Die Formel 1 brauchte diese 60 nassen Minuten, um die Autos einigermassen für die um 17 Uhr beginnende Qualifikation zum Sprintrennen am Samstag einzustellen. Und wenn es hier bald richtig abtrocknen sollte, wird die Sache noch heikler.
Nun, in der letzten Minute verhinderte Bottas mit viel Können noch einen Crash, stoppte Zentimeter vor der Reifenmauer. Der Finne zauberte und ersparte damit den Mechanikern viel Arbeit vor der Qualifikation.
Die Dreher-Orgie von Imola
Alle Fahrer mussten zu Beginn des ersten Trainings mit dem blauen Gummi raus – also volles Regenprogramm. Die grünen Intermediates-Reifen hätten das Wasser nicht schlucken können.
Es dauerte gerade mal neun Minuten, bis sich der Kanadier Latifi (immer wieder er) im Williams-Mercedes in der Tosa-Kurve ins Kiesbett verabschiedete. Es folgten zahlreiche Dreher der Konkurrenz: Norris, Leclerc, Stroll, Magnussen, Schumi, Vettel, Verstappen, Bottas…
Alfa-Sauber braucht trockene Piste
Am meisten gespannt waren die Alfa-Sauber-Fans auf den C42. Er war – wie einige andere Autos – mit einem neuen Unterboden unterwegs. Nun, auf nasser Piste war da natürlich noch keine grosse Verbesserung zu erwarten: 11. Bottas, 19. Zhou.
Gleich zu Beginn des Trainings gaben die beiden bisherigen Topteams Ferrari und Red Bull-Honda den Ton am. Mit Zeiten, die rund 20 Sekunden über der Pole-Zeit von 2021 mit Hamilton (1:14,411) lagen.
Es war dann nach einer halben Stunde der in die Kritik geratenen Vettel (Aston Martin-Mercedes), der sich den grünen Gummi als erster aufziehen liess – und gleich in die Spitzengruppe fuhr!
Hamilton: «Das Herz kauft mit!»
Eine eher diskrete Vorstellung gab Siebenfach-Weltmeister Sir Lewis Hamilton (37) zum Besten. Er wollte den bereits angeschlagenen Silberpfeil wohl nicht noch mehr gefährden. Er fuhr nur 15 Runden – Platz 18.
In der Medienkonferenz gab der Brite offen zu, dass er am Kauf des FC Chelsea sehr interessiert ist. «Ja, ich telefoniere jetzt noch öfters mit Serena Williams. Wir wollen das wirklich zusammen durchziehen. Die Investition ist für beide eine Herzensangelegenheit.»
Warum Chelsea? Lewis: «Früher habe ich auch Fussball gespielt und war immer für Arsenal. Aber meiner Umwelt, vor allem den Schwestern, gefiel das nicht. Sie kniffen mir immer wieder in den Arm – und so wechselte ich eben zu Chelsea!»
Heisses Ferrari-Duell
Nach 40 Minuten wechselte dann der GP-Zirkus – trotz weiterem Nieselregen – auf die Intermediates. Aber richtig schnell wurde zuerst nur Sainz im Ferrari. Er war einen Tag nach der Vertragsverlängerung 2,8 Sekunden schneller als der Rest.
Aber nur für fünf Minuten. Dann war WM-Leader Leclerc um 0,1 Sekunden schneller. Aber Sainz konterte sofort, lag plötzlich 1,2 Sekunden vor dem Monegassen. Aber auch dieser schlug nach drei Drehern (!) wieder zurück und wies seinen roten Teamkollegen in die Schranken.,
Und Vettel hatte sich weiter nach vorne gekämpft. Der Deutsche hatte an der PK Klartext gesprochen: «Ich habe bis Ende Saison einen Vertrag – und ich werde diesen auch erfüllen.» Noch ist sein grünes Team 2022 noch ohne WM-Punkt!
Der schnelle «weisse Ferrari»
Für eine Überraschung bei diesen widerlichen Bedingungen sorgte wieder einmal Haas-Ferrari. Der von den Rivalen schon argwöhnisch beobachtete «weisse Ferrari» landete sensationell auf den Plätzen vier (Magnussen) und 5 (Schumi). Die beiden trennte eine halbe Sekunde.
Eine rote Flagge (Norris-Abflug) bremste dann die letzten Zeit-Angriffe. Bis kurz darauf auch noch Bottas rausflog...
Bestzeit von Boschung
Ebenfalls auf nasser Piste sorgte der Walliser Ralph Boschung (Campos Racing) für eine nette Überraschung: Bestzeit vor Vips (Estland) und dem Inder Daruvala. Der Sauber-Academy-Fahrer Théo Pourchaire (Frankreich) kam kaum zum Fahren und wurde 13. Das Training wurde von Zwischenfällen immer wieder unterbrochen. Für das vorzeitige Ende sorgte Boschung mit einem Dreher, der 50 Sekunden vor Schluss rote Flaggen auslöste.