«Ich habe mich selbst überrascht.» Eine grössere Machtdemonstration als jene von Max Verstappen (27) in Brasilien hat die Formel-1-Welt seit Jahren nicht gesehen. Für den ersten Sieg nach 133 Tagen im nicht mehr überlegenen Red Bull gibts die Traumnote 10.
Selbst die Briten applaudieren. Auch wenn jetzt die Titelchancen von Landsmann Lando Norris (24) Richtung null gesunken sind.
Wer sich vom 17. Startplatz bei solch extremen Bedingungen fehlerfrei zum ersten Sieg nach Spanien zaubert, darf stolz sein. Super-Max: «Mir fehlen eigentlich die Worte, denn vor dem Rennen haben wir bei Red Bull noch lange diskutiert, wohin diese Reise im Regen führen kann. Das Wort Sieg ist dabei nicht gefallen.» Sportdirektor Helmut Marko (81) zu Blick: «Wir haben nur über die Schadensbegrenzung gesprochen.»
Noch liegen 86 Punkte bereit
Jetzt grüsst der Holländer mit 62 Punkten Vorsprung – und es liegen in Las Vegas, Katar (mit Sprint) und Abu Dhabi nur noch 86 Zähler auf dem rasenden Teppich.
Kurz: Wenn Verstappen am 24. November das Nacht-Spektakel im Spielerparadies gewinnt, ist er zum vierten Mal Weltmeister. Und sonst braucht er im Red-Bull-Honda einfach noch 24 Punkte. Wenn Norris alle 86 Punkte erobert. Also: Vergessen wir den Titelkampf.
Norris: «Ich machte viele Fehler»
Denn selbst Norris glaubt nicht mehr an seine Chance. Der Brite wirkte bereits beim Sprint nervös und im Rennen war er oft neben der Piste – und beide Male musste ihn Teamkollege Oscar Piastri auf Boxenbefehl nach vorne vorbei winken.
Norris in den englischen Medien: «Max ist sehr gut gefahren, aber für solche Leistungen brauchst du auch etwas Glück. Ich hatte nicht den besten Tag, machte Fehler.» Von der Aufgabe wollte der McLaren-Star allerdings noch nicht reden.
Vom Ärger zum Luftsprung
Es ist erstaunlich, wie cool Verstappen in den GP do Brasil gestiegen ist. In den letzten Wochen musste er einige bittere Pillen (auch von der FIA) schlucken. Und dann kam am Rennmorgen in der Qualifikation noch das Pech mit einer roten Flagge nach dem Stroll-Crash dazu.
Zusammen mit der Motorenstrafe fiel er auf den 17. Startplatz. «Da musste ich in der Pause bis zum Grand-Prix-Start mit mir allein kämpfen. Da gingen meine Emotionen hoch. Bis zum Gedanken an die Zerstörung der Garage! Jetzt haben sich diese in Luftsprünge umgewandelt. Besser kann man eigentlich ein Rennen gar nicht mehr fahren.»
Ferrari bremste sich ein
Während Verstappen den berühmten Champagner kaltstellen kann, darf dies langsam auch McLaren-Mercedes bei den Teams tun. Denn Ferrari stürzte zum Ende des Triple-Headers in zwei Wochen nach zwei Siegen in Austin und Mexiko bös ab.
Teamchef Fred Vasseur (56) blieb Realist: «Wir haben in allen Belangen nicht unsere Bestform erreicht. Und das zahlt sich in diesem Sport schnell negativ aus!» Der Rückstand auf das Papaya-Duo beträgt jetzt 36 Punkte. Wegen eines weiteren Pérez-Flops (nur Elfter) hat hier Red Bull ausgeträumt.
Die vier 5000-Euro-Strafen
Für einen Ärger sorgten einmal mehr die FIA-Rennkommissare, die über fünf Stunden brauchten, um kurz vor Mitternacht Schweizer Zeit noch die letzten hängigen Fälle der Wasserspiele von Interlagos zu beurteilen.
Weil Mercedes vor dem zweiten Start an beiden Autos den Reifendruck veränderte, kassierte das Team eine Strafe von zweimal 5000 Euro. Und weil Norris, Russell, Tsunoda und Lawson beim zweiten Start zu früh in die Aufwärmrunde starteten, mussten sie bei der Rennleitung antreten. Gebüsst wurden nur Norris und Russell (je 5000 Euro), weil sie die beiden Racing Bulls «verführten», auch loszufahren.