Beim wohl konkurrenzfähigsten Auftritt von Mercedes in dieser Saison kam Lewis Hamilton bis auf 2,25 Sekunden an den späteren Sieger Max Verstappen (50. GP-Sieg) heran. Wenig später wird dem Briten der Podestplatz entzogen – das entscheidet die FIA um 2.20 Uhr Schweizer Zeit, nachdem eine technische Nachkontrolle ergeben hat, dass der Unterboden von Hamiltons W14 nicht den Normen entsprochen hat.
In der entsprechenden Meldung heisst es: «Die Bodenplatten entsprechen nicht dem Artikel 3.5.9 des Technischen Reglements der FIA.» Im besagten Artikel 3.5.9 werden die Beschaffenheit der Bodenplatten und deren Dimensionen definiert. Die Bodenplatte müsste einheitlich 10 Millimeter dick sein (+/- 0,2 mm), aber nur, sofern die Bodenplatte neu ist. Als Folge von Verschleiss wird eine Dicke von neun Millimetern akzeptiert. Bei Mercedes war die Planke am hinteren Teil zu stark abgenutzt.
Leclerc ebenfalls disqualifiziert
Hamilton ist zwar enttäuscht über die Disqualifikation, kann dem Rennen aber dennoch viel Positives abgewinnen: «Nach dem GP disqualifiziert zu werden, ist natürlich bitter. Das nimmt uns aber nicht die Erkenntnis, dass wir grosse Fortschritte gemacht haben in dieser Woche.»
Wie Hamilton wurde auch Charles Leclerc Opfer von Artikel 3.5.9 – der Monegasse (6.) ist ebenfalls disqualifiziert worden und holt so beim Rennen, in dem er die 21. Pole seiner Karriere innehatte, keinen einzigen WM-Punkt.
Einsicht bei Mercedes
Bei Mercedes gibt sich Toto Wolff einsichtig. Seine Mannschaft habe «einen Fehler gemacht», wird der Teamboss bei «crash.net» zitiert. Man akzeptiere die Strafe. «Wir können der Leistung des Autos heute eine Menge Positives abgewinnen. Wir hassen es, so nah am Sieg dran zu sein und dann zu verlieren.»
Seine Begründung: «Die Wahl des Setups ist an einem Sprint-Wochenende immer eine Herausforderung, wenn man nur eine Stunde freies Training hat – und noch mehr auf einer holprigen Strecke wie dem COTA (Circuit of The Americas) und mit einem neuen Paket. Am Ende spielt das alles keine Rolle. Andere haben es richtig gemacht, wo wir es falsch gemacht haben, und es gibt keinen Spielraum in den Regeln. Wir müssen die Niederlage hinnehmen, daraus lernen und am nächsten Wochenende gestärkt zurückkommen.»
Wolff ist bemüht, das Positive herauszustreichen. Das Team habe mit dem Upgrade am Boliden einen grossen Schritt gemacht. Austin sei eine Strecke, vor der Mercedes noch vor ein paar Rennen wegen der schnellen, weitläufigen Kurven nicht gut zurechtgekommen wäre. «Das Upgrade scheint das Auto in diesen Bereichen besser gemacht zu haben, und es funktioniert gut. Richtungsmässig ist das ein sehr gutes Zeichen.»
Auch Ferrari macht kein Stunk
Auch Ferrari-Sportdirektor Diego Ioverno gibt in einer Botschaft bei Instagram (siehe unten) unumwunden zu, dass man bei Ferrari ausserhalb der Limiten lag und verweist auf die Schwierigkeiten eines Sprint-Weekends.
Der Ausschluss hat auch schwerwiegende Folgen für Alfa-Sauber. Denn: Die Gegner in der WM-Wertung kassieren durch die Disqualifikation nochmals Extra-Punkte. Insgesamt fünf für Alpha-Tauri (achter Platz und schnellste Rennrunde), drei für Williams (9. Albon, 10. Sargeant). Die ausführliche GP-Analyse findest du hier.