Wie lebensmüde muss man sein, sich mitten auf eine Formel-1-Strecke zu setzen, wo die Boliden für gewöhnlich mit bis zu 320 km/h vorbeiflitzen?
So passiert am vergangenen Wochenende in Silverstone. Abseits der Kameras setzten sich fünf Aktivisten der Gruppe «Just Stop Oil» auf die Wellington-Gerade (zwischen Kurve 5 und 6). Zu ihrem Glück wurde zu dem Zeitpunkt bereits die Rote Flagge aufgrund des Horror-Unfalls von Sauber-Pilot Guanyu Zhou (23) geschwenkt, weshalb die Fahrer abbremsen mussten.
«Als ich aus Kurve fünf herauskam, sah ich drei Typen auf mich zukommen», berichtete der spätere Sieger Carlos Sainz (27). Die Personen hätten auf jeden Fall das Recht, ihre Meinung zu äussern, er glaube aber nicht, «dass es der beste Weg ist, auf eine Formel-1-Strecke zu springen und sich selbst und die Fahrer in Gefahr zu bringen».
Hamilton warnt Aktivisten
Sofort eilten Sicherheitskräfte herbei und zerrten die Aktivisten von der Strecke. Im Anschluss wurden diese fünf und noch zwei weitere Personen verhaftet. Während Sainz, der in Silverstone seinen ersten GP-Sieg feierte, die Aktion eher kritisch betrachtet, begrüssen andere Fahrer deren Einsatz für die Umwelt.
«Ich liebe es, wie Leute um den Planeten kämpfen. Wir brauchen mehr Menschen wie sie», sagte etwa der siebenfache Weltmeister Sir Lewis Hamilton (37, Mercedes). Später relativiert der Brite auf Instagram: «Es muss sicher getan werden. Bitte springt nicht auf unsere Rennstrecken, um zu protestieren. Wir wollen euch nicht in Gefahr bringen.»
«Verständnis für ihre Ängste»
Ähnlich sah dies Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel (35): «Die Menschen agieren nicht aus Frustration, sondern sind verzweifelt und ich habe grosses Verständnis für ihre Ängste. Ich sehe aber auch die andere Seite. Sie riskieren Leute, die am Rennwochenende beteiligt sind.»
Die Gruppe «Just Stop Oil» setzt zivilen Widerstand ein, um die britische Regierung dazu zu bewegen, die Lizenzierung und Produktion neuer fossiler Brennstoffen einzustellen. (che)