Die Formel 1 begibt sich auf Sparkurs: 2021 gilt eine Budgetobergrenze von 145 Millionen US-Dollar pro Team und Saison. Dies hatte die FIA im Mai beschlossen. In den beiden Folgejahren wird der Deckel nochmals um jährlich fünf Millionen gesenkt.
Verschiedene Teamchefs warnen aber vor Schlupflöchern im Abkommen. Denn: Die Gehälter der Piloten werden – wie auch die drei höchsten Mitarbeiter-Löhne – nicht unter die vereinbarte Budgetgrenze fallen.
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul (43) befürchtet nun, dass die Teams ihre Ausgaben gar nicht senken, sondern von der Technik zu den Löhnen verlagern. «Wir wissen alle, dass es nur ein Ballon ist. Wenn wir auf der einen Seite drücken, geht die Luft auf die andere Seite», sagt der Franzose zu «motorsport-total».
Teamchefs befürworten Gehalts-Grenze
Unter den Chefs der finanziell schwächeren Teams werden deshalb zwei Alternativen diskutiert: Entweder soll wie im US-Sport eine Gehaltsobergrenze für Piloten eingeführt werden oder die Löhne sollen ebenfalls zu den gedeckelten Team-Budgets gezählt werden. Die zweite Variante stösst bei McLaren-Teamchef Andreas Seidl (44) und seinem Haas-Kollegen Günther Steiner (55) auf Anklang. Steiner glaubt, dass sich dadurch die Teams auch auf der Strecke wieder näher kommen: «Wenn man viel Geld für einen Fahrer ausgibt, kann man andere Dinge nicht machen. Das würde das Feld noch weiter angleichen, und die Gehälter würden sich anpassen.»
Grosjean kritisiert Hamilton-Lohn
Werden also Top-Verdiener wie Lewis Hamilton bald zurückgestuft? Noch hat der Brite seinen Vertrag für 2021 nicht unterschrieben. Der nächste Millionen-Deal dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein (BLICK berichtete). Romain Grosjean (34), Sprecher der Fahrervereinigung GPDA, hält Hamiltons Salär für ungerecht. «Für mich ist es nicht akzeptabel, dass Lewis Hamilton mehr als 40 Millionen verdient, während andere Fahrer für den gleichen Job 150’000 pro Jahr verdienen», sagt der Noch-Haas-Pilot.
Speziell zu Corona-Zeiten seien solche Spitzen-Löhne unverantwortlich, findet auch Renault-Chef Abiteboul: «Einige Teams werden hunderte Leute entlassen müssen. Wenn wir gleichzeitig eine ungeheuere Inflation an Fahrerkosten haben, dann ist das für mich unfair und ergibt keinen Sinn.»
Wolff bangt um die Stars
Toto Wolff (48), Motorsportchef beim Klassenprimus Mercedes, sieht dies naturgemäss etwas anders. Schliesslich will er seinen Erfolgsgaranten Hamilton noch möglichst lange im Team haben. «Sie sind die weltweiten Superstars und Besten ihrer Meisterschaft. Wir dürfen sie nicht verlieren», sagt Wolff.
Fahrer-Sprecher Grosjean befürchtet zudem, dass im Fall von tieferen Löhnen niemand mehr für die Ausbildung junger Piloten bezahlen will. Solche Investments werden nämlich oft in Form von Beteiligungen an späteren F1-Gehältern zurückbezahlt. «Welcher Hersteller oder Manager gibt dann ein Vermögen für einen Fahrer aus, nur um dann 20 Prozent von etwas zurückzubekommen, das gecappt ist?», fragt sich der Genfer. Es ist nicht die einzige Frage, die es auf dem langen Weg zu einer Lohngrenze noch zu klären gäbe. (red)