Die Rechnung war einfach: Hätte Ferrari am Sonntag strategisch nicht versagt, hätte Charles Leclerc seinen Rückstand auf Verstappen nicht nur um 6 sondern 19 um Punkte verkürzen können!
Aber leider hat das frühere Panikorchester aus Maranello wieder eine Vorstellung in Silverstone gegeben.
Binotto kassiert Prügel
Und der Chefdirigent Matti Binotto (52) kassierte dafür weltweit Prügel. Nach dem Rennen versuchte der in Lausanne geborene Italiener das frustrierte Opfer Leclerc nicht etwa zu trösten, sondern erhob den Mahnfinger: «Wir sind alle für Ferrari im Einsatz.»
Ein Satz, der dem Monegassen nicht genügte. Aber er blieb nach aussen schweigsam: «Das sind Dinge, die wir intern besprechen müssen. Aber ich möchte Carlos zum Sieg gratulieren. Der erste ist immer der schönste!»
«Es war die falsche Entscheidung»
Und Binotto fand schon vor Ort die richtige Analyse: «Im Nachhinein wissen wir, das es die falsche Entscheidung war!»
Es ging um die zweite Safety Car Phase (von Ocon ausgelöst). Da führte Leclerc, der schnellste Mann im Feld, aber die «Roten» holten nur Sainz zum Reifenstopp!
Selbst Red-Bull-Boss Horner sagte: «Da haben wir uns mehr als gewundert!» Denn Verstappen war mit einem Karbonteil im Unterteil hilflos unterwegs. Verloren hatte es ein Schwesterauto von Alpha Tauri bei der internen Karambolage Gasly/Tsunoda!
Warum setzte Ferrari vor den letzten neun Runden nicht auf einen Doppelstopp? Niemand war schneller als die roten Boliden.
Leclerc seit fünf Rennen ohne Podestplatz
Binottos Erklärung: «Wir haben uns für Carlos entschieden, weil er ja in Führung lag. Wir wussten ja nicht, was die Gegner machen.» Die holten sich natürlich (wie Sainz) für den Endspurt den weichen Gummi. Und Leclerc versauerte mit 15 Runden alten Hart-Reifen, konnte am Ende gerade noch den vierten Platz vor Alonso retten.
Schon in Monaco hatte die falsche Strategie Leclerc einen Sieg gekostet. Der Titeljäger (138:181 gegen Verstappen zurück) ist jetzt seit fünf Rennen ohne Podestplatz.
In der 31. Runde musste der spätere Premierensieger Sainz übrigens Leclerc Platz machen, weil der Spanier einfach zu langsam war.