Die Spekulationen geistern seit dem umstrittenen WM-Final am 12. Dezember in Abu Dhabi durch die Sportwelt. Der siebenfache Weltmeister (wie Schumi) fühlte sich in der Wüste verschaukelt, verraten, betrogen.
Auch Mercedes angeschlagen
Genau wie Mercedes, wo Chef Toto Wolff – wohl mit einem Befehl von ganz oben – sich ein paar Tage nach dem Final äusserte, Max Verstappen halbherzig zum Titel gratulierte und sagte: «So einen Tag kann man nie mehr vergessen!»
Dieser Final hat beim sensiblen und 103-fachen GP-Sieger tiefe Spuren hinterlassen. Der Gerechtigkeitsfanatiker verlor die Lust, liess sich von Prinz Charles wenige Tage danach den königlichen Ritterschlag geben. Wegen Corona mit einem Jahr Verspätung.
Sulayem droht mit Strafe
Und weil Hamilton (mit Wolf) kurz darauf die FIA-Gala und Preisverteilung sausenliess, hatte der gleichzeitig neugewählte FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem (60) nichts Besseres zu tun, als eine der ersten Amtshandlungen Hamilton mit einer Strafe zu drohen.
«Wir können es nicht dulden, dass man mit Abwesenheit glänzt, wenn sich die FIA-Familie versammelt!» Etwas mehr Diplomatie wäre da angebracht gewesen, wenn man weiss, wie ein Fahrer leidet – und nicht zuletzt wegen der FIA. Sulayem: «Lewis darf keine Gnade erwarten!» Alles zu lesen auf den digitalen Portalen.
«Noch nicht 100 Prozent bereit»
Inzwischen hat der Araber (früher selbst ein Rallye-Pilot) nach eigenen Angaben Hamilton schon kontaktiert, aber noch keine Antwort erhalten: «Ich glaube, er ist noch nicht bereit, 100 Prozent zu funktionieren. Aber ich glaube, er fährt auch 2022 gegen Max. Das erwarten wir doch alle!»
Selbst der Holländer möchte unbedingt, dass er seinen grossen Rivalen nicht verliert. «Das ist eben Rennsport pur, auch wenn wir uns manchmal hassen!»
Geld nein, 8. Titel ja …
Aber eben: Hamilton schweigt, hat das Instagram-Geplauder gestrichen. Was könnte jetzt den Mann, der in 288 Rennen 182 Mal aufs Podest kletterte, umstimmen oder eben weiter motivieren? Da wären einmal die rund 100 Millionen Dollar Gage für die nächsten zwei Vertragsjahre. Und der 8. WM-Titel, den er bis elf Kurven vor dem Saisonende im Sack hatte.
Mit dem Geld allein kann man Hamilton nicht mehr aus dem Wellental der Gefühle und Emotionen rausreissen. Es muss der 8. WM-Titel, also der letzte grosse Rekord, sein.
Es drohen George und Max
Wenn er ihn holt, darf man Hamilton ruhig den Grössten aller Zeiten nennen (was jetzt schon viele Fans tun). Aber es droht ihm auch der Abstieg, wenn er neben Teamkollege George Russell nicht mehr der Silberpfeil-Kaiser ist – und zudem ist da noch Max Verstappen (24) im Red Bull-«Honda».
«Max wird sicher noch viele Titel holen», sagte jetzt Nico Rosberg (36), der Hamilton 2016 die erste schmerzliche Niederlage beigefügt hatte. Aber 2021 tat Lewis jetzt richtig weh.