Der neue Ferrari SF23 ist da – mit vielen Fragezeichen
Vasseur jagt Titel-Gespenst Todt

Rund 500 eingeladene Fans johlten und klatschten auf der Tribüne der Ferrari-Hausstrecke in Fiorano: Sie durften am Fest der Liebe die ersten Runden des neuen Ferrari SF23 von Vizeweltmeister Charles Leclerc live miterleben.
Publiziert: 14.02.2023 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2023 um 18:02 Uhr
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Frédéric Vasseur soll Ferrari als Teamchef zurück zum Weltmeistertitel führen.
Foto: keystone-sda.ch
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Roger BenoitFormel-1-Experte

Der neue Teamchef Frédéric Vasseur (54) muss als Franzose in Italien neue Wege gehen. Nach seinem erfolgreichen Landsmann Jean Todt (76), der Ferrari 2008 mit 14 WM-Titeln (6 Fahrer, 8 Teams) verliess, scheiterten gleich vier Italo-Teamchefs in Maranello – oft kläglich.

Weg mit Panikorchester

Vasseur: «Ich weiss, dass ich hier nur mit Siegen überzeugen kann. Und ich muss sagen, Ferrari hat wirklich alles, um erfolgreich zu sein.»

Warum es seit 15 Jahren nicht mehr klappte, lag meist am roten Panikorchester. Interne Streitereien, Schlampereien vor und hinter der Boxenstrasse, aufgedeckte Motoren-Mogeleien und dazu kamen auch Fehler der Fahrer!

Vasseur lernt Italienisch...

Die Lage beim roten Team ist klar: Wer 2022 in beiden Wertungen Zweiter wurde, der kann 2023 eigentlich nur verlieren. Ausser Vasseur, der viermal in der Woche einen italienischen Crash-Kurs belegt, schafft es, Ruhe nach Maranello zu bringen.

Etwas hat Vasseur dem erfolgreichsten Ferrari-Teamchef schon abgeschaut: Als es darum ging, wer als erster Pilot in den SF23 sitzen darf, liess er eine Münze entscheiden. Das tat schon Jean Todt bei seinen General-Zeiten im Rallyesport.

«Ein Auto zum Verlieben!»

Die Münze entschied für Leclerc. Und der Monegasse schwärmte am Valentinstag sofort: «Ein Auto zum Verlieben!» Das dachte Leclerc auch nach den ersten drei Rennen 2022, als er zweimal siegte (Bahrain und Australien) und bereits 46 Punkte Vorsprung auf Verstappen (zwei Ausfälle, Sieg in Saudi-Arabien) hatte.

Das Debakel ist bekannt: Leclerc gewann später nur noch in Spielberg und der Premieren-Erfolg von Teamkollege Sainz in Silverstone war der letzte rote Triumph. Vor elf Rennen.

«30 PS mehr – ein Witz!»

Die Medien sollten jetzt mit dem Ausdruck der «roten Göttin» vorsichtiger sein. Wer aus zwölf Pole-Positionen so wenig macht, muss die Hausaufgaben in den Vordergrund stellen.

Und als Vasseur-Vorgänger Binotto vor Monaten für diese Saison von einer neuen Motoren-Bombe mit 30 PS mehr sprach, lachte sein Nachfolger: «Ein Witz! Wir sind zufrieden, wenn wir endlich die Zuverlässigkeit in den Griff bekommen!»

Mercedes legte roten Teppich...

Es reichte 2022 trotzdem zum zweiten WM-Platz, weil Mercedes zwar meist dran war, aber bis zum vorletzten Rennen in Brasilien (Russell) auf den einzigen Saisonerfolg warten musste. Die Silberpfeile stellen am Mittwoch den neuen Boliden in Silverstone vor. Mit einem weiter hungrigen Sir Lewis Hamilton und einem wilden George Russell.

Sechs Motorschäden 2022

Der neue SF23 ist keine revolutionäre Grosstat. Er muss den Fahrern mit einer kürzeren Nase und optimierten Seitenkästen endlich wieder Vertrauen geben. Was auch bei Ferrari auffällt, sind die vielen schwarzen Flecken (Karbon-Teile), damit Gewicht gespart werden kann – schwarz war auch die Serie 2022. Sechsmal ging der V6-Turbomotor hoch – so kann man gar nicht Weltmeister werden!

Als die Defekthexe mit den Ventilen verscheucht worden war, fehlten plötzlich die nötigen PS. Und wer gegen Red Bull-Honda auf den Geraden bis zu 15 km/h verliert, darf nicht einmal mehr träumen. Die vermeintliche «rote Göttin» war sogar zum Albtraum geworden.

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