Nati-Trainer Patrick Fischer wartet in der Aufstellung dieses Spiel der Spiele mit einer Überraschung auf: Er setzt im Tor nicht auf den routinierten Altmeister Leonardo Genoni (35), sondern auf Servettes Meistergoalie Robert Mayer (33). Es ist ein Entscheid, der schon nach 7 Minuten zu Diskussionen Anlass gibt. Denn Mayer leistet sich einen Riesen-Bock, lässt einen harmlosen Schuss von Kastner ins Tor kullern. Das darf doch nicht wahr sein!
Mayer-Bock zur Unzeit
Mayer, einst immer wieder mal gut für einen spektakulären Flop, aber in den vergangenen Playoffs und an der WM so gefestigt und stark wie noch nie, wird ausgerechnet an diesem Tag von seiner Vergangenheit eingeholt. Und als er kurz später eine zweite Unsicherheit zeigt, muss man richtig besorgt sein. Umso mehr, da auch die Feldspieler nicht wirklich in ihr gewohntes Schweizer Spiel finden.
«Wir spielten aussen rum und waren einfach zu wenig gut. Am Anfang hatten wir ein paar gute Chancen und wohl irgendwie gehofft, dass eine davon reingeht. Dann hätten wir den Match runterspielen können. Doch es kaum genau anders rum», erklärt ein enttäuschter Captain Nino Niederreiter.
Es sind zu viele kleine Fehler zu sehen, die Nervosität ist gross. Umso wichtiger, dass die Nati direkt nach der ersten Drittelpause reagieren kann. Mit einem NHL-Treffer. Jonas Siegenthaler trifft nach herrlicher Vorarbeit von Kevin Fiala. Doch bei diesem Tor hat die Nati enorm viel Glück – denn eigentlich hätte es nicht zählen dürfen. Fiala hatte zuvor Deutschlands NHL-Starspieler Moritz Seider mit einem Stockschlag ausser Gefecht gesetzt. Doch die Schiris haben es nicht gesehen.
Der Schweizer Aufschwung wird anschliessend durch eine Strafenflut gebremst. Andres Ambühl (4 Minuten) und Enzo Corvi (2 Minuten) wandern nacheinander für hohe Stöcke auf die Strafbank. «Nach den Strafen haben wir den Rhythmus verloren. Es ist mühsam, dass wir denen recht geben, die sagen, dass wir nicht parat sind, wenn es drauf ankommt. Das ärgert mich am meisten», sagt Nati-Trainer Patrick Fischer.
Obwohl die Deutschen daraus kein Kapital schlagen können. Im Gegenteil: Ausgerechnet Seider verliert die Nerven, checkt Gaëtan Haas von hinten in die Bande – und wird mit einem Restausschluss unter die Dusche geschickt! Jetzt spricht (eigentlich) alles für die Schweiz.
Deutsche Effizienz bremst Nati aus
Andrea Glauser hat auch das 2:1 auf dem Stock – doch es sind die Deutschen, die zuschlagen. Zuerst (38.) spielen sie uns aus und Peterka trifft. Und dann (39.) durch Sturm auch noch in Unterzahl. Zwei Gegentore innert 36 Sekunden! Unmittelbar, nachdem der beste Einzelspieler der Deutschen nicht mehr dabei ist. Welch eine kalte Dusche! «Wir haben ein ganz schlechtes Spiel gespielt», so Headcoach Fischer, «auch mit der Scheibe. Das Puckmanagement in der offensiven Zone haben wir angesprochen, wir brachten die Schüsse nicht durch. Dinge, die uns sonst gut gelungen sind.»
Richtig zwingend werden wir danach nur noch selten, die Deutschen verteidigen ihr Tor geschickt. «Sie haben uns nicht viel Zeit in ihrem Slot gegeben, alle fünf Spieler waren immer da. Sie haben viele Schüsse geblockt», beschreibt Tanner Richard. Es ist der vierte WM-Viertelfinal in Folge, den wir verlieren. Und nach 2021 erneut gegen die Deutschen. Obwohl wir jeweils der klare Favorit waren.
Die Nati zauberte sich in den vergangenen Jahren stets durch die Vorrunde, doch wenn es um die Wurst geht, versagt sie. Diesmal gegen das zu einem Angstgegner gewordene Deutschland – das war einfach zu wenig. Es besteht offensichtlich eine Viertelfinal-Blockade, die niemand lösen kann. Nicht Nati-Trainer Patrick Fischer. Und auch nicht die NHL-Stars um Nico Hischier, Nino Niederreiter und Kevin Fiala.
Fans: 2896
Tore: 7. Kastner (Wissmann, J. Müller) 0:1. 21. Siegenthaler (Fiala, Kukan) 1:1. 38. Peterka (Kahun, Gawanke) 1:2. 39. Sturm (Stachowiak, J. Müller/SH) 1:3.