernommen – er wurde ins kalte Wasser geworfen. Eine sauber durchgeführte Stabübergabe? Nicht möglich. Whiting arbeitete seit 1988 für die FIA und wurde 1997 Renndirektor. Er starb im Alter von 66 Jahren an einer Lungenembolie im Hotel. Vier Tage vor dem WM-Start in Melbourne.
Seit März 2019 hat Masi deshalb in der Formel 1 das Sagen. Als Renndirektor kontrolliert er, leitet er, entscheidet er. Und er eckt an. Seine Entscheide und damit sein Einfluss in diversen Rennen dieser Saison kommen nicht gut an. Dabei hat Masi vor allem eines im Sinn: Lasst die Piloten fahren, lasst ihnen Freiheiten.
Ursprünglich kommt der Australier aus der V8-Supercar-Serie. Später hat er die Posten als Rennleiter für die Formel 2, die Formel 3 und die Formel E übernommen – und nebenbei Whiting an ausgewählten Formel-1-Rennwochenenden zur Seite gestanden.
«Charlies Fussstapfen werden immer viel zu gross sein», hat Masi der «New York Times» letztes Jahr gesagt. Er sollte Recht behalten.
Ist er 2022 noch dabei?
Einfach hatte er es nie. Masi wurde ein Bauernopfer des Machtkampfes zwischen Red Bull und Mercedes. Sowohl Christian Horner wie auch Toto Wolff haben immer und immer wieder Druck auf den Rennleiter ausgeübt. Das müsste in Zukunft bestraft werden. Beide Lager fühlten sich stets benachteiligt. In Abu Dhabi folgte dann der Höhepunkt – wobei es nicht immer schien, als habe Masi alles im Griff. Ob er auch 2022 noch das Geschehen leitet, darf so zumindest angezweifelt werden. Vielleicht hat er ja selbst vom ewigen Theater die Schnauze voll.
Auch, weil vor allem eine Frage die Hamilton-Fans noch lange beschäftigen wird: Warum liess Masi nur die fünf Autos, die zwischen Hamilton und Verstappen lagen (Norris, Alonso, Ocon, Leclerc und Vettel), zurückrunden? Die anderen drei, die irgendwo auf der Strecke waren (Ricciardo, Stroll, Schumacher), aber nicht?
Klar, Masi wollte für die letzte Runde einen Kampf Mann gegen Mann – aber das Reglement ist auch klar: Nur wenn sich alle zurückgerundet haben, darf das Rennen wieder freigegeben werden. Und das Safety-Car an die Boxen abbiegen.
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Nach dem Formel-1-Finale stellen sich die Fans weltweit vor allem eine Frage: Warum bloss wechselte Lewis Hamilton als Leader nicht auch auf frische (und schnellere) Reifen? Ganze 44 Runden ist Hamilton auf den harten (weissen) Reifen durchgefahren.
Nun, hätte der siebenfache Weltmeister beim Defekt von Antonio Giovinazzi (virtuelle Safety-Car-Phase) und beim Crash von Nicholas Latifi (Safety Car) jeweils als Führender die Box angefahren, wäre sein Verfolger Max Verstappen einfach weiter gefahren. Der Holländer hätte die Führung übernommen und sich ins Ziel gerettet!
So aber blieb Hamilton draussen, Verstappen holte sich frischen Gummi und nutzte diesen Vorteil für das entscheidende Überholmanöver elf Kurven vor dem Ziel.
Mit dem Latifi-Crash rettete die Renngöttin am Ende Max Vestappen den Sieg und den WM-Titel. (R. B.)
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