Darum gehts
- SCL Tigers erreichen Playoffs, verlieren im Viertelfinal gegen Lausanne
- Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini verantwortlich für Erfolg
- Drei Schlüsselspieler verlassen den Verein nach herausragender Saison
Im Emmental wurden zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte Playoffs aufgeführt, das ist die Schlagzeile der Saison. Ein Feuerwerk hat man aber während der gesamten Saison abgebrannt, der Viertelfinal war nur das Schlussbouquet.
Man erinnere sich nur an die Einweihungs-Fete für den Trainings-Campus im September 2024. Das war der Startschuss für eine Saison, die später im Viertelfinal gegen den Quali-Sieger aus Lausanne enden sollte. Man konnte dem gut alimentierten Favoriten drei Niederlagen beibringen, bevor die Qualität für die Differenz zwischen Viertel- und Halbfinal sorgte. Das ist Selektion. Gut organisiert und schlau gecoacht sind die SCL Tigers auch, aber sie können sich keinen Luxuskader leisten wie der Parvenü aus Lausanne.
Spieler gehen – das ist der Kollateralschaden des Erfolgs
Der Hexer Stéphane Charlin (24) wird nächste Saison genauso für Servette spielen wie der fantastische Verteidiger Vili Saarijärvi (27, Fin). Brian Zanetti kehrt zu seinem Jugendklub Lugano zurück, auch dem 22-jährigen Abwehrspieler glückte eine herausragende Saison. Das sind Kollateralschäden des Erfolgs. Wer in Langnau von sich reden macht, wird irgendwann zu teuer, und finanzielle Kapriolen kann man sich nicht leisten. Der Topskorer Dario Rohrbach (26) hat für eine Saison verlängert, das ist ein Glücksfall. Vielleicht auch für ihn selbst. Rohrbach hat in den Playoffs die Leistungen der Regular Season bestätigt, und daran wird er in der nächsten Saison gemessen. Das könnte ihm in Langnau leichter fallen als im überhitzten Klima eines Top-6-Klubs.
Müller und Paterlini haben den Zweitletzten übernommen
Für den Erfolg sind Sportchef Pascal Müller und Trainer Thierry Paterlini (beide 45) verantwortlich. Sie haben eben ihre dritte Saison in Langnau abgeschlossen. Bevor sie die Fäden in die Hand nahmen, war der Klub auf Tuchfühlung mit dem Abstieg und weit weg von den Playoffs: zweitletzter Platz mit 35 Punkten, 30 Zähler Rückstand auf den Nächstbesten. Vor seiner ersten Saison sagte Sportchef Müller, dass man zuerst die Verlierermentalität ablegen müsse, das habe nichts mit dem Budget oder dem Talent zu tun, das müsse von oben nach unten vorgelebt werden.
Die SCL Tigers lieferten jetzt den Beweis dafür, dass konstant gute Arbeit und Konstanz auf strategischen Positionen auch in der kompetitiven National League von Erfolg gekrönt wird. «Wir arbeiten immer daran, auf allen Positionen in allen Bereichen besser zu werden, das betrifft die gesamte Organisation», sagt Müller am Tag nach dem Viertelfinal-Aus. «In den Bereichen Infrastruktur, beim Nachwuchs oder der mentalen und medizinischen Betreuung haben wir grosse Fortschritte gemacht, der Gastronomiesektor zum Beispiel leistet Zentrales für den Sport.» Und? Zufrieden, Herr Müller? «Ja. Wir können stolz und dankbar sein für diese Saison.»
Der famose Peter Jakob
Im September hatte der famose Präsident Peter Jakob (68) gesagt, der Campus schiesse keine Tore. «Wenn wir die ersten beiden Spiele gewinnen, heisst es wohl, das sei jetzt wegen des Campus. Verlieren wir dreimal hintereinander, ist der Campus ein Seich.» Ein «Seich» wird der Campus nie sein, das Bauwerk geniesst schon jetzt nationalen Kultstatus, weil es sich trotz geschmeidiger Form eine wohltuende Nüchternheit erlaubt und keine Ansprüche auf metaphysischen Firlefanz erhebt. Das Bauwerk ist nicht nur für Schaulustige ein Anziehungspunkt, sondern auch für den regionalen und nationalen Nachwuchs.
Und die Ausländer? Das Finnen-Quartett mit Verteidiger Juuso Riiikola (31) und den Stürmern Harri Pesonen (36), Aleksi Saarela (28) und Saku Mäenalanen (30) bleibt den Tigers als Gerüst erhalten, dazu stossen Verteidiger Santtu Kinnunen (26, Fi, von den ZSC Lions) und Stürmer Hannes Björninen (29, Fi, von Örebro, Sd). Für Angreifer Sean Malone (29, USA) ist kein Platz mehr. Der Trainerstab? Thierry Paterlini (49) und Steve Hirschi (43) haben ihre Verträge schon vor der Saison bis 2027 verlängert, Jukka Varmanen (45) bleibt bis 2026.
Aber wer ersetzt denn nun Stéphane Charlin? Für ihn kommt Swiss-League-Meistergoalie Robin Meyer (24) vom EHC Visp. Das ist doch kein Ersatz, sagen Sie? Mal abwarten. Als man Charlin aus Genf holte, sprach auch keiner von einem Hexer. Wunder brauchen eben Zeit. Nicht mal der Campus ist über Nacht aus dem Boden gewachsen.