Hier erwischt Carlos Sainz den Gullydeckel
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Von Überwachungskamera gefilmt:Hier erwischt Carlos Sainz den Gullydeckel

Kanaldeckel-Skandal – fünf Stunden Pause
Blick erklärt das Kanaldeckel-Problem

Wie gross kann der Kniefall der Formel 1 vor einem Veranstalter sein? Es ist die Zustimmung, dass ein Training erst von 2.30 Uhr bis 04.00 Uhr Lokalzeit stattfindet. Oder «Morgestraich» in Las Vegas. Was war im Paradies der Sünde vorher passiert?
Publiziert: 17.11.2023 um 13:20 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2023 um 11:25 Uhr
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Das 2. Training in Las Vegas kann gefahren werden, die beiden Ferrari (hier Leclerc) sind vorne.
Foto: Getty Images
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Roger BenoitFormel-1-Experte

Nun, der Auftakt ging in der Wüstenstadt voll in die Hosen. Das war keine Show, das war ein echter Skandal. Denn nach nur acht Minuten war das erste Training vorbei. Und ging erst nach über fünf Stunden weiter. Bei elf Grad.

13'222 Kilometer nach Abu Dhabi

Wer denkt da vor allem an die Mechaniker, die vor sieben Uhr morgens kaum ins Bett kommen? Und das nächtliche Programm bleibt jetzt in der Wüstenstadt noch stressiger.

Denn als Höhepunkt wartet nach dem Rennen und dem stundenlagen Abbau vor Ort für die meist stillen Helfer noch die Flugreise ins 13'222 Kilometer entfernte Abu Dhabi zum WM-Finale. Am nächsten Sonntag! So ein Stress zum Saisonabschluss könnte bestimmt vermieden werden.

Abbruch nach 8 Minuten

Die Strecke von Las Vegas, die erst am Mittwoch fertig geworden war, wurde um 20.38 Uhr Lokalzeit (5.38 Uhr MEZ) gesperrt! Der FIA blieb nach dem Kanaldeckel-Debakel nur der Abbruch. Denn die beiden Autos von Sainz (Ferrari) und Ocon (Alpine) wurden zerstört – beide Piloten brauchten ein neues Chassis.

Der Spanier, der nach dem fast ausserirdischen Abenteuer über Rückenschmerzen klagte, bekam sogar einen neuen Motor aus Maranello. Zur Zeit des Abbruchs lag sein Teamkollege Leclerc auf dem 6,2 km langen Kurs in Führung. Weit über zwei Sekunden vor den beiden Haas-Ferrari von Hülkenberg und Magnussen. Ferner: 10. Bottas, 14. Zhou.

Das sagen die Alfa-Sauber-Piloten

Valtteri Bottas: «In den Top 5 zu sein, ist immer schön, aber es ist noch sehr früh und wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Jeder wird sich morgen massiv verbessern, aber so weit siehts ganz gut aus. Wir haben eine vorgegebene Richtung des Setups, der wir folgen müssen, um die Balance des Autos zu verbessern, da es in langsamen Kurven immer noch etwas untersteuert. Da können wir noch viel Zeit herausholen. Die Strecke ist, wie wir sie erwartet haben: sehr schnell, mit langen Geraden und ziemlich rutschig zu Beginn des Trainings. Der Grip wurde mit jeder Runde besser und wir erwarten morgen eine weitere Steigerung. Jetzt müssen wir noch etwas mehr Leistung finden, bevor das Qualifying ansteht. Es wird eine noch längere Nacht, als es heute war, aber wir sind motiviert, auf diesem Level weiterzumachen.»

Guanyu Zhou: «Es war hinsichtlich der Zeit und der Streckenbedingungen auf jeden Fall eine interessante Session. Ich glaube nicht, dass die Endplatzierung unser wahres Tempo widerspiegelt. Um weitere Möglichkeiten zu erkunden, haben wir uns für ein anderes Setup entschieden als bei Valtteri, welches aber nicht so gut lief, wie seins. Die Strecke zu erkunden, war etwas herausfordernd: Die Unterlage war sehr rutschig, was nicht überraschte aufgrund des neuen Asphalts und des Regens, doch sie wurde im Verlauf des Trainings besser und so erwarte ich auch, dass sie morgen besser wird. Die Strecke scheint Selbstvertrauen beim Bremsen zu belohnen und die Temperatur in den Reifen wird essenziell sein. Wir werden den besten Plan austüfteln müssen, um das im Qualifying umzusetzen, vor allem, weil morgen die Temperaturen noch tiefer sein werden.»

Valtteri Bottas: «In den Top 5 zu sein, ist immer schön, aber es ist noch sehr früh und wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Jeder wird sich morgen massiv verbessern, aber so weit siehts ganz gut aus. Wir haben eine vorgegebene Richtung des Setups, der wir folgen müssen, um die Balance des Autos zu verbessern, da es in langsamen Kurven immer noch etwas untersteuert. Da können wir noch viel Zeit herausholen. Die Strecke ist, wie wir sie erwartet haben: sehr schnell, mit langen Geraden und ziemlich rutschig zu Beginn des Trainings. Der Grip wurde mit jeder Runde besser und wir erwarten morgen eine weitere Steigerung. Jetzt müssen wir noch etwas mehr Leistung finden, bevor das Qualifying ansteht. Es wird eine noch längere Nacht, als es heute war, aber wir sind motiviert, auf diesem Level weiterzumachen.»

Guanyu Zhou: «Es war hinsichtlich der Zeit und der Streckenbedingungen auf jeden Fall eine interessante Session. Ich glaube nicht, dass die Endplatzierung unser wahres Tempo widerspiegelt. Um weitere Möglichkeiten zu erkunden, haben wir uns für ein anderes Setup entschieden als bei Valtteri, welches aber nicht so gut lief, wie seins. Die Strecke zu erkunden, war etwas herausfordernd: Die Unterlage war sehr rutschig, was nicht überraschte aufgrund des neuen Asphalts und des Regens, doch sie wurde im Verlauf des Trainings besser und so erwarte ich auch, dass sie morgen besser wird. Die Strecke scheint Selbstvertrauen beim Bremsen zu belohnen und die Temperatur in den Reifen wird essenziell sein. Wir werden den besten Plan austüfteln müssen, um das im Qualifying umzusetzen, vor allem, weil morgen die Temperaturen noch tiefer sein werden.»

140 Kanaldeckel kontrolliert

Ob der Veranstalter für die beiden Formel-1-Millionenschäden aufkommt, wird wohl noch abgeklärt. Versicherungen für Totalschäden sollen viel zu hoch sein.

Nach dem Abbruch und bis zur Fortsetzung des Trainingsbetriebes nach über fünf Stunden mussten 140 Kanaldeckel nochmals überprüft werden. 30 wurden ersetzt.

Schon viel Ärger mit Kanaldeckeln

Probleme mit den Kanaldeckeln sind nicht neu. Und sie werden erst entdeckt, wenn die Boliden mit über 300 km/h über den Asphalt donnern. Wenn sie zu wenig festmontiert worden sind, werden die «Gullys» von den Autos aus der Verankerung gerissen.

Dieser Saugeffekt sorgte in der Vergangenheit schon einige Male für Schlagzeilen. Barrichello crashte einmal in Monte Carlo, Grosjean in Malaysia, Montoya in Shanghai und Russell 2019 in Baku.

Williams-Bolide fährt über Gullideckel
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Schock für George Russell:Williams-Bolide fährt über Gullideckel

1990 erwischte es Walter Brun

Auch das Schweizer Brun-Team kann über die Kanaldeckel ein Lied singen. 1990 verlor der Innerschweizer auf dem Inselkurs in Montreal bei einem Sportwagen-WM-Lauf beide Autos.

Ja, damals wirbelte ein Jaguar einen Gully durch die Luft, der die Windschutzscheibe des Brun-Porsche von Jesus Pareja durchschlug. Ab in die Mauer, Feuerhölle. Pareja kam mit ein paar blauen Flecken davon. Das zweite Auto wurde ein «normales» Kanaldeckel-Opfer.

Zuschauer gesucht ...

Das zweite Training wurde wegen des Skandal-Startes einfach von 60 auf 90 Minuten erweitert. Zuschauer suchte man dann vergebens, die Fans wurden von den Veranstaltern von den Tribünen verbannt.

Nach sechs Minuten war es ausgerechnet Kanaldeckel-Opfer Carlos Sainz, der mit dem «neuen» Ferrari als erster Pilot die 100-Sekunden-Mauer niederriss – 1:39,891.

Die langweilige Lehrstunde

Doch bald übernahm der grosse Favorit Max Verstappen («Wir müssen hier nur die Clowns spielen») das Kommando. Bei Halbzeit lagen vorne Alonso, Leclerc, Hamilton, der einmal mehr überraschende Albon im Williams. Pérez und Russell innerhalb von 0,085 Sekunden.

Bis wieder Verstappen diesem Zeiten-Spuk ein Ende machte. Der Holländer, der seinen 18. GP-Sieg 2023 anstrebt, hat seinen Lieblingsplatz in Las Vegas schnell herausgefunden: «Mein Hotelzimmer!»

5. Bottas – 18. Zhou

Eine Stunde lang hatten sich die ganz in Schwarz antretenden Alfa-Sauber-Piloten sehr diskret verhalten. Bis plötzlich Bottas auf dem überraschenden fünften Rang auftauchte ­ – noch vor Verstappen! Und dort blieb der Finne auch.

Aber eben: Die Piloten waren für einmal wie Fahrschüler (meist mit dem weichsten Gummi) unterwegs. Für ein klareres Bild muss man wohl das dritte Training am Samstagmorgen um 05.30 Uhr (MEZ) abwarten. Die Qualifikation steigt dann um 9 Uhr MEZ – oder eben um Mitternacht in Las Vegas.

Aufregung um Gratis-Sex

Bereits am Vortag hatte in Las Vegas, der Stadt, die ihr Schmuddel-Image offenbar nicht loswird, für Aufregung gesorgt. Wenn man einem Bericht des Kolumnisten von «motorsport-total.com» Glauben schenkt.

«Ein Bordell in Las Vegas bietet jedem Fahrer Gratis-Sex mit einer Dame nach Wahl an, und immerhin 50 Prozent Rabatt für andere Mitarbeiter der Teams.» Es soll sich um einen Werbegag handeln.

Für die als Puristen bekannten Amerikaner ist da wohl eine Grenze überschritten worden. Wie früher, als die GP-Besitzer aus den Staaten (Liberty Media) als erste Formel-1-Aktion die Grid Girls auf die Verbotsliste setzten. Dafür werden seither in den US-Rennen jeweils die Cheerleader vor dem Start auf den Asphalt geschickt.

Die Resultate des 1. Trainings

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