Am Sonntagabend fand die Hockey-WM in Tschechien nach mehr als zwei Wochen ein Ende – ein bitteres aus Schweizer Sicht. Die Nati verlor das Endspiel um Gold mit 2:0 und muss sich damit einmal mehr frustriert mit Silber begnügen. Deutlich grösser ist die Freude derweil im Gastgeberland Tschechien, wie ein Blick auf die dortige Presse zeigt.
«Tschechien stürzt sich nach langer Zeit endlich wieder in den Hockeywahn. Und glauben Sie mir: Der Goldrausch wird so schnell nicht enden», schreibt etwa idnes.cz.
«Der Sieg unserer Nationalmannschaft ist die Freude von uns allen», kommentiert «Lidove noviny». So sei es nach der Ergebnis-Misere der letzten Jahre endlich eine positive Nachricht. «Obwohl es der Verdienst der Spieler und Trainer ist, ist es auch die Freude ‹unser aller›, also des einfachen Volkes, das sich über den Erfolg seiner Hockeyspieler freut», schreibt die Tageszeitung weiter – ohne der Schweizer Nati grosses Lob auszusprechen.
Schweden will sich ein Vorbild nehmen, Kanada schweigt
Lob bekommt dafür Nati-Goalie Leonardo Genoni von der deutschen Bild-Zeitung. «Mit Leonardo Genoni haben sie wieder einen sicheren Rückhalt im Tor. Der Keeper vom EV Zug glänzt mit 30 Saves im Endspiel. Eine tolle Leistung. Schon gegen die Kanadier überzeugte er beim Halbfinalsieg.»
Gross ist derweil auch die Euphorie in der schwedischen Presse nach der Bronzemedaille der «Tre Konor». Gleichzeitig soll sich Schweden vom tschechischen Hockeyfest etwas für die eigene WM im kommenden Jahr abschauen, schreibt etwa die grosse schwedische Zeitung «Aftonbladet»: «David Pastrnak hat ein tschechisches Volksmärchen geschrieben, das für immer weiterleben wird. 17 heisse Maitage lang gab es in Prag und Ostrava eine wahnsinnige Hockeyparty. Schweden muss nur zusehen und lernen, als Vorbereitung für wenn die Meisterschaft in einem Jahr nach Stockholm kommt.»
Weniger gross ist derweil die Freude in Kanada, dem unglücklichen Vierten an der WM in Tschechien. Bei Kanadas staatlichem Rundfunk CBC ist vom tschechischen Heimmärchen – oder dem Schweizer Silbermedaillengewinn – gar nichts zu lesen. Bei den beiden grössten kanadischen Zeitungen «The Globe and Mail» und «Toronto Star» findet sich ebenfalls nichts dazu.
«Das i-Tüpfelchen fehlt – und doch, ...»
Ganz anders natürlich hierzulande. «Immerhin Weltmeister der Herzen» seien die Schweizer laut CH Media. «Trotz Silber hat die Schweiz eine goldene Generation – doch wie lange noch?», schreibt der «Tages-Anzeiger». So dürften die Schweizer nach fantastischer Leistung zwar feiern, müssen sich danach aber um die Zukunft kümmern.
«Das i-Tüpfelchen fehlt – und doch hat es die Nati allen gezeigt», analysiert SRF. Für die «NZZ» ist Nati-Coach Patrick Fischer derweil der grosse Sieger: «Keinen anderen dürfte die Niederlage am Sonntag gegen Tschechien mehr schmerzen als Fischer. An der WM in Prag hat er sich das Recht verdient, seine Arbeit im Nationalteam bis zur Heim-WM in zwei Jahren fortzusetzen.»