Die drohende Langeweile wurde in Melbourne vor der Rekordkulisse von 130'000 Fans (total 452'000 seit Donnerstag) verscheucht. Mehr Action und Überraschungen sind kaum noch möglich.
Die Brosamen-WM
Doch die Formel 1 bleibt weiter einfach gestrickt. In Bahrain fiel von den fünf Topteams keiner aus, also gabs für die fünf letzten Teams keine Punkte. In Jeddah baute Stroll einen Unfall – und öffnete so Hülkenberg (10.) die Punkte-Türe.
In Melbourne erwischte es neben Verstappen auch das Mercedes-Duo Hamilton (Motor) und Russell (Crash im Duell mit Alonso ohne Feindberührung) – und schon waren die Plätze 8, 9 und 10 frei. Irrtum: Der Spanier wurde als Sechster mit 20 Sekunden Strafzeit gebüsst, weil er beim Zwischenfall eine andere Linie gefahren sei und früher gebremst habe. Damit erbte Stroll den sechsten Platz, Tsunoda den siebten Rang und Alonso fiel auf Platz acht zurück.
Trotzdem: Diese simple Rechnung wird den Zirkus auf seiner längsten Reise bis nach Abu Dhabi begleiten. Oder die Brosamen-WM im Tabellenkeller.
Bremsscheibe brannte
Der erste Ausfall von Verstappen nach zwei Jahren und 36 Siegen kam mit Ansage. Schon im Training hatte er Probleme mit den Bremsen. Diesmal liessen sie ihn im Startduell mit dem späteren Sieger Sainz (nach Silverstone 2022 und Singapur 2023) bald im Stich.
Bullen Sportdirektor Marko: «Zuerst griffen sie noch, dann nur noch einmal und dann war Schluss.» Mit einem spektakulären Feuer auf der rechten hinteren Seite kam der Holländer an die Boxen.
Wo war Pérez?
Verstappen führt jetzt mit 51 Punkten knapp vor Leclerc (47), Pérez (46) und Sainz (40). Bös abgestürzt ist Mercedes, wo Chef Wolff selbst sagt: «Es ist frustrierend, immer wieder die gleichen Aussagen zu machen. Aber wir geben nicht auf.»
Der Ausfall von Verstappen brachte eine alte Schwäche des Weltmeister-Teams zum Vorschein: Wo war Pérez, als man ihn brauchte? Der Mexikaner kann mit dem 5. Platz nicht zufrieden sein. Marko knallhart: «Sergio ist nicht gut gefahren!»
Stallorder bei McLaren
So tummelten sich hinter dem für einmal überlegenen Ferrari-Duo die beiden McLaren-Mercedes um den letzten Podestplatz. Mit dem klar besseren Ende für Norris, der als Dritter zum 14. Mal ohne Sieg auf das Treppchen steigen konnte!
Damit es zwischen dem Briten und Lokalheld Piastri gar nicht zu unnötigen Duellen kam, schickte die Boxencrew schon bei Halbzeit eine klare Nachricht an die Strecke: «Oscar lass den Lando vorbei. Er ist schneller!»
Wo landet Sieger Sainz?
Bei Ferrari liess es Chef Fred Vasseur bleiben (wie früher Jean Todt) eine Stallorder zu geben. Der Spanier Sainz war das ganze Wochenende – trotz seiner Blinddarm-OP vor zwei Wochen – der stärkere Fahrer.
Und Sainz hat jetzt ein Problem, da die Roten für 2025 bereits Hamilton verpflichtet haben: Wo ist ein Platz frei? Leclerc witzelte: «Da die Teamchefs nicht blind sind, wird einer wohl anbeissen.» Bei Sauber-Audi wäre für 2026 der Sitz für Sainz reserviert. Aber will er sich das letzte Vorbereitungsjahr der Hinwiler tatsächlich antun?