Nach der grossen Technikreform in der letzten Saison wird im Jahr zwei der Groundeffect-Autos am Reglement nur Kosmetik betrieben.
Die scheinbar kleinste Änderung ist die grösste. Die Kanten des Unterbodens müssen um 15 Millimeter nach oben gebogen werden. Das soll das Bouncing verhindern, also das Holpern der Autos bei hohen Geschwindigkeiten.
Die Fahrer hatten über Rückenprobleme und eine verschwommene Sicht geklagt, wenn das Auto bei den Auf- und Abbewegungen immer wieder auf der Strasse aufschlägt. 15 Millimeter hört sich nach wenig an, ist aber für Aerodynamiker fast schon ein «Attentat».
Ohne Gegenmassnahmen würden 20 Punkte Abtrieb fehlen und die Autos um eine halbe Sekunde langsamer sein. Von den Teams hören wir, dass die Ingenieure den Verlust durch Weiterentwicklung schon wieder wettgemacht haben.
So viel Schwarz wie noch nie!
Ein weiteres grosses Streitthema war das Gewicht. Die FIA wollte es von 798 auf 796 Kilogramm absenken, musste jedoch auf Druck der Teams wieder zurück zum alten Mindestgewicht. Grund: Die neuen Pirelli-Reifen sind schwerer geworden. Trotz des Zugeständnisses kämpfen alle Teams mit den Pfunden. Im letzten Jahr schaffte zunächst nur Alfa-Sauber das Gewichtslimit, später auch Aston Martin und Williams. Red Bull dagegen lag um bis zu 20 Kilogramm darüber.
Zum Saisonstart sollten alle die 798 Kilogramm erreichen. Das aber hat seinen Preis. Noch nie hat man so viele schwarze Flächen auf den Autos gesehen. Mercedes tritt wie 2020 und 2021 komplett in Schwarz an. Schwarz bedeutet unlackierte Kohlefaser. Farbe ist schwer. Haas hat durch weniger Weiss und mehr Schwarz zwei Kilogramm gespart. Andere Teams noch mehr!
Zhou-Crash hat Folgen
An zwei Stellen hat die FIA an der Sicherheit nachgebessert. Nach dem Horror-Unfall von Zhou in Silverstone werden die Überrollbügel verstärkt. Die Überlebenshilfe war beim Chinesen abgebrochen, als der Alfa-Sauber kopfüber auf den Asphalt aufschlug.
Die Spiegel werden von 15 auf 20 Zentimeter verbreitert. Damit soll der tote Winkel verringert werden.
Bei Pirelli kann man jetzt aus sechs statt fünf verschiedenen Mischungen auswählen. Die Zeit der Reifen in den Heizdecken wird von drei auf zwei Stunden verkürzt.
Bonus und Inflation erhöhen Ausgabelimit
Zur Technik gehört auch der Kostendeckel. Red Bull hatte ihn letztes Jahr gebrochen und muss nun mit zehn Prozent weniger Windkanalzeit büssen. Als Weltmeister hat Red Bull ohnehin schon weniger Zeit im Windkanal als alle anderen.
In diesem Jahr sinkt die Basissumme des Kostendeckels von 140 auf 135 Millionen Dollar. Tatsächlich ist die Summe höher. Inklusive Inflationszuschlag und dem Bonus für 23 statt 21 Grand Prix sowie die sechs Sprintrennen beläuft sich die Obergrenze auf rund 154 Millionen Dollar.