Das ist so bitter für Mercedes-Debütant George Russell! Der junge Brite (22) fährt bei seinem ersten GP im Weltmeister-Team sensationell – aber dennoch nur auf Platz 9!
Das Boxenchaos bei Mercedes in Runde 63 und 64 bindet Russell und Bottas zurück. Bahn frei für einen Sieger von einem anderen Team. Sergio Pérez übernimmt die Führung und gewinnt im Racing-Point! Der Mexikaner feiert in seinem 190. Formel-1-Rennen seinen ersten Sieg. Hinter ihm: Esteban Ocon im Renault und Pérez-Teamkollege Lance Stroll.
Boxenchaos vermasselt Russell-Triumph
George Russell beginnt als Ersatz für den corona-abwesenden Lewis Hamilton hervorragend, übernimmt nach der ersten Kurve bereits die Führung – und zieht davon. Der junge Brite fährt bei seinem ersten GP im Weltmeister-Team im Stil von Hamilton souverän vorne weg. Bis in die 63. Runde (von 87) – dann überschlagen sich bei Mercedes die Ereignisse.
Beim virtuellen Safety Car gehen beide Mercedes direkt hintereinander an die Box. Und diese Boxenhalts sind verhängnisvoll! Mercedes vertauscht den Gummi der Fahrer und die Mischungen! Und bei Bottas gelingt das Anschrauben des linken Vorderrads nicht, das sogar kurz Feuer fängt.
Als das Missgeschick bemerkt wird, muss Russell nochmals an die Box. Die Doppelführung ist nach dieser virtuellen Safety-Car-Phase natürlich weg.
Weiter Rückschlag bei Aufholjagd
Russell gibt sich nach dem Rückschlag vorerst nicht geschlagen – startet die Aufholjagd. Grosse Klasse, wie er dabei Bottas überholt. Und bis an Leader Pérez herankommt. Dann in Runde 78 der zweite Schock: Platter Reifen, Russell muss erneut an die Box!
Jetzt ist der Sieg definitiv weg, doch Russell fährt als Neunter direkt hinter Bottas immerhin in die Punkte. Es sind seine ersten – in den 36 Rennen bei Williams gelang ihm das nie. Weil er die schnellste Runde fährt, kommt noch ein dritter Punkt dazu.
Bottas dagegen kann als Nummer 77 bei seinem 77. GP für Mercedes und am finnischen Nationalfeiertag gar nicht zufrieden sein. Er hätte nach dem Verstappen-Ausfall mit einem dritten Platz den Vizeweltmeister-Titel sichern können.
Emotionaler Pérez feiert ersten Sieg
Nach dem Boxen-Debakel bei Mercedes liegt plötzlich der Racing-Point von Sergio Pérez vorne. Unglaublich: Nach dem Zusammenstoss mit Leclerc in der ersten Runde, der zum Ausfall von Leclerc und Verstappen führte, lag Pérez zwischenzeitlich am Ende des Rennens.
Pérez fährt also von zuhinterst zum Sieg! Der Mexikaner fuhr schon neunmal aufs Podest, zum Beispiel Mitte November in der Türkei als Zweiter und 2012 dreimal für Sauber. Zuvorderst war er noch nie.
Das gelingt Pérez jetzt, in seinem 190. GP, zum ersten Mal: «Mein erster Sieg nach zehn harten Jahren», freut er sich. Und der Sakhir-Gewinner hat ja kein Cockpit für die nächste Saison, weil sein Team auf Vettel setzt. Pérez nach dem Triumph am Streckenrand: «Ich will weiterfahren. Und wenn ich 2021 nicht starte, dann komme ich eben 2022 zurück.»
Es ist der erste Mexiko-Triumph in der Formel 1 seit dem Sieg von Pedro Rodriguez in Spa vor 50 Jahren.
Paukenschlag zum Start
Gleich nach dem Start kollidiert der viel zu ungestüme Leclerc mit Pérez, Verstappen kann nicht mehr ausweichen. Der Holländer verwirft die Hände und sagt über Funk: «Da konnte ich nichts machen.»
Er und Leclerc, beide aus der zweiten Startreihe gestartet, landen im Kiesbett und stoppen im Reifenstapel. Für sie ist das Rennen vorbei. Leclerc vergibt damit seine herausragende 4. Startposition, die er am Samstag herausfuhr.
Leclerc nach Crash bestraft – nächstes Ferrari-Debakel
Ferrari-Pilot Charles Leclerc scheidet in der ersten Runde selbstverschuldet früh aus. Er gibt zu: «Wenn einer schuld ist, dann ich.» Tatsächlich untersuchen die Rennkommissäre vor Mitternacht (Ortszeit) den Fall. Das Verdikt: Der Monegasse wird für das Verursachen des Crashs mit zwei Strafpunkten (nun ist er bei drei Strafpunkten) und einer Rückversetzung um drei Plätze in einer Woche in Abu Dhabi bestraft.
Und bei Ferrari misslingt auch Sebastian Vettels Boxenstopp in der 55. Runde. In der virtuellen Safety-Car-Phase dauert sein Stopp 6,5 Sekunden. Vettel holt keine Punkte, wird 12. Ferrari punktelos – neu 41 Punkte Rückstand auf das fünftklassierte Renault in der WM-Wertung.
Alfa-Sauber ohne Punkte
Ebenfalls punktelos bleibt Alfa-Sauber beim 502. Rennen von Hinwiler Autos: Antonio Giovinazzi fährt das ganze Rennen lang um Position 13, 14 herum, wird am Schluss 13.
Kimi Räikkönen dreht sich gleich beim Start, wird am Ende 14.
Teamchef Frédéric Vasseur: «Wir blieben in einem Rennen, in dem viele andere Fehler machten, cool. Aber es reichte trotzdem nicht für Punkte. Mit Ausnahme des Drehers von Kimi Räikkönen in der ersten Runde gibts sowohl bei Fahrern als auch Team nicht viel anzukreiden.»
Kimi Räikkönen (14.): «Es war eine schwierige Nacht, in der wir wahrscheinlich das Maximum rausholten. Ich hatte einen guten Start, aber bei Kurve zwei musste ich einen weiten Weg gehen, berührte den Randstein und verlor das Heck.»
Antonio Giovinazzi (13.): «Platz 13 vor unseren Rivalen und direkt hinter dem Ferrari war wahrscheinlich das Maximum heute. Überholen war schwierig, obwohl wir in den Kurven eigentlich genug schnell waren.»
Teamchef Frédéric Vasseur: «Wir blieben in einem Rennen, in dem viele andere Fehler machten, cool. Aber es reichte trotzdem nicht für Punkte. Mit Ausnahme des Drehers von Kimi Räikkönen in der ersten Runde gibts sowohl bei Fahrern als auch Team nicht viel anzukreiden.»
Kimi Räikkönen (14.): «Es war eine schwierige Nacht, in der wir wahrscheinlich das Maximum rausholten. Ich hatte einen guten Start, aber bei Kurve zwei musste ich einen weiten Weg gehen, berührte den Randstein und verlor das Heck.»
Antonio Giovinazzi (13.): «Platz 13 vor unseren Rivalen und direkt hinter dem Ferrari war wahrscheinlich das Maximum heute. Überholen war schwierig, obwohl wir in den Kurven eigentlich genug schnell waren.»
«Habe so geheult im Auto»
Und was ist mit den anderen Podestfahrern? Renaults Esteban Ocon steht zum ersten Mal auf dem Treppchen (im 65. Rennen). Der Franzose: «Ich habe so geheult im Auto, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen.»
Der Dritte Lance Stroll vom Siegerteam Racing-Point kennt das Gefühl auf dem Podest schon (2017 in Baku, 2020 bisher in Monza). Jetzt ist der Kanadier zum dritten Mal Dritter.
Grosjean startet nicht mehr
Wenige Studen vor dem Rennen gibt Feuer-Held Romain Grosjean bekannt, nächste Woche in Abu Dhabi nicht mehr ins Cockpit zu steigen. Er fliegt zurück in die Schweiz. Der Genfer mit französischer Lizenz: «Ich muss mit diesen Händen ja noch 60 Jahre leben...»
Eine schwierige Entscheidung, denn damit wird der 34-Jährige ohne weiteres Rennen die Formel 1 verlassen. Er hat nächste Saison kein Cockpit mehr. Im Haas-Ferrari werden 2021 Nikita Mazepin starten und Mick Schumacher, der sich am Sonntag trotz seines 18. Platzes den Formel-2-Titel sicherte (BLICK berichtete).
So gehts weiter
Mit dem abschliessenden 17. Rennen dieser Corona-Saison am kommenden Wochenende. Von Bahrain gehts in die Vereinigten Arabischen Emiraten nach Abu Dhabi.
Die WM-Stände
Stand nach 16 von 17 Rennen.
Fahrer
- Lewis Hamilton 332 (Weltmeister)
- Valtteri Bottas 205
- Max Verstappen 189
- Sergio Pérez 125
- Daniel Ricciardo 112
Charles Leclerc 98
- Carlos Sainz 97
- Alexander Albon 93
- Lando Norris 87
- Lance Stroll 74
- Pierre Gasly 71
- Esteban Ocon 60
- Sebastian Vettel 33
- Daniil Kvyat 32
- Nico Hülkenberg 10
- Kimi Räikkönen 4
- Antonio Giovinazzi 4
- George Russell 3
- Romain Grosjean 2
- Kevin Magnussen 1
- Nicholas Latifi 0
- Jack Aitken 0
- Piettro Fittipaldi 0
Konstrukteure
- Mercedes 537
- Red Bull-Honda 282
- McLaren-Renault 184
- Racing Point-Mercedes 194
- Renault 172
- Ferrari 131
- AlphaTauri 103
- Alfa-Sauber 8
- Haas-Ferrari 3
- Williams 0